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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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nicht wahr?«
    Jirka nickte. Er goss den Kaffee auf und trug die Becher zum Tisch. Dann holte er die Zuckerpackung und setzte sich wieder. Magda trank einen Schluck Kaffee, verzog das Gesicht und löffelte Zucker in das starke Gebräu. »Hast du einen Waffenschein für dieses Gesöff?«
    Jirka lachte. »Ihr seid doch alle Weicheier. Ein Kaffee muss schwarz sein wie die Nacht, heiß wie die Hölle und stark wie die Liebe.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung, aber das hier grenzt an Körperverletzung, wenn nicht sogar an versuchten Totschlag. Hast du noch etwas heißes Wasser?« Sie sah sich mit gerümpfter Nase um. »Hast du hier irgendwo überreifen Romadur versteckt? Es stinkt grauenhaft. Da hilft nicht mal der Kaffeeduft.«
    Jirka schenkte ihr nach. »Du bist ein Phänomen, Magda. Ich habe vorgestern welchen gegessen – aber hinterher alles fein säuberlich entsorgt und gelüftet, bis mir Eiszapfen an den Fingern wuchsen. Keiner Menschenseele ist etwas aufgefallen. Wie machst du das neuerdings?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht. Plötzlich rieche ich Dinge, die mir vorher nie aufgefallen sind. Du trägst heute ein anderes Parfüm – was ist es?«
    Jirka lachte. »Du bist ja schlimmer als die Polizei. Hugo war alle, also habe ich irgendwas aus den Tiefen des Badezimmerschranks ausgegraben.«
    »Lass es wieder dort verschwinden, bitte. Es passt nicht zu dir. Und es erinnert mich an irgendwas Unangenehmes. Mir ist dieser übermäßig ausgeprägte Geruchssinn ziemlich lästig. Ich habe gegrübelt, wann er zum ersten Mal aufgetreten ist. Ich glaube, nachdem ich diesen Schlag auf den Kopf bekommen habe …«
    »Ja, wäre möglich. Am besten, du gehst mal zu einem der Kollegen in der Neurologie, die sind immer dankbar für ausgefallene Fälle. Kürzlich erzählte mir der Landovský von einem seiner Patienten, der seit einem klitzekleinen Schlaganfall, der weiter keine Symptome hinterlassen hat, nur noch schwarz-weiß sieht. Vielleicht hat er auch schon von Hyperosmie nach Schlägen auf den Hinterkopf gehört.«
    »Die gibt es. Ich habe nachgesehen. Ich zitiere: ›Hyperosmie kann nach posttraumatischen Belastungen, insbesondere nach Gewalteinwirkungen auf das Hinterhaupt, auftreten.‹ Allerdings leiden die Patienten nach so etwas meist an Hyposmie oder Anosmie – also dem Gegenteil von meinem Problem. Immerhin gibt es eine Selbstheilungstendenz in zehn bis zwanzig Prozent der Fälle. Sehr viel mehr werden mir die Kollegen auch nicht sagen können. Außerdem haben wir jetzt Wichtigeres zu tun.« Sie probierte vorsichtig den Kaffee. »Besser.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Jirka. »Oberst Kohout hat den Fall zu den Akten gelegt, und so wie ich unseren faulen Gockel kenne, wird er seine Meinung nicht ändern, nur weil Zement in dieser Urne war. Er wird im Zweifel behaupten, da seien zwei Urnen verwechselt worden. Was, so ungern ich das sage, durchaus möglich wäre …«
    Magda bedachte ihn mit einem Blick, als hätte er den Verstand verloren. » Natürlich . So ein Krematorium füllt immer mal wieder Urnen mit Zement auf«, erwiderte sie trocken. »Für den Fall, dass jemand außer der Reihe mal was zum Beerdigen braucht und gerade keine Leiche an der Hand hat, die man einäschern könnte. – So ein Quatsch.«
    »Okay, okay, du hast ja recht. Aber, was ich nicht verstehe – wieso war in der Urne überhaupt keine Asche? Sie hatten doch den Sarg zurückbekommen. Zugegeben, sie hätten nur mit dem verbrannten Sarg zu wenig gehabt, also macht das Auffüllen mit Zement durchaus Sinn, aber dann wäre wenigstens ein bisschen Asche drin gewesen …«
    »Du stehst heute wirklich auf der Leitung, Jirka. Ich bin ziemlich sicher, diesen hin und her verschobenen Sarg hat es nie gegeben. Den hat sich unser Kollege Katz ausgedacht. Wahrscheinlich kennt er jemanden im Krematorium. Ein kleiner Gefallen unter Freunden oder ein bisschen Geld. Diese ganze Sache ist ein halb garer Verschleierungsversuch, wenn du mich fragst. Die wollen, dass wir glauben, David sei tot.«
    »Hm, mag sein, aber das macht es nicht einfacher. Der Oberst wird uns nicht helfen.«
    »Nein, der sicher nicht. Der ist vermutlich froh, dass er David endlich los ist. Wir müssen mit Ota reden. Und vielleicht mit dem Väterchen. – Sag mal, hat sich dein Freund Katz eigentlich bei dir gemeldet? Wegen der Urne, meine ich?«
    Jirka schüttelte den Kopf. »Nein, und das erstaunt mich, ehrlich gesagt. Denn er muss inzwischen wissen, dass

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