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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Matrose.
    – Und die Oberfläche des Bodens?
    – Ganz eben.«
    Jetzt sollte die Größe der Bodensenkung zu beiden Seiten des submarinen Kammes bestimmt werden. Die Dobryna dampfte langsam, je eine halbe Meile nach rechts und nach links von der ersten Stelle, um daselbst Sondirungen auszuführen.
    Immer und überall fünf Faden! Ein unveränderlich ebener Grund! Die Bergkette zwischen Cap Bon und Cap Furina existirte nicht mehr. Es lag auf der Hand, daß die stattgefundene Umwälzung eine durchgehende Nivellirung des Mittelmeer-Grundes hervorgebracht hatte. Dabei bestand der letztere immer wieder aus jenem metallischen Staube von unbekannter Art. Nirgends fanden sich Schwämme, Meerasseln, Haarsterne, Quallen, Wasserpflanzen oder Muscheln, welche sonst in Menge die unterseeischen Felsen bedeckten.
    Die Dobryna drehte nach Süden bei und setzte ihre Entdeckungsreise weiter fort.
    Unter den Eigenthümlichkeiten dieser Seefahrt verdient auch der Umstand Erwähnung, daß das Meer sich vollständig verlassen erwies. Kein einziges Fahrzeug kam zu Gesicht, das die Goëlette um aufklärende Nachrichten hätte ansprechen können. Die Dobryna schien allein durch diese Wasserwüste zu segeln, und es fragte sich im Gefühle der trostlosen Isolirung Jeder, ob die Goëlette jetzt nicht vielleicht der einzige bewohnte Punkt des Erdenrundes sein möge, eine neue Arche Noah, welche die letzten Ueberlebenden nach der entsetzlichen Katastrophe, die einzigen athmenden Wesen der Erde trug!
    Am 9. Februar segelte die Dobryna genau über der Stadt Didon, dem alten Byrsa, welche jetzt noch gründlicher zerstört war, als seiner Zeit das punische Karthago durch Scipio und das römische durch den. Gassaniden Hassan.
    Als an diesem Abend die Sonne am östlichen Horizonte unterging, stand Kapitän Servadac in Gedanken versunken, gelehnt an das Backbord der Goëlette. Sein Blick irrte über den Himmel, wo einzelne Sterne durch einen leichten Dunstschleier schimmerten, und über das Meer, dessen Wogen sich mit der einschlafenden Brise glätteten.
    Da, als er sich zufällig längs des Schiffes nach dem südlichen Horizonte wandte, empfand sein Auge eine Art schwachen Lichteindruckes. Erst glaubte er das nur von einer optischen Täuschung herleiten zu sollen und sah deshalb noch einmal aufmerksamer nach der betreffenden Stelle.
    Wirklich flimmerte da ein entferntes Licht, das auch ein hinzugerufener Matrose deutlich erkannte.
    Sofort erhielten Graf Timascheff und Lieutenant Prokop Nachricht von dieser Entdeckung.
    »Ist das ein Land? … fragte Kapitän Servadac.
    – Sollten es nicht vielmehr die Nachtlaternen eines Schiffes sein? meinte Graf Timascheff.
    – Binnen einer Stunde werden wir ja wissen, woran wir sind! rief Kapitän Servadac.
    – Kapitän, das werden wir erst morgen erfahren, erklärte Lieutenant Prokop.
    – Du steuerst also nicht auf das Licht zu? fragte ihn verwundert der Graf.
    – Nein, Vater, ich denke vielmehr gegen zu brassen und den Tag abzuwarten. Wenn sich dort eine Küste befände, wage ich nicht, des Nachts auf dem unbekannten Wasser zu fahren.«
    Der Graf machte ein Zeichen der Zustimmung, die Dobryna braßte, um auf der Stelle zu bleiben, und ruhig sank die Nacht über das weite Meer.
    Eine Nacht von sechs Stunden währt zwar nicht lange, und doch schien diese eine Ewigkeit anzudauern. Aus Furcht, der schwache Lichtschein möchte verschwinden, verließ Kapitän Servadac das Verdeck lieber gar nicht. Aber jener glänzte ruhig weiter, etwa wie ein Leuchtfeuer zweiter Klasse in der größten Gesichtsweite.
    »Und immer an derselben Stelle, bemerkte Lieutenant Prokop. Daraus ist mit größter Wahrscheinlichkeit zu schließen, daß wir ein Land vor uns haben und nicht ein Schiff.«
    Mit Tagesanbruch richteten sich alle an Bord vorhandenen Fernrohre nach der Stelle, an der in vergangener Nacht der Lichtschein flimmerte. Der letztere erbleichte mit dem helleren Tage, an seiner Stelle aber erschien, etwa sechs Meilen von der Dobryna, ein eigenthümlich geformter Felsen, den man wohl für ein verlorenes Eiland mitten in dem wüsten Meere ansehen konnte.
    »Das ist nur ein Felsen, behauptete Graf Timascheff, oder vielmehr der Gipfel eines untergegangenen Berges.«
    Immerhin schien es wichtig, diesen Felsen näher zu untersuchen, denn er bildete ein gefährliches Riff, vor dem in Zukunft sich zu hüten die Schiffe alle Ursache hatten. Man hielt also auf das bezeichnete Eiland zu und drei Viertelstunden später befand sich die

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