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Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)

Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)

Titel: Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Hottenrott
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was sie diesen Kindern antun.“ Ich ließ mein Gesicht in beide Handflächen fallen. Mich verfolgten diese Bilder und diese hoffnungslosen Gesichter, diese leeren Blicke, die nach Hilfe riefen.
    „Möchtest du es mir erzählen?“ Sam legte eine Hand auf meine Schulter. Sie wollte wirklich für mich da sein.
    „Sie sagen ihnen, dass ihre Eltern tot seien. Die zeigen ihnen sogar manipulierte Bilder und dann brechen sie ihren Willen. Man modifiziert sie, gibt ihnen künstliche Gliedmaßen und sagt ihnen, dass nur die armen Menschen an dem Tod ihrer Eltern die Schuld hätten.“
    Sam sog den Atem scharf ein. „Das ist unglaublich, Serah.“
    Und dann passierte es zum ersten Mal. Eine Tr äne rollte über meine Wange. Der Schmerz übermannte mich und ich musste ihn irgendwie herauslassen. Ich weinte bitterlich, schrie in dem kleinen Geländewagen, als könne ich all dieses Leid von mir schreien.
    Sam beließ ihre Hand auf meiner Schulter.
    Wie eine Irre schlug ich auf die Armatur direkt vor mir ein und ich spürte nicht einmal den Schmerz in meinen Fingern. Ich hasste mich in diesem Moment selbst, denn ich tat nichts, absolut nichts für diese Kinder.
    „Lass es raus“, sagte Sam flüsternd.
    Niemals zuvor habe ich eine solche Wut in mir gespürt. Eine enorme Kraft flutete meine Muskeln, ich blendete jeden Schmerz aus und eine Reise schien zu beginnen.
    Und am Ende war meine Mutter.
    Das Gesicht eines dieser Kinder schien sich zu verändern und es begann, mich frappierend an meinen Bruder zu erinnern. Der Schmerz wurde stärker. Das Gefühl der Ohnmacht wurde unerträglich schwer auf meinen Schultern.
    „Ich bringe dich nach Hause.“
     

Akt VII
     

Bloomquvist hatte, seit er in die Psychiatrie eingeliefert wurde, vollkommen die Zeit vergessen. Jeder Tag war exakt so wie der vorangegangene. Es war nur ein vages Gefühl, aber es müssen sicher schon zwei Wochen vergangen sein.
    Was aber viel wichtiger war, Bloomquvist hat e ine Person hier gefunden, mit der er sich normal unterhalten konnte – Eren.
    Die beiden Männer teilen sogar ein Schicksal, denn auch Eren gehörte dem Widerstand an. Er war ebenso unbequem wie Bloomquvist.
    Sie treffen sich jeden Tag zum Essen. Merkwürdig, dass die Wachen noch nie etwas dagegen gesagt haben, dass sie wirklich jeden Tag am gleichen Tisch sitzen.
    „Wir müssen hier irgendwie rauskommen“, sagte Eren, der hörbar verzweifelt war. Er stellte sein Tablett auf den Tisch und nahm auf der langen Bank Platz.
    Bloomquvist nickte. Er nahm einen Löffel von dieser widerlich schmeckenden Suppe zu sich. „Da hast du wohl Recht, Eren.“
    „Hast du nicht mal gesagt, dass du noch Kontakte zur Außenwelt hast?“
    Er nickte. „Aber ich habe lange nichts mehr von ihnen gehört. Ich vermute, sie wissen nicht, dass ich hier bin.“ Bloomquvist hatte nie etwas von seiner Flucht oder seinen Kindern erzählt.
    „Dann müssen wir es irgendwie alleine schaffen“, sagte Eren entschlossen.
    „Aber wie?“
    „Lass das meine Sorge sein. Ich habe einige Ko ntakte knüpfen können und wenn du willst, nehmen wir dich mit.“
    Bloomquvist hörte konzentriert zu. Er erwartete jetzt einen ausgeklügelten Plan , um diesem Irrenhaus zu entkommen.
     
     
     
     
    „Die Situation in Osteuropa spitzt sich zune hmend zu“, erklärte Maximilian entschlossen vor dem Parlament. „Unsere Grenzbehörde vermeldet täglich neue Einwanderer und so langsam können wir diesen Flüchtlingsstrom nicht mehr bewältigen.“
    Im Hintergrund waren einige Satellitenaufna hmen zu sehen. Sie zeigten die enormen Menschenmassen, die vor allem aus Russland zu kommen schienen.
    „Wir wissen, dass die Situation nach dem Tod des russischen Präsidenten mehr als angespannt ist und viele Menschen fürchten einen neuen Dikt ator“, führte Maximilian weiter aus.
    Es liefen einige Bilder zum Tod des Präsidenten durch und ein paar Bilder der möglichen Nachfo lger wurden eingeblendet.
    „Keiner dieser Männer sieht sich der Demokratie verpflichtet , und es ist davon auszugehen, dass Russland nach dem Machtwechsel eine Diktatur sein wird. Aus diesem Grunde muss ich zwei Sachen in diesem hohen Hause anbringen.“
    Maximilians Stimme klang fast schon feierlich, als er die nächsten Worte aussprach.
    „Wir müssen uns für eventuelle Interventionen bereithalten. Ich rede hier nicht allein von militärischen Aktionen. Im Notfall müssen wir auch auf diplomatischem Wege agieren können. Ich habe über dieses Thema bereits mit

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