Reise nach Ixtlan.
die anderen.
Der junge Mann, der zuerst gesprochen hatte, sah mich fassungslos mit ungläubiger Miene an.
Ich sagte ihnen, wir müßten gründlich und ganz leise besprechen, was geschehen war, und ich sei sicher, Don Juan wolle, daß wir dies lösten und habe uns deshalb allein gelassen. Der ganz rechts von mir sitzende junge Mann sagte, Don Juan sei in Lumpen gegangen. Er habe einen zerschlissenen Poncho oder eine Art Indianermantel und einen sehr ramponierten Sombrero getragen. Er habe einen Korb mit irgendwelchen Gegenständen in der Hand gehabt, doch der junge Mann war nicht sicher, worum es sich dabei handelte. Er fügte hinzu, Don Juan sei bestimmt nicht wie ein Bettler gekleidet gewesen, sondern eher wie ein Mann, der von einer sehr langen Reise zurückkehrt und fremdartige Dinge mit sich führt. Der junge Mann, der ihn mit einer schwarzen Kapuze gesehen kitte, sagte, Don Juan habe nichts in der Hand getragen, doch sei sein Haar lang und ungepflegt gewesen, so als sei er ein Wilder, der soeben einen Mönch erschlagen und seine Kleider angezogen habe, ohne jedoch sein wildes Aussehen verbergen zu können. Der junge Mann zu meiner Linken lachte leise und meinte, wie komisch dies doch alles sei. Er meinte, Don Juan sei gekleidet gewesen wie ein soeben vom Pferd gestiegener wohlhabener Mann. Er habe Leder-Leggins getragen, wie sie im Westen bei Reitern üblich sind, große Sporen, eine Reitpeitsche, mit der er dauernd auf seine linke Handfläche geklopft habe, einen Chihuahua-Hut mit kegelförmigem Kopf teil und zwei 45-kalibrige automatische Revolver. Er meinte, Don Juan habe das Bild eines wohlhabenden Ranchers abgegeben.
Der junge Mann ganz rechts von mir lachte verlegen und war nicht bereit zu berichten, was er gesehen hatte. Ich überredete ihn, aber die anderen schienen sich nicht dafür zu interessieren. Er schien zu scheu zu sein, um zu sprechen.
Das Feuer war kurz vor dem Verlöschen, als Don Juan hinter dem Felsblock hervortrat.
»Wir wollen die jungen Männer besser ihrem Vorhaben überlassen«, sagte er. »Sag ihnen Lebewohl.«
Er sah sie nicht an. Er ging langsam davon, um mir Zeit zu lassen, mich zu verabschieden. Die jungen Männer umarmten mich.
Es gab keine Flammen mehr an der Feuerstelle, aber die glühenden Kohlen strahlten einen ausreichend hellen Schimmer aus. Auf einige Meter Entfernung sah Don Juan aus wie ein dunkler Schatten, und die jungen Männer bildeten einen Kreis von scharf umrissenen, statischen Silhouetten. Sie wirkten wie eine Reihe jettschwarzer Statuen vor dunklem Hintergrund. Erst in diesem Augenblick befiel mich die Wirkung des ganzen Ereignisses. Ein Frösteln lief mir über den Rücken. Ich lief zu Don Juan. In sehr eindringlichem Ton verlangte er, ich solle mich nicht umdrehen und nach den jungen Männern sehen, denn in diesem Augenblick seien sie ein Kreis von Schatten. Ich spürte eine Kraft von außen auf meinen Magen einwirken. Es war, als griffe eine Hand nach mir. Ich schrie unwillkürlich auf. Don Juan flüsterte, diese Gegend sei so voller Kraft, daß es mir leicht fallen würde, die »Gangart der Kraft« anzuwenden. Wir trabten mehrere Stunden lang. Ich stürzte fünfmal hin. Don Juan zählte mit lauter Stimme mit, wie oft ich aus dem Gleichgewicht kam. Schließlich blieb er stehen. »Setz dich«, flüsterte er mir ins Ohr, »schmieg dich gegen die Felsen und bedeck deinen Bauch mit den Händen.«
Sonntag, 15. April 1962
Sobald es morgens hell genug war, brachen wir auf. Don Juan führte mich zu der Stelle, wo wir das Auto zurückgelassen hatten. Ich war hungrig, fühlte mich aber ansonsten gestärkt und gut ausgeruht. Wir aßen ein paar Kekse und tranken einige Flaschen Mineralwasser, die ich im Auto hatte. Ich wollte ihm einige Fragen stellen, die mich bedrängten, aber er legte den Finger an den Mund.
Gegen Nachmittag waren wir in der Grenzstadt angelangt, in der ich ihn, auf seine Bitte hin, verlassen sollte. Wir gingen in ein Restaurant, um etwas zu essen. Das Lokal war leer. Wir saßen an einem Tisch neben dem Fenster mit Ausblick auf die belebte Hauptstraße und bestellten unser Essen.
Don Juan schien entspannt zu sein; seine Augen glitzerten listig. Ich fühlte mich ermutigt und ließ eine Salve von Fragen auf ihn los. Vor allem wollte ich etwas über seine Verkleidung erfahren. »Ich habe euch nur ein wenig von meinem Nicht-tun gezeigt«, sagte er, und seine Augen schienen zu glühen. »Aber keiner von uns sah dieselbe Verkleidung«,
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