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Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)

Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)

Titel: Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Hottenrott
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eine größere Straße e rreicht, die frei von Schnee war.
    Sam hielt sich noch immer verbissen am Lenkrad fest. Und sie sprach kein Wort mehr mit mir.
    Wahrscheinlich, so dachte ich, wird sie mich für immer hassen. Sie wird mir den möglichen Tod ihrer eigenen Kinder zuschieben wollen und ich kann es verstehen. Aber ich habe es nicht so gewollt. Es war einzig die Entscheidung ihres Mannes und nicht meine.
    Wir fuhren über eine breite Autobahn.
    „Es tut mir leid“, fing Sam plötzlich an. Sie sah mich nicht an, stattdessen konzentrierte sie sich auf die Straße. „Du bist nicht dafür verantwortlich, was hier gerade geschieht.“
    Ich sah aus dem Fenster, aber hörte Sams Wo rten aufmerksam zu.
    „Ich konnte mich nie damit abfinden, dass ich und unsere Kinder für ihn immer nur an zweiter Stelle standen. Für ihn war der Widerstand das wichtigste Gut im Leben.“
    Ich seufzte. „Aber ich dachte, du wärst ebenso begeistert und eingenommen von seiner Idee.“
    Sam schüttelte ihren Kopf. „Ich liebe ihn, aber für seine Idee hatte ich nie viel übrig. Als wir uns ke nnenlernten, kann ich dir sagen, da war er noch ganz anders. Er war nicht so ernst und schon gar nicht dachte er daran, dieses System in irgendeiner Weise zu stürzen.“
    Merkwürdig. Ich konnte mir Bloomquvist niemals anders vorstellen.
    „Deswegen mag ich es auch nicht, wenn er anderen und vor allem fremden Leuten vom Widerstand erzählt. Niemand sollte davon wissen, denn solche Sachen bringen uns und unsere Familie nur in Gefahr.“
    „Leider hattest du Recht.“
    „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es meinen Kindern gut geht. Und Lars wird auch nichts pa ssiert sein. Er ist ein, sagen wir, zäher Bursche.“ Ein Schmunzeln glitt über Sams Gesicht, das dennoch von Trauer gezeichnet war.
    „Wo wirst du mich hinbringen?“
    „Der Widerstand ist wie eine große Familie. Wenn es einer Familie schlecht gehen sollte, kümmert sich immer eine andere um sie.“

Akt VI
     
     

Bloomquvists Kopf schmerzte fürchterlich. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand oder wie lange er schon ohne Bewusstsein war.
    Er sah sich um, versuchte sich, zu erinnern. Und dann schossen ihm die letzten Bilder in den Kopf. Sein Unfall mit dem Gleiter, seine beiden Kinder. Wo waren sie?
    Wo war er?
    Verwirrt sah er sich weiter um. Er befand sich in einer schwach erleuchteten Zelle. Und er lag auf einer unbequemen Pritsche. Dies hier war sicher kein Ort, um gemütlich zu verweilen.
    Auf dem Boden stand ein Tablett, auf dem sich ein einzelner Teller befand und auf diesem wi ederum befand sich ein kaum definierbarer Brei.
    Er war sicher wieder in einem dieser Interni erungslager.
    An seinem Körper trug Bloomquvist lediglich ein Hemd, das üblicherweise Patienten tragen mus sten. Es war hinten nicht geschlossen.
    Vorsichtig stand er auf und lief zu der stählernen Tür, die eine kleine Öffnung hatte, durch die etwas Licht in das Innere seiner Zelle drang. Er versuchte , etwas zu erkennen, aber die einzigen Dinge, die er sehen konnte, war eine weiße Wand, eine andere Tür und grelles Licht.
    „Hilfe! Ich brauche Hilfe!“, schrie jemand in se iner Nähe.
    Bloomquvist hörte das laute Aufstampfen einiger Stiefel und instinktiv ging er einen Schritt zurück. Schatten huschten an der Öffnung vorbei.
    Ein leises Quietschen, verursacht durch die Öffnung einer Tür, erschallte und die Stimme, die rief, wurde deutlich lauter.
    „Hier sind überall Ratten! Tun sie doch etwas! Töten sie die Drecksviecher!“ Die Stimme klang panisch und überzeugt.
    Bloomquvist schüttelte es sofort. Waren hier wirklich Ratten?
    „Jetzt beruhigen sie sich wieder“, sagte eine ti efe, männliche Stimme.
    „Was? Was zur Hölle tun sie da? Sie sollen diese Viecher töten, verdammte Scheiße! Nehmen sie ihre Griffe von mir!“ Die l etzten Worte waren kaum noch hörbar, denn sie wurden erstickt.
    Bloomquvist musste schlucken.
    „Legt ihn wieder auf sein Bett“, befahl die gleiche Stimme barsch.
    Ein weiteres Quietschen ertönte. Und die Scha tten huschten wieder an der Öffnung vorüber. Sie lachten, amüsierten sich lauthals über den Mann von eben.
    „Was für ein Idiot“, sagte eine Stimme.
    „Das sind doch hier alles kranke Bastarde. Ich warte auf den Tag, an dem wir den Befehl erhalten, sie alle zu beseitigen“, sagte eine andere Stimme spöttisch.
     
     
     
     
    Es war eine lange Nacht und Bloomquvist wurde mehr als einmal von schreienden Stimmen, quie tschenden Türen

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