Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
Aufenthaltsort ihrer Kinder.
Sie hatte sich sehr verändert. Und sie tat mir wirklich leid.
Ich konnte mir nicht einmal im Ansatz vorstellen, wie es sein musste, wenn einem die eigenen Kinder genommen werden. Wenn man nicht einmal weiß, wo sie sich zurzeit befinden.
Mein erster Gedanke, als ich diese Bilder sah, war, dass es Bloomquvist gut ging. Ich weiß nicht, warum, aber ihm traute ich die Organisierung e ines solches Attentats zu.
Wo war er nur abgeblieben?
Maximilian wurde von seinem Leibwächter zur Seite geworfen. Die beiden Körper schlugen hart auf der Bühne auf.
Der Präsident hatte noch gar nicht realisiert, was hier gerade geschehen ist. Paralysiert und mit einem leeren Kopf lag er am Boden.
Er hörte die wütenden Forderungen der Aufständischen: „Nieder mit der EU-Diktatur!“ Dann folgten einige Schüsse aus Pistolen.
Maximilian spürte, wie er langsam von der Bühne gezogen wurde.
„Der Präsident muss in Sicherheit gebracht werden. Höchste Priorität!“, rief sein Leibwächter.
Als man Maximilians Körper bis an die Treppe zur Bühne gezogen hatte, half ihm ein anderer Wäc hter auf die Beine. In leicht geduckter Haltung nahm dieser den Präsidenten auf seine Schulter und trug ihn mehr oder weniger heraus.
Maximilian warf einen letzten Blick zurück und er sah die wütenden Blicke der Rebellen, die sich auf den Kampf kon zentrierten.
In ihm kam Hass auf. Konnten diese Menschen nicht begreifen, wie nahe die Union dem Zusa mmenbruch war?
Die Wächter begleiteten den Präsidenten bis zu seinem Gleiter. Bis dahin war Maximilian völlig paralysiert. Und erst als sie ihn in den Gleiter ve rfrachteten, wachte er auf.
„Bringen sie den Präsidenten an einen sicheren Ort“, befahl der Wächter barsch und warf die Tür des Gleiters zu.
Der Pilot wollte gerade abheben, als er Maximilians Hand an seiner Schulter spürte. Nur dank seiner guten Körperbeherrschung zuckte er nicht vor Schreck zusammen.
„Sie werden mich zum Parlament bringen. Es gibt einige Dinge, die in die Wege geleitet werden mü ssen“, sagte der Präsident fast schon mystisch.
Der Pilot nickte.
Aufgeregt stürmte Sam in das Haus. „Habt ihr die Nachrichten gesehen?“
Ich saß noch immer vor dem Fernseher und wa rtete auf weitere Informationen.
Was ist mit dem Präsidenten passiert? Ist er en dlich tot? Hat er diesen Angriff überlebt? Und wer hat denselben zu verantworten?
„Wer ist dafür verantwortlich? Mir sind keine Pläne des Widerstandes bekannt, die ein solches Vorgehen beinhalten“, erklärte Sam, während sie ihre Jacke auszog.
Sie war plötzlich ganz anders. Weniger resigniert, mehr engagiert. Sam war genauso Feuer und Flamme für den Widerstand, aber sie wollte es sich vielleicht nicht zugestehen.
„Wer auch immer dafür verantwortlich zeichnet, er hat wieder bewiesen, wie mächtig der Wide rstand sein kann“, erklärte ich. „Aber ich habe über diese Worte nachgedacht. Was ist, wenn wir für die Regierung zu mächtig werden? Wie werden sie dann reagieren?“
Sam sah mich an. Ich glaube, sie dachte über di ese Überlegung nach. Ein Nicken. „Du hast absolut Recht, Serah. Je mehr wir uns wehren, desto mehr Widerstand werden wir von der Regierung erfahren.“
„Es wird kein Widerstand sein. Sie werden vers uchen, uns zu vernichten. Die Regierung wird uns jagen. Damit hatten sie noch nie Probleme.“ In meinen Gedanken sah ich wieder diese Bilder aus dem Getto. Das kalte Vorgehen gegen die Menschen dort.
Eine kurze Pause entstand.
Dann meldete sich der Nachrichtensprecher mit neuen Nachrichten. „Wir haben soeben erfahren, dass der Präsident auf dem Weg ins Parlament ist. Niemand scheint zu wissen, was er dort will, aber die Tatsache, dass er sich nicht an einen sicheren Ort bringen lässt, ist entweder bemerkenswert oder sehr unüberlegt.“
„Ich bin der Meinung, dass wir diesbezüglich e twas unternehmen müssen“, erklärte der Parlamentarier entschlossen. Er ließ seinen Blick durch die Reihen seiner Kollegen schweifen. Einige nickten zustimmend, andere hingegen hatten die Arme vor der Brust verschränkt.
Er wollte seine Argumentation gerade fortfü hren, als die Tür zum Saal aufsprang.
Mit wütendem Schritt trat Maximilian ein. Nah ezu alle Anwesenden drehten sich nach ihm um, denn eine Störung einer Debatte war nicht sehr üblich.
„Herr Präsident, was?“, sagte der wortführende Parlamentarier.
„Ich habe eine Frage
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