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Reise im Mondlicht

Titel: Reise im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antal Szerb
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aber nicht einfach so   … nicht weil er ein Mann war, sondern weil die Frauen Frauen waren, liebenswürdig, liebesbedürftig. Ja, das war’s: Er liebte
     sie so, wie der echte Hundefreund die Hunde liebt. Mehr kann ein Frau vielleicht gar nicht wollen. In ihrer Benommenheit wurde
     sie auf einmal gewahr, daß sie unter dem Tisch seine Hand streichelte.
    Der Perser verriet sich mit keinem Zucken der Augenwimper. Er machte mit den Gastgebern höfliche Konversation. Trotzdem spürte
     Erzsi, wie der ganze Mann zu glühen begann, geradezu vulkanartig, so daß sie schon auf die Flammen wartete, die aus ihm herausschlagen
     würden. Doch auch der Perser wartete einfach, sann vielleicht auf gar nichts, so spät in der Nacht   …
    Denkt er, ich sei eine unnahbare persische Dame? Ach Gott, wir sollten spazierengehen   … aber es regnet ja.
    Plötzlich klopfte es. Die Bauersfrau führte einen verregneten Burschen herein, den die Hausleute offensichtlich kannten. Aus
     dem Bericht des Burschen ging hervor, daß János das Nachbardorf erreicht, dort aber keinen Riemen gefunden hatte; dafür hatte
     er sich den Fuß verstaucht und sollte wohl, so meinte er, die Nacht beim dortigen Arzt verbringen, einem sehr netten Menschen |233| . Er bitte darum, daß sie ihn dort abholten, wenn das Auto irgendwie wieder instand gesetzt war.
    Die Nachricht löste Bestürzung aus. Man stellte fest, daß bei dem Stand der Dinge nichts anderes übrig blieb, als ins Bett
     zu gehen, da Mitternacht schon lange vorüber war. Die Hausfrau führte sie in den ersten Stock hinauf. Nachdem sie sehr taktvoll
     herausgebracht hatte, daß der Perser und Erzsi nicht zusammengehörten, teilte sie ihnen je ein Zimmer zu und sagte gute Nacht.
     Auch Erzsi und der Perser verabschiedeten sich, und Erzsi ging in ihr Zimmer, wo die alte Bauersfrau das Bett machte und sich
     dann zurückzog.
    Als wäre alles vorbereitet. Denn Erzsi zweifelte überhaupt nicht mehr daran, daß alles abgekartet war. Bestimmt hatte János
     das kleine Spiel inszeniert, das jetzt zu ihrer Ehre aufgeführt wurde. Der Defekt am Wagen, das Schloß gerade am Weg, der
     Unfall von János, und jetzt kam der letzte Akt mit dem Happy End.
    Sie blickte sich im Zimmer um. Schloß die Tür ab und mußte dann lächeln: das Zimmer hatte noch eine Tür, und die hatte keinen
     Schlüssel. Sie machte sie vorsichtig auf, dahinter lag ein dunkles Zimmer. Doch an der gegenüberliegenden Wand war eine weitere
     Tür, und darunter sah man einen Lichtstreif. Sie schlich hin; im Zimmer nebenan ging jemand umher. Sie überlegte, wie die
     Anordnung der Zimmer vom Gang her ausgesehen hatte, und stellte fest, daß hinter der Tür das Zimmer des Persers lag. So konnte
     er also bequem zu ihr herüberspazieren. Wäre ja auch natürlich: nachdem sie dort unter der Lampe so traulich beisammengesessen
     hatten. Sie ging in ihr Zimmer zurück.
    Im Spiegel sah sie, wie rot sie geworden war. János hatte sie dem Perser verkauft, und der hatte sie gekauft wie ein Kalb;
     sie selbst hatte die Tabatière als Vorschuß erhalten (von der Sári später feststellen ließ, daß sie viel wertvoller war, als
     auf den ersten Blick scheinen mochte)– János hingegen hatte sicher Bargeld bekommen. Ein Gefühl tiefer Demütigung und Wut
     kam über sie. Sie hätte den Perser so sehr lieben können   … aber daß er so mit ihr umging, wie mit einer Ware! Wie blöd sind doch die Männer! Damit hatte er alles verdorben.
    |234| Wie kommt es, daß mich alle verkaufen? Mihály hat mich an Zoltán verkauft, hat es sogar schriftlich bestätigt, jetzt verkauft
     mich János an den Perser, und weiß Gott, ob der mich nach einer Zeit nicht an einen Griechen oder Armenier verkauft;und außerdem
     verkaufen mich ständig Männer, deren Besitz ich nicht im geringsten bin. Sie fragte sich, was an ihr war, daß ihr so etwas
     fortwährend widerfuhr. Oder vielleicht lag es nicht an ihr, sondern an den Männern, mit denen sie zusammenkam, an Mihály und
     János, und daran, daß beide Éva liebten, eine käufliche Frau, und sich gar nichts anderes mehr vorstellen konnten?
    Noch ein paar Minuten, dann würde der Perser erscheinen und das Geschäft auf die natürlichste Weise der Welt perfekt machen
     wollen. Das ging zu weit! Sie mußte etwas tun. Sollte sie zur Hausfrau flüchten, eine große Szene machen, um Schutz bitten?
     Das wäre lächerlich, die Hausbewohner waren ja vom Perser bezahlt. (Was mochten das für Leute sein? Sie spielten

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