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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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Fräulein.«
    »Aber das ist doch der einzig logische Schluss, nicht wahr? Sie sagten, Sie halten diese Männer für Freier. Sie wurden zusammengeschlagen, ihnen fehlte Geld. Also …«
    »Wir betrachten diese Fälle nicht als Raubüberfälle, noch nicht mal als Diebstahl.« Sein Gesichtsausdruck war undurchdringlich. Er spielte wieder mit dem Ring, zog ihn vom Finger und drehte ihn hin und her, während sein Blick zu der Zigarettenschachtel auf seinem Tisch wanderte.
    »Wollen Sie damit sagen, dass die Männer sich selbst zusammengeschlagen und ausgeraubt haben?« Die Spielerei mit dem Ring irritierte Larissa. War der Mann nervös oder der Ring so neu an seiner Hand, dass er ihn noch als Fremdkörper empfand? Vielleicht versuchte er aber auch nur, sich das Rauchen abzugewöhnen und brauchte ein Ersatzspielzeug für seine Hände.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Oder gehen Sie davon aus, die Männer seien im Schnee so schwer gestürzt, dass sie dann bewusstlos liegen geblieben sind und ihnen bei der Gelegenheit alles Geld aus der Brieftasche gefallen ist?« Larissa verlor langsam die Geduld. Das war doch alles absurd.
    »Nein.«
    »Na also!«, rief Larissa leicht genervt aus. »Dann sind die Männer von irgendjemandem überfallen worden. Und wenn sie Freier waren, wie Sie, Herr Inspektor, offenbar annehmen, dann stecken doch offensichtlich entweder die von diesen Männern besuchten Prostituierten oder deren Zuhälter dahinter …«
    »Die Männer haben alle bestritten, die Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen zu haben. Wie gesagt, wir betrachten diese Zwischenfälle nicht als Diebstähle oder Raubüberfälle. Und die Männer nicht als Freier.«
    Larissa legte den Kopf schief und lächelte ihn ironisch an. »Ich verstehe. Sie wollen sich von diesen Zwischenfällen , wie Sie sie nennen, Ihre Kriminalstatistik nicht verderben lassen.«
    »Das haben Sie gesagt.« Er grinste und steckte den Ring wieder an seinen Finger. Seine Hände griffen wie abwesend nach Zigarette und Feuerzeug.
    »Können Sie mir denn wenigstens sagen, wo diese Männer gefunden wurden?«
    »Wozu wollen Sie das wissen?« Er atmete tief ein und stieß den Rauch in kleinen Ringen wieder aus.
    »Professioneller Wissensdurst.«
    »Neugier bringt die Katze um, wie unsere amerikanischen Freunde so schön sagen.« Das Zigarettenpapier knisterte. Weitere Rauchkringel schwebten zur Decke.
    »Das scheint das Lieblingssprichwort geheimniskrämerischer Polizisten zu sein. Sie vergessen, dass Katzen neun Leben haben.«
    »Neugierig, wie Sie zu sein scheinen, haben Sie vermutlich schon einige davon eingebüßt. Hören Sie, junge Dame, Sie stochern hier in Wespennestern herum – stecken Sie Ihre Nase nicht in Dinge, die zu groß für Sie sind.«
    »Ist das eine Drohung, Herr Inspektor?«, fragte sie mit unschuldigem Augenaufschlag.
    Er lachte laut auf. »Eine Drohung? Aber ich bitte Sie! Das ist nichts als ein väterlicher Rat. Im Ernst – wir tun hier unser Bestes, um die Kriminalität im Zaum zu halten. Und wir sind durchaus erfolgreich darin. Wenn Leute Dummheiten machen und dabei zu Schaden kommen, versuchen wir es aufzuklären, aber wenn diese Leute jegliche Zusammenarbeit verweigern, sind uns die Hände gebunden. Leider. Mehr kann ich Ihnen dazu beim besten Willen nicht sagen.« Er warf einen ungeduldigen Blick auf seine Armbanduhr. »Es tut mir leid, aber ich habe noch zu tun, Frau Redakteurin. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Heimreise.«
    »Das hat noch Zeit, Herr Inspektor, es gefällt mir sehr gut hier. Ich denke, ich werde noch ein bisschen bleiben.«
    Die Tür wurde geöffnet, und ein junger Polizist in Uniform steckte den Kopf herein. »Chef, da draußen ist noch ein Journalist, der was von Ihnen will. Irgendein Korrespondent, glaube ich, wenn ich ihn richtig verstanden habe. Der Typ kann nur Englisch und eine Handvoll Wörter Deutsch.« Er verdrehte die Augen über den derart ungebildeten Journalisten. »Was soll ich mit ihm machen?«
    »Schicken Sie ihn weg, ich habe zu tun. – Nach Ihnen, bitte.« Marný deutete auf die Tür. »Wenn Sie unbedingt bleiben wollen, dann wünsche ich Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt in unserer schönen Gegend. Und vergessen Sie den Henker nicht. Ein hochinteressanter Mann.«
    Larissa nickte ihm zu und verließ verärgert das Büro. Draußen saß auf einer Bank ein junger Mann und blickte erwartungsvoll in Richtung Inspektor.
    »Die Arbeit ruft«, erklärte der Inspektor kurz, während er an dem

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