Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
nicht miteinander.
Sie standen nur da.
„Sind sie bereit?“, fragte der Leiter der Psychiatrie.
Maximilian nickte entschlossen.
Der Mann mit dem Monokel gab einen kurzen Wink an einen Wächter und der schloss die Tür auf. „Ich wünsche ihnen viel Glück.“
Quietschend ist die Tür geöffnet worden und ein grell erleuchteter Raum wurde offenbart.
„Sie sehen wirklich scheußlich aus“, sagte Max imilian fast schon unwillkürlich, als er Bloomquvist erblickte.
„Und sie sind scheußlich“, erwiderte er.
Der Präsident trat in den Raum ein und schloss die Tür wieder hinter sich. „Vielleicht können sie sich denken, warum ich hier bin?“
„Sicher nicht, um mir zu helfen.“
Maximilian lächelte. „Selbst wenn ich wollte, sie würden meine Hilfe sicher nicht annehmen, habe ich recht?“
Bloo mquvist nickte entschlossen.
„Ich kann sie beruhigen. Ich bin nicht hier, um ihnen zu helfen, vielmehr möchte ich Informati onen von ihnen haben.“
„Und da sie keine Gegenleistung haben, werde ich ihnen nichts geben.“
„Sie wollen also nicht wissen, was mit ihren Kindern passiert ist? Sie sind aber ein merkwürdiger Vater.“
Bloomquvists Gesicht erstarrte. Er schluckte laut. „Was haben sie ihnen angetan?“
„Ich habe gar nichts getan.“ Maximilian winkte ab. „Aber ich kann etwas tun, wenn es erforderlich ist. Wenn sie mir die Informationen geben, die ich will, dann sage ich ihnen, was mit ihren Kindern passiert ist.“
Bloomquvist befand sich in einem Dilemma. Er wollte unbedingt etwas über seine Kinder wissen und selbst wenn er nur wusste, dass es ihnen gut geht, wäre das schon genug. Aber war ihm dieses Wissen seine Informationen wert? Könnte er dafür den Widerstand verraten?
„Also, was sagen sie?“
Bloomquvist seufzte. „Was wollen sie wissen?“
Maximilian nickte zufrieden. „Ich möchte wissen, wer den Widerstand anführt? Wer zieht die Fäden im Hintergrund?“
„Ich muss sie enttäuschen, denn ich bin es nicht und niemand weiß, wer die Fäden zieht. Wir sind eine gewaltige Organisation und jede Zelle dieser verwaltet und operiert selbstständig.“
Maximilian nickte. Konnte er ihm glauben oder war das nur eine Lüge? „Wie groß ist der Widerstand?“
„Ich sagte ja, wir sind eine große Organisation, aber wie viele Mitglieder wir genau haben, kann ich ihnen nicht sagen.“
„Was ist ihr genaues Ziel? Wollen sie einfach nur die Union vernichten? Wollen sie vielleicht die Regierung vernichten?“
„Wir wollen Gerechtigkeit für alle Bürger der Union und dieses Ziel werden wir mit ihnen an der Spitze wohl kaum erreichen.“
Maximilian schüttelte ungläubig den Kopf. „Es geht niemals um Gerechtigkeit. Diese Union folgt wie jede andere Gesellschaft bestimmten Regeln und diese haben die Aufgabe das Funktionieren derselben zu sichern.“
„Eine wunderbar auswendig gelernte Definition, Herr Präsident.“
„Ich habe sie scheinbar deutlich überschätzt. Für mich wirkt es eher so, als wären sie und dieser Widerstand wie ein trotziges Kind, das die gegeb enen Regeln nicht akzeptieren will.“
Bloomquvist lachte. „Den gleichen Eindruck habe ich von ihnen auch.“
Maximilian kam auf den Gefangenen zu. Und Bloomquvist wusste, dass er den Präsidenten einmal zu viel gereizt hatte.
Maximilian beugte sich zu ihm herunter und sah ihm tief in die Augen.
Bloomquvist erwiderte diesen Blick und die ganze Situation erinnerte an eine Herausforderung, bei der es darum ging, sein Gegenüber so lange wie möglich anzustarren.
„Sie haben nicht einmal im Ansatz begriffen, worum es hier geht, oder?“
Bloomquvist sah den Präsidenten fragend an. „Was sollte man nicht verstehen? Sie haben die Präsidentin auf dem Gewissen und wollten sich doch im Grunde nur die Macht sichern.“
Maximilian lachte trocken. „Es geht hier beileibe nicht um meine Macht. Und die Idee, die Präside ntin auszuschalten, war ebenfalls nicht meine Eigene. Es scheint doch eher so, dass sie das Kind in der Geschichte sind.“
Langsam und mit sich selbst zufrieden richtete sich Maximilian wieder auf. Er hatte den widerl ichen Geruch aus Bloomquvists Mund lange genug ertragen müssen.
„Und nun? Wollen sie mich jetzt auch ausscha lten? Mich töten?“
Der Präsident lachte laut auf. „Merken sie denn nicht, dass sie bereits ausgeschaltet sind? Sie si tzen in einer Psychiatrie, kein Mensch wird ihnen jetzt noch zu hören und selbst wenn man sie
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