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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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reib dir die Hände bis zu den Ellbogen damit ein und die Füße bis zu den Knien. Den Rest bedeckt der Umhang. Was für eine Rasse seid ihr Leute eigentlich, von welcher Welt kommen denn die Späher?“

    Gildoran sah ihn überrascht an. Er hatte gedacht, das wüßte jeder.
    „Von allen Welten“, sagte er. „Wir haben Männer von überall und Frauen auch.“
    „Du machst doch sicher Witze? Ihr habt alle die gleichen Farben, den gleichen Körperbau…“
    „Das kommt von der Strahlung im Raum und von der niedrigen Schwerkraft auf den Schiffen. Es ist gut möglich, daß ich so schwarz wie du war, als ich noch ein kleines Kind war.“ Merrik grinste halbherzig. Er sagte: „Willst du mir weismachen, wir seien so etwas wie Brüder unter der Haut? Na ja, zur Zeit sehen wir ja so aus, nur daß deine Augen blau sind.
    Von der Strahlung kommt das also, was? Wirkt sich das aber nicht auf eure Kinder aus? Oder ist das eine echte erbliche Mutation?“
    Gildoran sagte erstaunt: „Kinder können wir nicht bekommen.
    Die Späher sind alle steril. Mensch, was glaubst du denn, warum wir sie kaufen und früher sogar stehlen mußten?“ Merrik stand mit offenem Mund da. „Das scheint aber niemand zu wissen – die meisten Leute glauben, daß ihr sie für irgendeine religiöse Zeremonie braucht…“
    „Nein“, sagte Gildoran ungeduldig. „Sie werden einfach unsere… unsere Kinder. Die einzigen Kinder, die wir haben.
    Meine Freundin und ich hatten gerade sechs von einer Brutstation abgeholt. Eines von ihnen könnte in dreißig Jahren unser Kapitän sein.“
    Merrik sah ihn mit tiefem Mitgefühl an. „Warum sagt ihr das den Leuten nicht?“
    „Wir haben es ihnen gesagt“, sagte Gildoran müde. „Immer wieder haben wir es ihnen gesagt, aber Tausenden und Abertausenden von Welten mit einer Million Einwohner auf jeder können wir es nicht sagen, und offensichtlich sind Legenden beständiger als Fakten.“

    „Wir haben hier ein Sprichwort“, sagte Merrik. „Die Wahrheit kriecht mit Lichtgeschwindigkeit, Lügen benutzen den Transmitter.“ Er lächelte und stand auf. „Trink ein Glas mit mir, mein Freund, und dann, da wir gerade von Geschwindigkeit sprechen, beeilen wir uns vielleicht besser etwas. Ich habe einen Oberflächenschlitten, ein kleines Luftkissenfahrzeug. Er gehört zwar meiner Schwester, aber die ist gerade auf einem anderen Planeten auf ihrer Hochzeitsreise, und sie hat ihn mir geliehen. Ich kann dich zu der Transmitterstation bringen, die fünfzig Kilometer entfernt ist.
    Da erwarten sie dich nie, und wenn sie es doch tun, dann erkennen sie dich nicht. Ich bezweifle, daß deine eigene Mutter dich – nein, Mütter habt ihr wohl nicht, oder? Deine Freunde von dem Schiff würden dich nicht erkennen. Wahrscheinlich könntest du in deiner Verkleidung direkt zur Transmitterstation zurückgehen, von der wir gerade getürmt sind, aber vielleicht warten sie einfach auf einen besonders großen Mann.“ Gildoran trank die prickelnde Flüssigkeit, die Merrik ihm eingegossen hatte. Sie gab ihm ein Gefühl von Wohlbefinden und Erfrischung. Sie fuhren mit dem Fahrstuhl zur Garage, wo Merriks Schlitten geparkt war. In der Garage liefen ungefähr ein Dutzend Männer und Frauen herum, aber niemand sah Gildoran genauer an. Er raffte den Umhang eng um sich, damit er nicht auffliegen und ungefärbte Haut entblößen konnte.
    Merrik half ihm, sich auf dem Sitz des Luftkissenfahrzeugs anzuschnallen, und sie fuhren dicht über der Oberfläche des Planeten dahin.
    Fortbewegung an der Oberfläche war für Gildoran fast völlig neu. Er lehnte sich zurück, ließ sich den Wind durch das Haar wehen, spürte ihn in seinem Gesicht und kniff in dem grellen Licht der Doppelsonne die Augen zusammen. Der Himmel war leuchtend weiß, und die Wolken waren fast elektrisch blau.

    Eine so schöne Welt, und soviel Häßlichkeit darin. Und soviel Freundlichkeit.

    Für Gildoran hörte sich Merriks Stimme fast bedauernd an.
    „Das ist für mich die nächste Annäherung an Raumflug. Als die Menschheit den Transmitter bekam, erwarb sie damit die Fähigkeit, von Stern zu Stern zu reisen, aber die Sterne selbst haben wir verloren. Manchmal träume ich von ihnen – von den Sternen.“
    „Du kannst dich auf Tausenden von Planeten frei bewegen, Merrik. Wenn ich von einem weggehe, kann ich nie zu ihm zurückkehren.“
    „Aber das sind alles… Planeten“, flüsterte Merrik fast, und in seinen Augen stand die Sehnsucht. „Den Weltraum haben wir

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