Reise nach Ixtlan.
in ein dunkles Tal hinab, das ich aber nicht sehen konnte. Das Gebiet, über dem das Gewitter sich entlud, lag auf der gegenüberliegenden Seite des Tales.
Dann begann es zu regnen. Ich lehnte mich, so weit ich konnte, in den Felsen zurück. Mein Hut bot mir guten Schutz. Ich saß mit an die Brust hochgezogenen Knien, und nur meine Strümpfe und Schuhe wurden naß.
Es regnete lange. Der Regen war lauwarm. Ich spürte ihn an den Füßen. Und dann schlief ich ein.
Ich wurde durch Vogelgezwitscher geweckt. Ich sah mich nach Don Juan um. Er war nicht da. Normalerweise hätte ich mich beunruhigt gefragt, ob er mich im Stich gelassen habe, aber durch den Schock, den der Anblick der Umgebung mir versetzte, war ich wie gelähmt.
Ich stand auf. Ich hatte tropfnasse Füße, die Krempe meines Hutes war naß und es stand noch immer etwas Wasser darin, das nun auf mich herabtropfte. Ich befand mich nicht in einer Höhle, sondern unter dichtem Gebüsch. Für einen Augenblick stürzte ich in eine nie zuvor erlebte Verwirrung. Ich befand mich auf einem flachen Stück Land zwischen zwei niedrigen, mit Gebüsch bestandenen Hügeln. Zu meiner Linken gab es keine Bäume, und zu meiner Rechten kein Tal. Direkt vor mir, wo ich einen Pfad im Walde gesehen hatte, stand ein riesiger Busch.
Ich weigerte mich zu glauben, was ich sah. Angesichts der Unvereinbarkeit dieser beiden Versionen von Realität rang ich um eine Erklärung. Ich überlegte, es sei doch gut möglich, daß ich so fest geschlafen hatte, daß Don Juan mich, ohne mich zu wecken, auf dem Rücken an einen anderen Ort hatte tragen können. Ich untersuchte die Stelle, wo ich geschlafen hatte. Dort war der Boden trocken, wie auch an der Stelle daneben, wo Don Juan gesessen hatte.
Ich rief ein paarmal nach ihm, dann befiel mich Angst und ich brüllte seinen Namen, so laut ich konnte. Er kam hinter den Büschen hervor. Sofort war mir klar, daß er wußte, was hier vorging. Er lächelte so hintergründig, daß ich schließlich selbst lachen mußte.
Ich wollte keine Zeit verlieren, indem ich mit ihm Verstecken spielte. Ich platzte gleich mit dem heraus, was mich bedrückte. So genau wie möglich beschrieb ich jede Einzelheit meiner die ganze Nacht währenden Halluzinationen. Er hörte zu, ohne mich zu unterbrechen. Doch er konnte keine ernste Miene behalten und fing mehrmals an zu lachen, beherrschte sich aber sofort wieder. Drei- oder viermal bat ich ihn um Erklärungen. Er schüttelte nur den Kopf, als sei die ganze Sache auch ihm unbegreiflich. Nachdem ich meinen Bericht beendet hatte, sah er mich an und sagte: »Du siehst elend aus. Vielleicht mußt du mal in die Büsche.«
Er lachte auf und fügte hinzu, ich solle meine Kleider ausziehen und auswringen, damit sie trocknen könnten. Die Sonne strahlte hell. Es waren nur wenige Wolken am Himmel. Es war ein windiger, frischer Tag.
Don Juan entfernte sich und sagte, er wolle ein paar Pflanzen sammeln und ich solle meine Fassung wiedergewinnen und ihn nicht rufen, ehe ich nicht wieder ruhig und stark sei. Meine Kleidung war wirklich naß. Ich setzte mich in die Sonne und ließ mich trocknen. Ich fühlte, die einzige Möglichkeit, mich zu entspannen, war, mein Notizbuch hervorzuholen und zu schreiben. Ich aß, während ich an meinen Aufzeichnungen arbeitete. Nach einigen Stunden war ich entspannter und rief Don Juan. Er antwortete von irgendwo in der Nähe des Berggipfels. Er forderte mich auf, die Kalebassen zu nehmen und zu ihm hinaufzusteigen. Als ich oben ankam, fand ich ihn auf einem glatten Stein sitzen. Er öffnete die Kalebassen und nahm sich etwas zu essen. Er reichte mir zwei große Stücke Fleisch. Ich wußte nicht, wo beginnen. Es gab so vieles, was ich fragen wollte. Er schien meine Stimmung zu erraten und lachte sehr vergnügt.
»Wie fühlst du dich?« fragte er in scherzendem Ton. Ich wollte nichts sagen. Ich war immer noch fassungslos. Don Juan forderte mich auf, mich auf die flache Steinplatte zu setzen. Er sagte, der Stein sei ein Kraft-Objekt, und ich würde, nachdem ich einige Zeit darauf gesessen hätte, mich erneuert fühlen. »Setz dich her«, befahl er knapp.
Er lächelte nicht. Sein Blick war durchdringend. Automatisch nahm ich Platz. Er sagte, ich sei achtlos mit der Kraft umgegangen, indem ich mißmutig geworden sei, und ich müsse damit aufhören, sonst würde die Kraft sich gegen uns beide wenden, und wir würden diese unwirtlichen Berge nie mehr lebend verlassen. Nach kurzer Pause fragte er
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