Reise durch die Sonnenwelt
auf den Teichen hervorzubringen pflegen.
Vom Ufer aus verlief auch eine Spur von Tritten nach der Hansa zu. Diese rührten noch von Isaak Hakhabut aus der Zeit vor dem letzten Schneefalle her.
»Meister Isaak,« begann der Kapitän … (S. 317.)
Die aufgeworfenen Ränder rings um diese Fußabdrücke hatten unter dem Einflusse der außerordentlichen Kälte die Härte der Bronze gewonnen.
Zwischen den letzten Ausläufern der Bergmasse und der Bucht, in welcher die beiden Schiffe überwinterten, betrug die Entfernung etwa einen halben Kilometer.
An der Bucht angelangt, machte Lieutenant Prokop darauf aufmerksam, wie sich die Schwimmlinie der Hansa und der Dobryna zunehmend gehoben habe. Die Tartane und die Goëlette überragten die Fläche des Meeres jetzt mindestens um zwanzig Fuß.
»Das ist eine merkwürdige Erscheinung, sagte Kapitän Servadac.
– Leider eine ebenso beunruhigende als merkwürdige, antwortete Lieutenant Prokop. Es spricht das für die enorme Wirkung des Frostes unter dem Rumpfe der Schiffe, wo das Wasser nur eine geringe Tiefe hat. Nach und nach verdickte sich hier die Eismasse und drängt Alles, was sie trägt, mit unwiderstehlicher Kraft in die Höhe.
– Dieser Proceß wird aber seine Grenze finden? bemerkte Graf Timascheff.
– Das weiß ich nicht, Vater, erwiderte Lieutenant Prokop, denn die Kälte hat ihr Maximum wohl noch nicht erreicht.
– Wie ich bestimmt hoffe, fiel der Professor ein. Es verlohnte sich wahrlich nicht der Mühe, hundertzwanzig Millionen Meilen weit von der Sonne wegzufliegen, um nur eine Kälte gleich der an den Erdpolen anzutreffen.
– Sie sind sehr freundlich, Herr Professor, antwortete Lieutenant Prokop. Zum Glück überschreitet die Kälte im Weltraume niemals sechzig bis siebzig Grad, was, dächt’ ich, wohl schon annehmbar wäre.
– Ei, was da, warf Hector Servadac dazwischen, eine Kälte ohne Wind, ist Kälte ohne Schnupfen; wir werden also den ganzen Winter über nicht einmal niesen!«
Inzwischen theilte Lieutenant Prokop dem Grafen Timascheff die Befürchtungen mit, welche ihm die Lage der Goëlette einflößte. Bei der noch fortdauernden Arbeit der Kälte erschien es nicht unmöglich, daß die Dobryna auf eine sehr beträchtliche Höhe gehoben würde. Dann war aber bei eintretendem Thauwetter eine Katastrophe derselben Art zu befürchten, wie sie so häufig die Schiffe der in den arktischen Meeren überwinternden Walfischfänger zu Grunde richten. Doch, was sollte man dagegen thun?
Die kleine Gesellschaft erreichte jetzt die in ihrer Eisschale gefesselte Hansa. Auf Stufen, welche Isaak Hakhabut erst neuerdings in die Schollen geschnitten hatte, gelangte man ziemlich bequem an Bord. Was würde der Besitzer des Schiffes aber beginnen, wenn seine Tartane vielleicht hundert Fuß in die Luft empor gedrängt wurde? Doch – das war ja seine Sache.
Ein leichter bläulicher Rauch wirbelte aus einem Kupferrohre auf, welches über die auf dem Deck des Schiffes aufgehäuften Schneemassen hinausragte. Der Geizhals verwendete sein Brennmaterial mit äußerster Sparsamkeit, das sah man auf den ersten Blick, und doch mochte er unter der Kälte nicht allzusehr leiden, denn die Eismassen rings um die Tartane bildeten sowohl an und für sich schlechte Wärmeleiter, als sie auch im Innern eine erträgliche Temperatur erhalten mußten.
»Heda! Nebukadnezar!« rief Ben-Zouf.
Siebentes Capitel.
In dem man sehen wird, daß der Jude eine herrliche Gelegenheit findet, sein Geld zu 1800 Procent auszuleihen.
Auf diesen Ruf öffnete sich die Thür der Treppendecke am Hintertheil und Isaak Hakhabut wurde zur Hälfte sichtbar.
»Was ist los? rief er bestürzt. Was soll ich? Hier ist Niemand. Ich habe weder etwas zu verborgen, noch zu verkaufen!«
Mit diesen gastfreundlichen Worten empfing er seine Besucher.
»Gemach, Meister Hakhabut! antwortete Kapitän Servadac mit gebieterischer Stimme. Haltet Ihr uns etwa für Diebe?
– Ah, Sie sind es, Herr General-Gouverneur, lenkte der Jude ein, ohne jedoch herauszutreten.
– Natürlich, bestätigte Ben-Zouf, der jetzt auf dem Decke der Tartane erschien. Du solltest Dich durch diesen Besuch hoch geehrt fühlen. Allons, heraus aus dem Loche!«
Isaak Hakhabut entschloß sich, mühsam aus der Treppenöffnung herauszukommen, behielt aber die Thür in der Hand, um im Falle der Noth schleunig den Rückzug antreten zu können.
»Was wünschen Sie? fragte er.
– Ein wenig mit Euch zu plaudern, Meister Isaak, erwiderte
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