Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise nach Genf

Reise nach Genf

Titel: Reise nach Genf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
schweigen zu müssen.«
    Gremm grinste: »Ist das gut so, ist das in Ihrem Sinne?«
    »Sehr gut«, sagte ich. »Darf ich die Frage stellen, wie lange denn dieser Paolo Maggia in Diensten dieses Hotels stand?«
    »Zwei Jahre«, sagte Gremm.
    »Also kein lancierter Job eigens für Watermanns Tod.«
    »Nein, das kann nicht sein.«
    »Gibt es eine Vermutung, weshalb Paolo so plötzlich verschwunden ist?«
    »Ja, natürlich. Ich denke, er lebt nicht mehr. Ich denke, er ist die stille Leiche bei der Affäre.«
    »Denkt das die Genfer Polizei auch?«
    »Zumindest einige der Beamten. Sie denken, daß Maggia irgend etwas mitkriegte, was er nicht mitkriegen sollte. Deshalb mußte er verschwinden.«
    »Was hält Lilo von der Idee des toten Paolo?«
    Gremm lachte. »Wenn sie betrunken ist, sagt sie, er sei viel zu clever, um sich ermorden zu lassen.«
    »Wir sollten also die Leiche suchen?«
    Er schüttelte den Kopf. Dann fragte er Minna: »Soll ich als Beruf Journalistin schreiben, oder was?«
    »Schreiben Sie Lehrling«, sagte Minna fröhlich. »Ich wollte immer schon ein Lehrling sein.«
    »Und was haben Sie mit Watermann zu tun?«
    »Eigentlich nichts«, sagte sie keck. »Ich habe eher etwas mit Siggi Baumeister zu tun.«
    »Eine weitere Frage«, sagte ich. »Watermann ist am Samstag mit einem Iberia-Flug um etwa fünfzehn Uhr zehn in Cointrin hier in Genf eingetroffen. Der Etagenkellner Vergori hat gesagt, er habe Watermann abends gegen halb sieben die Flasche Rotwein gebracht. Nehmen wir an, Watermann ist zwischen ein Uhr und vier Uhr Sonntagmorgen gestorben, dann erhebt sich die Frage, ob die Flasche Wein das einzige ist, was er bestellte. Was hat er gegessen?«
    »Dieser Punkt ist wirklich merkwürdig«, sagte Gremm.
    »Tatsächlich muß er ja irgend etwas gegessen haben. Aber laut Vergori hat er nichts bestellt. Er hatte aber bei der Obduktion etwas im Magen, außer den vielen Medikamenten. Wir kommen zu einem wichtigen Punkt: Selbstverständlich hat das Hotel der Kriminalpolizei alle verfügbaren Unterlagen übergeben. Außer der Flasche Wein war nichts im Computer für Zimmer dreihundertsiebzehn gespeichert. Und hier wird der Todesfall Watermann für mich ein sehr denkwürdiges Ereignis …«
    »Aber was beweist das?« sagte Minna schnell.
    »Nun«, sagte Gremm. »Ich weiß durch einen Zufall, daß ein Gast dieses Hauses am Montag nach den Ereignissen seine Rechnung bezahlen wollte. Dabei fiel ihm auf, daß der Rechnungsbetrag etwa dreihundert bis vierhundert Franken zu seinen Gunsten betrug. Das heißt, der Mann hat am Samstag und Sonntag bestellte Speisen gar nicht bezahlen brauchen. Zufällig war das nämlich ein Gast meiner Redaktion. An diesem Wochenende war im Etagenservice aller Hotels mehr los als in allen Restaurants. Das hat etwas damit zu tun, daß sehr viele internationale Geschäftsleute zu internen Tagungen hier waren, und …«
    »Dann kann doch Vergori nicht allein im Etagenservice gewesen sein.«
    »Das war er auch nicht«, sagte Gremm. »Da war noch der Paolo Maggia und die Xenia Barducci. Sie waren zuständig für drei Etagen. Die Barducci hat übrigens vor drei Jahren gekündigt und ging nach Ascona. Die Barducci ist niemals verhört worden, das wissen wir sicher.«
    »Nun gut, es war also viel los. Die Computerliste weist keine Bestellung aus Zimmer dreihundertsiebzehn auf, außer der Flasche Rotwein … Moment mal, und Ihr Redaktionsbesuch hat also zwei Tage lang gegessen und es nicht bezahlen brauchen. Er hat aber bestellt, das heißt, seine Bestellung wurde automatisch in den Computer gegeben, das heißt wiederum …«
    Ich muß ein sehr dümmliches Gesicht gemacht haben, denn Minna wie Gremm grinsten ganz unverhohlen.
    »Was lacht ihr denn so? Wißt ihr, was ich denke?«
    »Da bin ich aber gespannt«, murmelte Gremm immer noch grinsend.
    »Wenn Zimmer dreihundertsiebzehn nichts bestellte und ein anderer Gast etwas bestellte, aber nicht bezahlen mußte, dann … verdammt noch mal, ja was bedeutet das?«
    »Sie sind etwas verwirrt«, murmelte Gremm. »Es ist einfach. Ich und meine Kollegen sind der Auffassung, daß der gesamte Computer des Hotels nicht richtig arbeitete, daß Eintragungen entweder verändert oder aber gar nicht getätigt worden sind …«
    »Es gehörte zum Plan«, hauchte ich. »Verdammt noch mal, ja, das ist es!«
    Gremm nickte gelassen.
    »Ich verstehe das nicht ganz«, mahnte Minna an.
    Gremm wandte sich ihr zu. »Wenn jemand bucht, landet er im Computer, kommt er an,

Weitere Kostenlose Bücher