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Reise nach Genf

Reise nach Genf

Titel: Reise nach Genf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Ämter und Macht verfuhr? Wer von ihnen dachte dabei nicht an die eigene Karriere? Ich erinnerte mich deutlich an Kröner, Oberstaatsanwalt Dr. Kröner. Aber er war nicht zuständig für das hier. Er hockte zur besonderen Verwendung auf der Zeil in Frankfurt und war mit der Drogenbekämpfung beschäftigt. Wahrscheinlich würde er nichts tun können, wahrscheinlich würde er sagen: »Ich kann den Kollegen im Landkreis Garmisch nicht in die Parade fahren«, oder irgend etwas in der Art.
    Ich rief ihn an, ich hatte gar keine Wahl. Ich kam sofort durch, ich sagte: »Siggi Baumeister hier, erinnern Sie sich?«
    »Aber ja, schön von Ihnen zu hören. Was kann ich für Sie tun?«
    »Einiges! Ich hocke hier mit vier Erschossenen in Linderhof im Ammertal. Ich weiß, daß Sie nicht zuständig sind, aber Sie müssen mir jetzt fünf Minuten zuhören und dann mit mir gemeinsam überlegen. Geht das?«
    »Das geht. Sie klingen ziemlich durcheinander.«
    »Ich bin durcheinander. Hören Sie zu, es geht um den toten Watermann.«
    »Etwa um Genf und den Watermann im Hotel?«
    »Um genau den. Und wenn Sie …«
    »Ach du Scheiße …«
    »Dr. Kröner, hören Sie mir zu. Selbst wenn Sie nicht zuständig sind, brauche ich Ihre Hilfe, denn ich habe den Beweis oder besser gesagt, gleich mehrere Beweise, daß Watermann ermordet wurde. Und ich weiß auch, wer es getan hat. Wenn ich jetzt einen einzigen falschen Zug tue, bin ich tot.«
    »Ist das Ihr Ernst? Und was ist mit den Toten? Wollen Sie mir erzählen, daß vier Erschossene neben Ihnen liegen?«
    »Nicht gerade neben mir, aber so ähnlich. Hören Sie mir jetzt zu?«
    »In Gottes Namen«, sagte er.
    Ich berichtete ihm so knapp ich konnte, und glücklicherweise wurde ich beim Erzählen immer ruhiger. Als ich endete, sagte ich: »Das ist der Stand der Dinge. Jetzt weiß ich nicht weiter.«
    »Das verstehe ich«, sagte er gelassen. »Sie müssen jetzt vor allem Ruhe bewahren. Ich werde zunächst veranlassen, daß Ihre Freundin sofort aus dem Krankenhaus verlegt wird. Es ist zu riskant, sie dort zu belassen. Leuchtet Ihnen das ein?«
    »O Gott, ich Arschloch. Daran hätte ich denken …«
    »Nun gut, Sie haben mich ja jetzt. Also zunächst mal das. Ich nehme übrigens dieses ganze Gespräch auf Band auf, ist das okay?«
    »Völlig okay. Weiter.«
    »Nach allem, was ich von Ihnen gehört habe, glaube ich nicht, daß Gerber an der Sache persönlich beteiligt war oder ist. Der Mann ist clever, der hält sich raus, der agiert höchstens im Hintergrund und zieht von dort aus seine Fäden. Ich benachrichtige zunächst einmal die Staatsanwaltschaft Garmisch. Die müssen sich um die Leichen kümmern. Ich werde die Aufklärung im Sinne der massiven Bundesinteressen an mich ziehen. Ich kann und werde behaupten, daß internationale Drogenschieber mit der Sache zu tun haben. Dann können wir die vier Toten als Opfer einer Mafia-internen Auseinandersetzung verkaufen. Haben Sie das verstanden? Falls jemand Sie fragt, antworten Sie immer: Ich bin nicht befugt zu antworten, und ich weiß nichts. Sagen Sie das auch jedem Bullen, ob im Anzug oder in Uniform. Okay?«
    »Okay. Weiter.«
    »Nehmen wir an, Gerber steuert das. Was wird er jetzt denken? Er muß unter allen Umständen versuchen, an Sie heranzukommen. Er darf nicht verlieren und schon gar nicht als Drahtzieher auftauchen, sonst kann er sich nach Sibirien absetzen. Also muß er alles versuchen. Er wird es nicht mehr mit Bestechung versuchen, er wird Sie töten wollen. Kommen wir ihm entgegen, wir müssen Sie als Lockvogel benutzen. Haben Sie eine Vorstellung, wie das geschehen kann, ohne daß es auffällt?«
    »Ja. Ich sehe eine Möglichkeit. Ich habe Ihnen von dem Baron von Windlingen erzählt. Diesen Mann können wir einspannen. Entweder Westphal oder Gerber oder sein Sekretär Blum werden ihn anrufen. Dann sollte er vielleicht nebenbei erwähnen, daß er mich für einen seltsamen Vogel hält. Daß ich in die Eifel zurückgehe, um diese Geschichte zu schreiben. Nicht mehr, nicht weniger. Ich bin in der Eifel leicht zu finden, außerdem habe ich Visitenkarten verteilt. Die Falle ist mein alter Bauernhof in der Eifel. Geht das?«
    »Das geht. Noch etwas, Baumeister: Halten Sie nirgendwo unnötig an, halten Sie an Tankstellen auf der Autobahn, aber niemals auf Rastplätzen, die einsam liegen. Fahren Sie durch bis zu Ihrem Haus, fahren Sie den Wagen in die Garage, und schließen Sie die Haustür hinter sich ab. Ich melde mich.«
    »Danke.«
    Ich

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