Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
entlässt, werden sie immer der Verrückte bleiben.“
Mit einem Schlag wurde Bloomquvist offenbart, warum er hier war. Er hatte den Präsidenten ma ßlos unterschätzt.
„Sie Bastard.“ Blitzschnell sprang Bloomquvist von seinem Stuhl auf und genauso schnell zückte der Präsident einen länglichen Gegenstand in schwarzer Farbe. Bloomquvist verfolgte die Bew egung. Maximilian hatte dieses Teil kaum gezogen, da fuhr es wie von selbst aus und wurde zu einer Art Schlagstock.
Bloomquvist versuchte , nach der Hand mit der Waffe zu greifen, doch er war tatsächlich zu langsam. Schon sehr viel früher spürte er einen schrecklichen Schmerz im Nacken.
Maximilian hatte ausgeholt und ihm den Schla gstock direkt ins Genick geschlagen.
Die Wucht des Schlags drückte Bloomquvist zu Boden und sein Körper fühlte sich wie gelähmt an. Mit einem dumpfen Knall schlug er auf dem harten Boden auf.
„Was für ein kläglicher Versuch“, spottete Maximilian noch und legte die Spitze des Schlagstockes auf Bloomquvists Kopf. „Es ist wohl wirklich besser, dass ihre Kinder in ein Internierungslager gebracht worden sind. Dort wird man sie zu richtigen Soldaten ausbilden.“
Diese Worte waren schlimmer als jeder Schlag. Bloomquvist blieb der Atem stehen.
„Das hat sie jetzt sicher getroffen, was?“, fragte Maximilian lachend. „Was denken sie denn, was wir mit Leuten wie ihnen machen?“
„Das waren Kinder!“
„Ja, es waren Kinder von dreckigen Rebellen und die werden genauso behandelt wie jeder Rebell. Wir gehen kein Risiko ein.“ Maximilian nahm die Spitze seines Schlagstockes von Bloomquvists Kopf.
Er trat einen Schritt zurück, fuhr den Stock aber noch nicht ein, denn er rechnete mit weiteren Angriffen seitens Bloomquvist.
„Warum tun sie das?“
„Das ist endlich mal eine gute Frage. Es geht hier um Reinheit, Bloomquvist. Ich will die Union von diesen dreckigen Elementen befreien und sie zu einem Ort machen, der nur für reiche Menschen geschaffen ist.“
„Denken sie wirklich, dass eine Welt, die nur aus reichen Bürgern besteht, so viel besser ist als eine Welt, in der beide Seiten existieren?“
„Ich könnte ihnen jetzt zahllose Statistiken vo rhalten. Wer denken sie, begeht die meisten Straftaten? Wer glauben sie, schafft es weniger, sich richtig zu integrieren? Wer glauben sie, verursacht die meisten gesellschaftlichen Probleme in der Union?“
Bloomquvist raffte sich auf und sah den Präs identen wütend an. „Sie sind nicht nur der Vertreter der reichen Bürger! Sie sollen alle Bürger der Union darstellen!“
Maximilian hielt einen Moment inne, als wolle er bewusst eine dramatische Pause erzeugen. Und dann begann er , zu lachen. Er lachte derart laut, dass man ihn wahrscheinlich auch außerhalb der Zelle hören konnte. „Sie sind noch naiver, als ich dachte!“
„Das ist keine Naivität. Das ist die Definition e ines Vertreters in einer Demokratie“, sagte Bloomquvist durch zusammengebissene Zähne. Er wollte Maximilian angreifen, aber er wäre im Nachteil gewesen.
„Die Demokratie ist eine sehr alte Staatsform und das, was wir jetzt haben, hat rein gar nichts mehr mit dem Original zu tun. Aber solche Sachen können sie nicht verstehen.“
Bloomquvist sank wieder zu Boden. Der Schlag in sein Genick hatte ihn empfindlich geschwächt. „Sie werden schon sehen, wie die Leute ihre Regierung aufnehmen.“
„Es gibt Mittel und Wege, den Leuten klar zu machen, dass sie uns brauchen und, dass ihre Regierung richtig ist.“
„Ja, eine Diktatur.“
Der Präsident schüttelte seinen Kopf. „Sie sind verblendet, Bloomquvist. Und ich denke, es ist ganz richtig, dass sie sich in einer Psychiatrie befinden.“
Maximilian wandte sich herum.
Wortlos und geschockt stieg ich zu Sam in den Geländewagen. Nur im Augenwinkel sah ich ihren erwartungsvollen Blick.
„Bitte sage mir, dass du wenigstens weißt, wo sie sich befinden?“
Ich schlug die Tür zu und ließ mir einen Moment Zeit, um anzukommen. Meine Gedanken mussten geordnet werden. „Sie sind zumindest nicht hier. Man erklärte mir, dass die Kinder von reichen Bürgern an andere Familien weitergegeben werden und nur die Kinder der Armen landen hier.“
Sam seufzte erleichtert. Sie wusste nun, dass es ihren Kindern wenigstens nicht schlecht ging. „Du siehst aus, als hättest du einige Dinge gesehen, die sehr schlimm sind.“
Sie setzte den Wagen langsam in Bewegung.
„Du kannst dir nicht vorstellen,
Weitere Kostenlose Bücher