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Reise nach Genf

Reise nach Genf

Titel: Reise nach Genf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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bezahlte, setzte mich in den Wagen und gab Gas. Ich mußte so schnell wie möglich versuchen, nach Hause zu kommen. Ich schaffte es über verstopfte Autobahnen in fünf Stunden und vierzig Minuten, und ich möchte gar nicht wissen, wieviel Fahrer auf der Autobahn über mich fluchten, weil ich sie schnitt oder zu dicht auffuhr oder ihnen einfach den Vogel zeigte.
    Ich kam in den kühlen Hausflur, Krümel schlich die Treppe herunter, rieb sich an meinen Beinen und schnurrte. Ich sagte:
    »Guten Tag« und rief Kröner sofort an. »Ich bin da.«
    »Das weiß ich schon«, sagte er. »Leute von uns hocken in dem belgischen Laster, der oben am Sportplatz steht. Heute nacht komme ich nach. Ich habe einem meiner Leute Ihre Freundin anvertraut. Sie ist bereits auf dem Weg in ein anderes Krankenhaus, sie läßt Sie grüßen. Ein weiterer Mann ist bei dem Baron. Ich denke, wir können nur noch warten.«
    »Falls überhaupt irgend etwas passiert«, sagte ich.
    »Oh«, er lachte, »darauf verwette ich mein dreizehntes Monatsgehalt. Die können gar nicht anders, die müssen weitermachen. Steht Ihr Wagen in der Garage?«
    »Ja.«
    »Wo arbeiten Sie normalerweise?«
    »Im linken Raum im Erdgeschoß. Dicht am Fenster.«
    »Arbeiten Sie ab sofort im Obergeschoß. Und zwar so, daß ein direkter Einblick möglich ist. Geht das?«
    »Das geht. Sonst noch etwas?«
    »Ja. Die Haustüre muß zugeschlossen sein. Das Licht an Ihrem neuen Arbeitsplatz muß ab heute nacht ständig brennen, nur tagsüber nicht. Kommen Sie erst aus dem Haus, wenn Sie sicher sind, daß niemand auf dem Hof ist, den Sie nicht kennen. Meine Leute werden keinen Kontakt zu Ihnen aufnehmen, niemand im Dorf wird auch nur ahnen, was vor sich geht.«
    »Haben Sie eine Vorstellung, wie lange die brauchen werden, um hier aufzukreuzen?«
    »Nicht die geringste«, sagte er. »Wir müssen Geduld haben. Ich habe Ascheburg vom Express angerufen. Er wird einen Satz einschieben: Daß Sie mittlerweile in Ihrem Haus in der Eifel sitzen und genügend Beweise haben, um jede Selbstmordthese zu kippen. Das muß reichen, das macht jedem Lahmen Beine.«
    »Du lieber Gott, was tue ich denn, wenn jemand mich besuchen kommt, um ein Schwätzchen zu halten?«
    »Den werden Sie abwimmeln. Freundlich, aber bestimmt.«
    »Na gut. Versprechen Sie mir, mich anzurufen, wenn es losgeht?«
    Er lachte etwas heiser. »Das verspreche ich.«
     
    Draußen war es noch immer heiß. Ich ging einmal langsam durch den Garten, sah nach den Blumen und Büschen und hörte die Glockenunken an der Mauer.
    »Macht’s gut«, sagte ich, »euer Herr und Meister hat die Hosen voll.«
    Langsam kam der Abend, ich sah mir die Tagesschau an, dann einen selten dämlichen Film auf RTL, der wahrscheinlich nur gedreht worden war, weil der Produzent mit der Hauptdarstellerin ins Bett gehen wollte.
    Gegen elf Uhr brauste Schoko auf den Hof. Schoko heißt eigentlich Frank, ist dünn, blond und vorwitzig und kommt von Zeit zu Zeit, um mir Vorträge darüber zu halten, daß ich eigentlich konservativ bin, alten Zeiten verhaftet, mit Vorurteilen zugenagelt und ähnliches mehr. Er grinste auf seine durchaus liebenswürdige Art und fragte: »Hast du einen Kaffee für mich?«
    »Leider nicht. Ich muß arbeiten«, sagte ich.
    »Das macht nichts«, sagte er. »Dann kaufe ich meinen Kaffee eben im Teller.«
    »Tu das«, sagte ich.
    Er war etwas irritiert, als ich mich herumdrehte und ihm die Türe vor der Nase zuschlug. Es war sicher, daß er länger darüber nachdenken würde.
    Gegen zwei Uhr morgens klingelte das Telefon, ich hob ab, meldete mich, aber niemand antwortete. Es klackte leise, und dann wurde wieder eingehängt. Gleich darauf klingelte es wieder. Diesmal war es Kröner.
    »Das war ich eben. Wir wollten nur die Leitung prüfen. Ich bin jetzt hier. Lassen Sie das Licht brennen, lange kann es nicht mehr dauern.«
    »Hatte der Baron den Anruf?«
    »Ja«, sagte er. »Ungefähr vor einer Stunde. Es war Blum, der anrief. Es war Blum, der sich nach Ihnen erkundigte. Der Baron antwortete wie abgemacht. Wir können also damit rechnen, daß sie bald aufkreuzen. Versuchen Sie aber, noch zu schlafen.«
    »Wo fangen Sie sie ab?«
    »Auf der Autobahn und sämtlichen Bundesstraßen.«
    »Gott sei mit mir.«
    »Ganz richtig«, sagte er. »Da gibt es noch eine Frage, die wir klären sollten. Gibt es in Ihrem Haus irgendeine Ecke, in die Sie flüchten könnten, wenn es ernst wird? Es ist nicht auszuschließen, daß die mit schwerem Geschütz

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