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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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noch bei erträglich guter Laune zu sein; indessen fing der Tag jetzt eben erst an.
    Jedermann weiß, was man unter der Intensität der Schwerkraft versteht. Es ist das die Anziehungskraft, welche die Erde auf einen Körper von gewisser Masse ausübt, und man erinnert sich, wie auffallend diese anziehende Kraft auf der Gallia vermindert war – eine Erscheinung, welche sich nothwendiger Weise auch in der scheinbaren Zunahme der Muskelkraft der Kometenbewohner äußerte. Nur das richtige Verhältniß dieser Ab-, resp. Zunahme war bisher unbekannt.
    Die Masse wird dargestellt durch die Quantität der Materie, welche einen Körper bildet, und diese Masse findet durch das Gewicht des Körpers ihren Ausdruck. Die Dichtigkeit dagegen ist die Quantität der Materie, welche ein Körper von gegebenem Volumen enthält.
    Die erste zu lösende Frage bezog sich also auf die Intensität der Schwerkraft an der Oberfläche der Gallia.
    Die zweite Frage lautete: Wie viel beträgt die Quantität der in der Gallia enthaltenen Materie, oder mit anderen Worten, wie groß ist ihre Masse und folglich ihr Gewicht?
    Die dritte Frage: wie groß ist die Quantität der in der Gallia enthaltenen Materie gegenüber ihrem Volumen, oder mit anderen Worten, wie groß ist ihre Dichtigkeit?
    »Heute, meine Herren, begann der Professor, wollen wir nun die Bestimmung der verschiedenen Elemente unseres Kometen vornehmen. Sobald wir die Intensität der Schwerkraft an seiner Oberfläche, seine Masse und Dichtigkeit durch directe Messung kennen lernen, giebt es für uns keine weiteren Geheimnisse. Wir wollen also, kurz ausgedrückt, die Gallia wägen.«
    Bei Palmyrin Rosette’s letzten Worten war Ben-Zouf in den Saal getreten. Er entfernte sich sofort wieder und kam erst nach einiger Zeit zurück und meldete spöttelnd:
    »Ich kann das ganze Hauptmagazin umwühlen, ohne eine Waage zu finden, und übrigens wüßte ich auch gar nicht, wo wir eine solche aufhängen sollten!«
    Ben-Zouf sah dabei hinaus ins Freie, als suche er einen passenden Nagel am Himmel.
    Ein Blick des Professors und eine nicht mißzuverstehende Bewegung Hector Servadac’s brachten diese lose Zunge zum Schweigen.
    »Zunächst, meine Herren, fuhr Palmyrin Rosette fort, muß ich wissen, wie viel ein irdisches Kilogramm auf der Gallia wiegt. In Folge der geringeren Masse der letzteren ist auch ihre Anziehungskraft eine geringere, und nothwendiger Weise wiegt also jeder Gegenstand auf ihrer Oberfläche entsprechend weniger als auf der der Erde. Eben diesen Unterschied zwischen beiden Gewichten müssen wir kennen zu lernen suchen.
    – Ganz recht, bemerkte Lieutenant Prokop, doch würde eine gewöhnliche Balkenwaage, selbst wenn wir eine solche besäßen, zu dieser Bestimmung nicht dienen können, da ihre beiden Schalen von der Anziehungskraft der Gallia gleichmäßig beeinflußt würden und den Unterschied zwischen dem Gallia-Gewicht und dem Erden-Gewicht nicht sichtbar machen könnten.
    – In der That, fügte Graf Timascheff hinzu, ein Kilogrammgewichtsstück z.B. würde ebenso viel an Schwere verlieren wie der damit zu wägende Gegenstand und …
    – Wenn Sie glauben, meine Herren, fiel Palmyrin Rosette ein, dieser Auseinandersetzungen zu meiner persönlichen Instruction zu bedürfen, so verlieren Sie die Zeit unnütz, und ich ersuche Sie, mich in meiner physikalischen Vorlesung nicht weiter zu unterbrechen.«
    Der Professor fühlte sich heute mehr als je auf dem Katheder.
    »Besitzen wir eine Schnellwaage und ein Kilogrammgewicht? fragte er, damit wäre alles Nöthige besorgt. Eine Schnellwaage zeigt das daran gehängte Gewicht entweder durch eine Stahllamelle oder eine Feder an, welche durch ihre Biegsamkeit und Spannkraft functioniren. Hänge ich ein Kilogrammgewicht an meine Schnellwaage, so wird diese mir genau anzeigen, wie viel dasselbe auf der Gallia wiegt.
    Ich erfahre damit also den Unterschied zwischen der Anziehungskraft der Erde und der der Gallia. Ich wiederhole also meine Frage: Besitzen Sie eine Schnellwaage?«
    Palmyrin Rosette’s Zuhörer sahen sich fragend an. Dann wendete sich Hector Servadac an Ben-Zouf, der das ganze Material der Kolonie gründlich kannte.
    »Wir besitzen weder eine Schnellwaage noch ein Kilogewicht!« erklärte dieser.
    Der Professor drückte sein Mißfallen über diesen Mangel dadurch aus, daß er mit dem Fuße heftig auf den Boden stampfte.
    »Ich glaube aber zu wissen, fuhr Ben-Zouf fort, wo sich eine Schnellwaage, vielleicht auch ein

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