Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
uflüstern konnte. „Ich möchte sie ganz im Vertrauen fragen. Was werden sie tun, wenn sich die Situation verschlimmert?“
Maximilian wandte leicht seinen Kopf ab, um z urück flüstern zu können. „Dann werden wir notfalls Waffen einsetzen.“
De Croon nickte. Sein Gesicht war neutral. Scheinbar würde ihn ein solch rabiates Vorgehen nicht weiter stören.
„Wir haben hier ein Problem“, vermeldete einer der Mitarbeiter zögerlich.
„Sprechen sie!“, forderte De Croon ihn auf.
Ich habe Sam noch nie derart erlebt und ich hatte keine Ahnung, dass sie so gut kämpfen konnte. Sie schlug die Wachen im kleinen Park der Psychiatrie nieder.
Ich beobachtete sie lediglich aus einem nahen Gebüsch heraus.
Als sie fertig war, winkte sie mir zu. In geduckter Haltung näherte ich mich ihr. Bislang waren wir leise genug, sodass uns die anderen Wachen nicht gehört hatten.
„Man könnte meinen, diese Leute hier sind alle schwerhörig“, spottete Sam.
„Wer rechnet auch schon mit einem Überfall auf eine Psychiatrie?“
„Gute Frage, Serah. Laut meinen Plänen müssen wir nun irgendwie in das Gebäude eindringen. Es gibt einen Hintereingang, eine kleine Luke, die in den Keller des Hauses führt.“ Sam deutete auf dem Boden ein Quadrat an und dann zeigte sie auf die linke Seite desselben.
„Wir könnten uns durch die Büsche hier schleichen“, schlug ich vor.
Sam nickte zustimmend und ging voraus.
Sie war fast in Perfektion dazu in der Lage sich geschmeidig und lautlos wie eine Katze zu bewegen.
Nicht ein einziges Mal wäre es knapp geworden, obwohl wir nur wenige Zentimeter an den Wachen vorbeiliefen. Bis wir schließlich die Luke erreicht hatten.
Interessanterweise standen hier keine Wachen. Lediglich das leise Quietschen einer sich bewegenden Kamera ertönte.
„Der können wir ausweichen“, flüsterte Sam mir zu.
Zusammen beobachteten wir die Bewegung. Für einen Schwenk brauchte die Kamera gefühlte zwanzig Sekunden. Ein brauchbares Zeitfenster.
Zuerst kroch Sam an den Rand des Gebüschs. Sie wartete den ihrer Meinung nach günstigsten M oment ab und dann lief sie plötzlich los. Lautlos schmiegte sie sich an die Wand des Hauses an und befand sich direkt unter der Kamera.
Wir warteten einen Moment, ob sie vielleicht doch gesehen worden ist. Nichts passierte.
Nun passte ich den richtigen Moment ab und lief zu Sam. Wir pressten beide unsere Körper gegen die Wand.
„Die Luke hat ein Schloss“, bemerkte Sam.
Kein Problem, dachte ich mir. Ich zog eine kleine Haarnadel hervor, ging auf die Knie und bewegte mich so zur Luke hin. Vorsichtig versuchte ich, das Schloss mit der Nadel zu öffnen.
Ein leises Klacken und das Schloss sprang berei twillig auf.
„Ist das eine Armee?“, fragte Maximilian unglä ubig, als er die Bilder sah.
Eine Kolonne aus Fahrzeugen, die von oben b etrachtet, tatsächlich wie militärische Fahrzeuge aussahen, bewegte sich durch den grünen Streifen auf die Grenze zu.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwelche Flüchtlinge über solches Gerät verfügen“, bemer kte De Croon. Er begutachtete die Bilder aufmerksam.
Das waren mindestens dreißig Geländewagen und zehn gepanzerte Truppentransporter. Anson sten waren allerdings keinerlei Menschen oder Soldaten zu sehen.
„Sollen wir sie präventiv angreifen?“, fragte der Leiter der Zentrale.
Maximilian überlegte kurz. Er musste die Situation gut abwägen, denn wenn das dort wirklich Truppen aus Russland waren, könnten sie einen Angriff als Kriegserklärung werten. „Ich brauche mehr Informationen.“
„In meinem Büro ist ein Telefon, wenn ihnen das weiterhilft und ja, es ist abhörsicher.“ In De Croon `s Gesicht lag ein breites Grinsen.
„Ich sprach nicht davon, den russischen Präside nten anzurufen, denn wie sie vielleicht wissen, ist dort gerade niemand.“
De Croon nickte. „Meinen sie etwa, das könnten rebellische Truppen sein?“
„Ich habe keine Informationen über eventuelle Rebellionen, aber es würde mich auch nicht ve rwundern.“
„Ich will ihre Überlegungen nicht unterbrechen“, unterbrach der Mitarbeiter, der die Truppen au sfindig gemacht hatte, „aber wir werden eine schnelle Intervention brauchen. Die Grenztruppen fragen auch schon an, wie sie sich verhalten sollen.“
Der Präsident stand unter Druck. „Sie sollen die Truppen erst einmal ohne Waffengewalt stoppen. Wenn jemand schießt, dann müssen es zuerst diese Truppen tun, denn
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