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Reise nach Genf

Reise nach Genf

Titel: Reise nach Genf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Wie würden Sie denn im Notfall an diese Mittel kommen?«
    Er überlegte eine Weile. »Wenn ich internationale Verbindungen hätte, würde ich international arbeiten. Ich würde einen bestechlichen Apotheker in London oder sonstwo bitten, das Zeug per Expreß-Luftfracht ins Haus zu schicken.«
    »Sehen Sie, so einfach ist das. Zu beweisen wird es kaum sein. Es kommt noch ein entscheidender Faktor hinzu: Wenn ich keinen Apotheker, keinen Arzt und keinen Pharmagroßhändler bemühen will, brauche ich mich nur an einen Geheimdienst zu wenden, der das Zeug aus Quellen beziehen kann, die sowieso sicher sind. Bei Watermann ist der Bundesnachrichtendienst beteiligt, der Verfassungsschutz und mit Sicherheit der Militärische Abschirmdienst, also alles, was gut und teuer ist …«
    »Da können wir nur auf Kommissar Zufall hoffen«, sagte er.
    »So ist es«, sagte ich. »Und um Ihnen sämtliche Hoffnungen zu nehmen, weise ich darauf hin, daß alle diese Geheimdienste über verbeamtete Ärzte verfügen, die sowieso zu absolutem Stillschweigen verpflichtet sind und jederzeit ganz legal an diese Medikamente herankommen können.«
    »Sie haben recht«, gab er zu.
    »Schreiben Sie schön«, sagte ich.
     
    Das Restaurant war prall gefüllt mit gutbürgerlicher Stille, obwohl fast jeder Tisch besetzt war. Sie hatten einen Ecktisch für uns reserviert, und der jugendliche Kellner, der mich bediente, war freundlich und sprach ein breites, anheimelndes Schwäbisch. Ich bestellte eine Kanne Kaffee. Ich war allein. Minna stand noch unter der Dusche. »Wer führt denn diesen Laden?«
    »Das macht der Blum«, sagte er. »Der Baron hat ja keine Zeit.«
    »Aha«, murmelte ich. »Hat er eigentlich Feinde, der Baron?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte er etwas verlegen.
    In diesem Moment ging eine Kellnerin an uns vorbei und wandte mir ruckartig den Kopf zu. Sie wirkte seltsam aufgeregt. Unvermittelt heftig sagte sie zu dem jungen Mann: »Die Herrschaften übernehme ich, der Chef hat es aufgetragen.«
    »Schon klar«, sagte er verlegen und wandte sich ab.
    Sie stellte sich neben mich.
    »Ich habe zunächst eine Kanne Kaffee bestellt«, sagte ich.
    »Also hat er Feinde?«
    »Wer hat die nicht?« fragte sie. Sie war eine dunkelhaarige Mollige, ungefähr dreißig Jahre alt. Der Typ, der alle Probleme im Leben mit Eiern und Speck angeht.
    »Ich habe bloß nach seinen Feinden gefragt, weil ich ein Journalist bin und den Fall des toten Watermann untersuche«, sagte ich munter.
    »Watermann? War das nicht der …?«
    »Das war der«, sagte ich.
    Sie verschwand und kam nach einer Weile mit dem Kännchen Kaffee zurück und baute das alles etwas umständlich vor mir auf.
    »Sie sollten mal mit meinem Mann reden«, sagte sie gepreßt.
    »Wo und wann?«
    »Am besten jetzt am Abend. Die Straße lang, erste rechts bis zum Ende, das linke, kleine Haus. Mannstein heißen wir.«
    Ich überlegte eine Weile, während sie für die Dose mit dem Zucker keinen geeigneten Platz zu finden schien. »Ich gehe jetzt sofort«, sagte ich. »Sagen Sie meiner Frau, wenn sie herunterkommt, ich sei bald wieder zurück.«
    »Schon recht«, sagte sie.
    Ich nahm den Jeep nicht, ich wollte nicht auf mich aufmerksam machen. Ich ging schnell und hatte die wahnwitzige Hoffnung, daß hinter diesem unklaren Hinweis etwas stecken könnte. Ich fand das Haus sofort, ich schellte und sagte ihm gleich ins Gesicht: »Ihre Frau schickt mich. Es ist ein etwas eigenartiges Treffen, denn ich …«
    »Meine Frau hat schon angerufen«, sagte er. »Kommen Sie herein.« Er war um die dreißig Jahre alt, groß und schlank gewachsen, ein Handwerkertyp, mit einem dichten, korrekten Schnauzer und hellen, aufmerksamen Augen. Er trug Jeans, ein buntes Hemd, keine Goldkette, nur eine schlichte, aber teure Uhr. »Setzen Sie sich«, sagte er.
    Wir waren in der Küche, einem sehr gemütlichen Raum mit einem großen Tisch und acht Stühlen. Ich setzte mich.
    »Nun, es ist so«, murmelte ich. »Ich recherchiere noch einmal den Tod des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Watermann. Auf ziemlich komplizierten Wegen kam ich hierher, um den Verein des Barons einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Natürlich auch wegen dem Waffenhändler Westphal. Es ist reine Routine, wenn ich nach Feinden frage, weil erfahrungsgemäß jeder Feinde hat.«
    »Der Baron hat kaum Feinde«, sagte er. »Westphal schon. Westphal ist brutal. Wenn er hört, daß jemand aus der Firma etwas rumerzählt, schmeißt er ihn raus.

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