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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nicht gebrauchen. Komm mit.“ Er sagte leise mit zusammengebissenen Zähnen: „Verdammt noch mal, Mann, los, lange kann ich sie nicht zurückhalten – wollen Sie vielleicht gelyncht werden? Sie haben hier heute schon einen von euch umgebracht!“
    Gildoran setzte sich in Bewegung. Er hörte, wie sich die Stimmen der Menge erhoben, und wußte, daß das, was der junge Fremde sagte, die Wahrheit war. Gilmarin! War er hier gestorben? Gildoran spürte, wie ein Schluchzen ihm die Kehle zusammenzog, und biß die Zähne zusammen. Stirb wie ein Späher. Genau das hätte Marin getan. Auch er würde das fertigbringen, wenn es sein mußte. Er ging mit hoch erhobenem Kopf neben dem Fremden aus der Station heraus.
    Sie traten in das gleißend helle Licht einer blauweißen Doppelsonne hinaus. Gildoran kniff die Augen zusammen und sah durch die Lider zu seinem Wächter hinüber. Der Fremde in Uniform war mehr als einen ganzen Kopf kleiner als er, hatte einen dünnen Bart, aber er sah nicht älter als Gildoran selbst aus. Haut und Haare waren von glänzendem Schwarz, aber seine Augen leuchteten in einem warmen Braun, als gehörten sie einem Tier. Er ließ das Hitzegewehr leicht sinken und sagte: „Ich hab’ schon gedacht, ich würde Sie nie da rausbringen. Warum haben Sie versucht, sich gegen mich zu stellen? Wenn ich Sie verhafte, sind Sie doch sicherer als in der Menge. Ich tu Ihnen nichts.“ Seine dicken Lippen öffneten sich zu einem Grinsen. „Dazu habe ich sowieso keine Autorität.
    Mein Job ist es, Schlangen, die aus dem Reservat geflohen sind, zu erschießen – deshalb habe ich die Uniform und die Waffe –, aber das hat der Mob glücklicherweise noch nicht gemerkt. Das war Glück, daß ich gerade in der Station war.
    Sind Sie hergekommen, um den armen Teufel zu retten, den sie heute erwischt haben?“
    Gildoran schüttelte den Kopf. Sein Gesicht mußte etwas verraten haben, denn der Mann sagte mitleidig: „Freund von Ihnen?“
    „Er war mit mir auf dem Schiff. Mein bester Freund.“ Wie auch immer, Ramie mit den Kindern hatte es geschafft; selbst wenn er nicht durchkam, würde die Lücke in der Schiffsmannschaft nicht gefährlich sein.

    Er nahm seine ganze Autorität zusammen und sprach, als stünde er im Navigationsstand auf der Brücke der Samtfalter:
    „Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie mich aus den Klauen dieses Mobs befreit haben, der mich lynchen wollte. Ich muß jetzt wirklich darauf bestehen, daß Sie mich ohne Verzögerung mit der Zentrale verbinden. Ich muß sofort wieder zu meinem Schiff.“

    Selbst wenn sie mich nicht umbringen… nur vier Stunden Verzögerung, und für die einzige Welt, auf die es ankommt, bin ich tot…

    Der junge Mann machte ein besorgtes Gesicht. Er hängte sich seine Waffe über die Schulter und sagte: „Stimmt ja – ihr Späher dürft nie ein Schiff verpassen, nicht? Ich habe alles gelesen, was ich über euch finden konnte… das interessiert mich. Hören Sie, hier können wir nicht bleiben. Wenn von der Menge dort jemand herauskommt und uns sieht, wie wir hier wie alte Kumpel quatschen, dann lynchen sie mich gleich mit, und mein Hitzegewehr nützt uns da auch nicht viel – es hat nicht einmal eine Einstellung, mit der es für Menschen tödlich ist. Los – beeilen Sie sich!“
    Er zerrte ihn hastig hinter sich her in eine enge Seitenstraße, und eine Zeitlang ging Gildoran ohne Widerspruch mit, doch dann hielt er an.
    „Nein! Ich kann es nicht riskieren, mich hier zu verlaufen. Ich darf auf einer fremden Welt den Transmitter nicht aus dem Auge verlieren…“

    „Sie müssen mir vertrauen“, flehte ihn der junge Mann an und zog ihn in eine Mauernische. „Hören Sie – offensichtlich haben Sie keine Ahnung von der politischen Situation hier auf Lassellis Welt, und für Erklärungen ist jetzt keine Zeit. Nur soviel: Wenn Sie hier zu den lokalen Behörden gehen und verlangen würden, mit der Zentrale verbunden zu werden, würden Sie es nie schaffen. Außerdem warten sie nur darauf, daß Sie versuchen, sich zur Transmitter Station zurückzuschleichen – ich würde hundert Stellare wetten, wenn ich sie hätte, daß jemand von der Menge dort jeden Eingang bewacht und nur darauf wartet, einen Tumult anzufangen. Hier gibt es eine Bande, die versucht, die Kontrolle über den Transmitterverkehr zu bekommen… Ja, ich weiß, daß die Zentrale das für illegal erklärt hat, aber die Zentrale ist weit weg von hier. Tatsache ist doch, daß jeder, dem irgendein politisches

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