Reinheit: Chronik der Freiheit - Band I (German Edition)
war dieser eine Freunde mehr wert, als man sich vorstellen konnte.
„Der Schlüssel in unserem Plan ist der leitende Psychiater dieser Anstalt. Wir müssen ihm glau bhaft klar machen, dass wir gesund sind.“
Das war der großartige Plan, fragte sich Bloo mquvist. Er traute sich kaum, diese Frage laut zu stellen.
„Das wird schwere Arbeit.“
„Ich denke nicht, dass wir es so schaffen werden. Wir sind hier so etwas wie politische Gefangene. Maximilian hat mir das sehr glaubwürdig mitg eteilt.“
Eren nickte. „Ich weiß, aber ich habe gute Ko ntakte zu dem leitenden Psychiater einer anderen Anstalt und wenn wir es schaffen, dass dieser uns kontrolliert, dann werden wir frei sein.“
„Und wie soll das bitte gehen?“
Eren legte das Brötchen auf den Teller und schob diesen ein Stück zur Seite. „Es gibt ein gewisses ‚Protokoll‘, wenn es um die Beurteilung der Insassen geht. Der leitende Psychiater einer Anstalt muss sich immer ein zweites Urteil von einem Kollegen einholen.“
Bloomquvist verstand. Sicher war diese Regelung getroffen worden, weil es eventuell zu Intere ssenskonflikten kommen könnte.
Eren lehnte sich weit nach vorn, sodass er Bloomquvist etwas zuflüstern konnte. „Ich sage dir das im Vertrauen und ich hoffe, du behältst es für dich! Ich war mal ein Psychiater.“
Bloomquvist nickte.
Konnte er ihm glauben? Im Moment war Eren die einzige Möglichkeit, aus der Psychiatrie zu ko mmen. Aber was ist, wenn er doch nur ein anderer Irrer hier war?
„Millionen Menschen gingen gestern und werden auch heute wieder auf die Straße gehen. Der Grund für ihren Protest liegt im kürzlich erfolgten Beschluss, das SATurn-Netzwerk zu reaktivieren.“ Der Nachrichtensprecher sah irgendwie sehr ne rvös aus. Schweißperlen standen auf seiner Stirn und er zerrte immer wieder an seiner Krawatte herum. „Wie auch schon in den vorangegangenen Tagen sind es nicht allein die Menschen aus den ärmeren Regionen Europas, auch die reichen Bürger wehren sich gegen dieses Vorhaben.“
Die Kamera schwenkte zurück.
„Aus diesem Grund haben wir heute einen echten Experten auf dem Gebiet der Satelliten bei uns im Studio.“
Die Kamera schwenkte auf einen hageren Mann in einem schlecht sitzenden Anzug. Er hatte g enauso viele Schweißperlen auf der Stirn.
„Guten Abend.“
„Sicher können sie sich vorstellen, dass viele Menschen bezüglich der aktuellen Entwicklung Sorgen haben. Können sie dazu Stellung nehmen und den Menschen erklären, wie gefährlich diese Satelliten wirklich sein können?“
„Nun, zu allererst sei hier gesagt, dass jeder S atellit eine potenzielle Gefahr darstellen kann. Sie können jeden Satelliten zu einem tödlichen Geschoss machen. Allerdings müssen sie auch bedenken, dass diese Maschinen äußerst teuer sind und kein Staat wird einen Satelliten mit Absicht abstürzen lassen.“
„Ich denke, dass dies verständlich ist.“
„Dieser Tage wird ja sehr häufig der Vergleich mit den Satelliten des GPS-Netzwerkes gezogen. Ein hinkender Vergleich.“
„Inwiefern?“
„Es wird immer so getan, als ob diese Satelliten hundertmal gefährlicher seien. Natürlich sind die Satelliten der Union moderner, aber deswegen auch nicht gleich gefährlicher.“
Maximilian betrachtete die Aufnahmen der Sate lliten. Grüne Wiesen. Der grüne Streifen zwischen Russland und Europa war besonders breit, sodass man die Flüchtlinge gut abfangen konnte. Die zahlreichen Bilder der im Orbit schwebenden Satelliten setzten sich auf den Anzeigen im Kontrollzentrum zu einem gemeinsamen Bild zusammen. Dieses ließ sich bewegen und vergrößern.
„Zeigen sie mir die Flüchtlingsströme“, befahl Maximilian barsch.
„Sie haben den Mann gehört“, fügte De Croon hinzu. Er verlieh dem Befehl einen gewissen Nachdruck und etwas Offizielles.
Die Mitarbeiter intensivierten ihr fleißiges Tippen noch mehr.
Aus dieser Perspektive betrachtet, wirkten die Menschen wie kleine Ameisen oder noch besser wie kleine Flöhe. Sie schoben sich förmlich über die Karte in Richtung Europa.
„Das sind die alten Aufnahmen im Zeitraffer“, e rklärte der Leiter des SATurn-Netzwerkes. „Diese Flüchtlinge strömen nicht erst seit dem gestrigen Tag nach Europa.“
„Die Situation in Russland hat sich enorm zug espitzt. Im Notfall kommt eine noch viel größere Welle auf uns zu.“
De Croon trat einen Schritt an den Präsidenten heran. Er war ihm so nahe, dass er ihm etwas z
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