Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
Vom Netzwerk:
gekommen, dass es sich um David handeln könnte. Immerhin hatte sie ja auch etwas von unbestechlichen Polizisten erzählt, die so eine Pest seien.«
    »Ja, das ist auch meine Idee«, bestätigte Ota.
    »Wenn es dieser Benda war, dann haben wir Pech«, sagte Jirka, »Katz sagte, er sei inzwischen in Irland.«
    »Du glaubst doch sonst nicht alles, was man dir erzählt«, widersprach Magda. »Dein Freund Katz hat uns allerhand Lügen aufgetischt, abgesehen von der Tatsache, dass er diesen Benda auch den Obduktionsbericht und den Totenschein hat unterschreiben lassen. Diese beiden Dokumente sind also offensichtlich Kappes. Und die junge Dame sagte, sie habe seither zumindest einmal mit ihrem Freund gesprochen. Oder sagte sie etwas davon, dass er im Ausland sei?«
    Ota schüttelte den Kopf. »Nein, so wie ich sie verstanden habe, ist er zwar zu beschäftigt, um sich mit ihr zu treffen, aber von Ausland war nicht die Rede. Verstehe ich nicht, warum er keine Zeit für sie hat. So wichtig kann keine Arbeit der Welt sein. Das Mädel hat echte Klasse.« Er grinste vielsagend.
    »Hast du etwas über den Verbleib von Eva Urbanová herausfinden können?«, fragte Magda.
    Ota schüttelte den Kopf. »Erst hat mich Meda zu diesem Stelldichein mit ihrer Freundin bestellt, und dann … äh, hatte ich noch eine Kleinigkeit zu erledigen. Aber sie steht auf meiner Prioritätenliste ganz oben. Ich werde deswegen aber mit dem Väterchen reden müssen. Er muss helfen, allein komme ich gegen den Oberst nicht an. – Und was habt ihr jetzt vor?«
    »Ich denke«, sagte Magda entschlossen, »wir sollten versuchen, diesen geheimnisvollen Herrn Benda irgendwo aufzutreiben.« Sie schwieg einen Moment nachdenklich und fuhr dann fort: »Ist euch eigentlich auch schon aufgefallen, dass der Nachname auf der Notfallplakette der gleiche ist wie der von diesem Anwalt?«

22
    Smrt je fraska: nerealizovatelná.
    Der Tod ist eine Farce: nicht realisierbar.
    Die Sonne stand hoch am Himmel, jedenfalls so hoch, wie sie im Winter gemeinhin kam. Die verschneite Landschaft, die an ihnen vorbeizog, wirkte in ihrer friedlichen, goldschimmernden Schönheit fast unheimlich auf ihn. Wie ein Potemkinsches Dorf, eine bloße Kulisse, hinter der sich eine hässliche Wirklichkeit verbarg. Er sah hinunter auf seine Hände, die einen etwas abgegriffenen tschechischen Personalausweis hielten. Seine neue Identität. Der Name lautete auf Martin Trojan , geboren in Mariánské Lázně; Wohnort: dito. Immerhin kam der Mann nicht aus Prag, wo man jemandem über den Weg laufen konnte, der ihn kannte. Marienbad war weit genug weg, mehr als einhundertfünfzig Kilometer – das müsste reichen, dachte Anděl, um mit diesem Ausweis nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Sein Blick wanderte weiter. Der Mann war ein paar Jahre älter als er, aber das würde am wenigsten auffallen, wichtiger war die Größe, und die stimmte ungefähr. Immerhin war dieser Trojan ledig, wie er beim Blick auf die entsprechende Zeile auf der Rückseite des Ausweises feststellte. Es würde also keinen Ärger wegen einer Ehefrau geben können. Er drehte den Ausweis wieder um und sah sich das Foto an: ein Mann mit blondem Haar und einer schwarz geränderten Brille, keine besonderen Kennzeichen, immerhin auch blaue Augen, aber ein Vollbart. Das würde nützlich sein. Wie gut, dass er sich seit Tagen nicht rasiert hatte. Wenn er den seinen weiter wachsen ließ, würde die oberflächliche Ähnlichkeit ausreichend sein. Bis auf die Haarfarbe. Aber das ließ sich regeln.
    »Ich habe mich bemüht, einen passenden Ausweis auszusuchen«, sagte Agáta Abrhámová, als habe sie seine Gedanken gelesen. »Die Auswahl war allerdings sehr klein. Wir müssen nur noch die Haare und den Bart färben. Die Brille wird den Rest richten.« Sie hielt sich strikt an die Geschwindigkeitsbegrenzung und fuhr auch sonst sehr umsichtig und konzentriert, um nicht aufzufallen. Es war kaum Verkehr auf der Landstraße.
    »Er ist perfekt«, sagte David Anděl, alias Martin Trojan. »Woher haben Sie ihn eigentlich?« Seit sie das Sanatorium vor einer knappen Viertelstunde verlassen hatten, hatten sie kaum gesprochen. Er hatte sich auf einem Parkplatz an der Landstraße noch einmal umgezogen und trug nun einen etwas abgetragenen dunklen Nadelstreifenanzug und ein weißes Hemd. Die Sachen waren ihm ein bisschen zu weit und unter normalen Umständen würde er so einen gestreiften Anzug niemals anziehen, aber das machte nichts. Er war ohnehin nicht

Weitere Kostenlose Bücher