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Reise in die arabische Haut

Reise in die arabische Haut

Titel: Reise in die arabische Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea M Ben Habibi
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Sesambrötchen mit Butter und Marmelade vor. Eine Baguetteschnitte mit Margarine würde auch reichen, aber Margarine finde ich in diesem Haushalt nicht. C’est la vie. Das warme Frühlingswetter inspiriert mich, irgendetwas zu unternehmen. Leider ist die gesamte Familie außer Jadda ausgeflogen. Ich schaue auf die Uhr und stutze. Heute ist ein arbeitsfreier Sonntag. Wo sind meine Leute?
    Ich frage Jadda: »Walda, Shirin, Jamila, Ali Baba wo?«
    Jadda erzählt mir auf tunesisch, wo sich der Rest der Familie befindet.
    Genervt nicke ich mit dem Kopf und antworte: »Oui, oui.«
    Keine Ahnung, wohin sich der Rest der Verwandtschaft verzogen hat.
    Die Küche sieht aus, als wäre ein Tornado durch sie hinweggefegt. Dabei habe ich erst gestern Abend als Meister Propper herumgewirbelt.
    Was hat Walda heute Morgen angestellt, um alles wieder in Unordnung zu bringen?

Waschtag
     
    Weil meine Kleidung klamm ist, kann ich sie ebenso gut waschen. Fakt ist, dass ich mit dieser französischen, halb automatischen Waschmaschine nicht klarkomme. Ich hole mein feuchtes Outfit und gebe Jadda ein Zeichen, dass ich waschen will.
    Jadda nickt zustimmend mit dem Kopf und verharrt an Ort und Stelle. Wie soll ich ihr erklären, dass ich nicht weiß, wie die Maschine funktioniert?
    Ich ziehe Jadda vom Stuhl hoch und schleife sie hinter mir her zur Waschmaschine.
    »Tachsel?«, fragt sie und deutet auf die Maschine.
    »Oui.«
    Sie füllt meine Wäsche in die Trommel, gießt zwei große Eimer Wasser hinterher und fügt Waschlauge hinzu. Sie stellt den Waschmaschinenknopf auf fünfzehn Minuten, steckt den Stecker in die Steckdose und ruft: »Voilà.«
    Neugierig hebe ich den Deckel und sehe, dass meine Bekleidung im übermäßigen Schaum eine Runde nach der anderen dreht. Jadda schleppt ihren Plastikstuhl herbei. Lässig setzt sie sich in angemessener Entfernung vor die Maschine. Als der Automat aufhört, zu rotieren, zieht sie den angehängten Schlauch aus der Verankerung, wirft ihn in die Nasszelle und lässt das Wasser ab. Das ganze Bad ist erneut überschwemmt. Der Abfluss packt die massige Wassermenge nicht.
    Jadda holt meine Wäsche aus der Trommel und legt sie in eine Messingwanne. In meinen deutschen Augen geht die tunesische Wäsche behände und mühelos vonstatten, was allerdings bisher nur so aussieht, denn das Waschen kostet enorme Kraftanstrengung.
    Jadda schüttelt Seifenlauge auf meine Klamotten und fängt an, sie mit der Hand zu schrubben, als hätte ich damit auf dem Bau gearbeitet. Ich sorge mich um meine arme Garderobe. Diese Prozedur hält der europäische Stoff niemals aus.
    Nach zwanzig Minuten wirft Jadda die Kleidung in die gleiche Trommel. Wasser rein, zwei Minuten drehen, abpumpen. Diese Prozedur wiederholt sie so oft, bis auch der letzte Schaum entweicht. Jetzt kommt die Schleudertrommel zum Einsatz. Nach der heftigen Lautstärke zu urteilen, explodiert die Maschine in wenigen Sekunden. Nach kurzer Zeit steht die Maschine zwar nicht mehr an ihrem Platz, dafür ist die Kleidung fast trocken geschleudert. Jadda fummelt mein Zeug aus der Waschmaschine und legt die Sachen in eine hellblaue Plastikschüssel.
    »Nadif«, stöhnt sie und fällt ermattet auf ihren Stuhl zurück.
    »Shukran Jadda.«
    Mein Arbeitspart, die Wäsche aufzuhängen, fällt mir schwer, weil die Leinen hoch gespannt sind.
    Aber was tut man nicht alles für blitzsaubere Klamotten. Es trägt nichts zur Sache bei, dass meine ehemals tiefschwarze Jeans plötzlich grau aussieht und dass mein grüner Pulli einen leichten schwärzlichen Schimmer aufweist. Meine eingelaufene Unterwäsche hänge ich über die Stange meines Holzbettes. Unterm Strich ergründe ich, warum die Tunesier einen enormen Verschleiß an Kleidungsstücken haben. Bei dieser Wäscherei ist es kein Wunder, dass nicht nur die Haut, sondern auch die Anziehsachen leiden.

Totenbahre
     
    Mein Entschluss, auf dem Boden zu schlafen, ziehe ich jetzt durch. Somit ermögliche ich Jadda, dass sie ihren Mittagsschlaf weiterhin unter freiem Himmel vollziehen kann. Ich werfe meine Unterwäsche, das Kissen und die Wolldecke über den hölzernen Klappstuhl, den ich mir gestern Abend aus dem Schuppen stibitzt habe. Die leichte Matratze klatsche ich an die freie Wand. Egomanisch versuche ich, das Bettgestell aus meinem Zimmer zu schieben.
    Jadda bemerkt meine Aktivität und eilt zur Hilfe. Leider kapiert sie nicht, was ich will. Darum arbeiten wir kontraproduktiv. Sie flucht und schiebt die Holzliege ins

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