Reise til helvete
Boden. Ein Moment, der selbst Dylan überraschte.
„Oh, Mann, Perk!“ Mit geschlossenen Augen kniete Thor am Boden. Sein Gesicht war verzerrt, dazu legte sich seine Hand auf den Hinterkopf. „Bist du jetzt völlig durchgedreht?“
Zusammengekauert blieb er am Boden hocken und rieb sich die Nackenpartie. Ein Verhalten, das Dylan schockierte. Eigentlich hatte er mit einem Konter gerechnet, mindestens mit einem erneuten Streit. Doch nun lag Thor zu seinen Füßen und kämpfte mit der Ohnmacht. Hatte er ihn tatsächlich in die Knie gezwungen?
„Das wollte ich nicht …“ Er streckte seinem Partner die Hand entgegen und Thor griff sogar zu. Schließlich standen sie dicht voreinander. Beeindruckt von den unterschiedlichsten Gefühlen.
„Geht’s?“
Als Antwort atmete Thor zuerst nur tief ein und aus und blinzelte vermehrt mit den Augen.
„Ein heimtückischer Schlag auf den Hinterkopf …“ Er presste die Lippen zusammen und nickte anerkennend. „Nicht schlecht, Perk. So setzt du deine Feinde am schnellsten außer Gefecht.“
Er machte einen prüfenden Schritt nach vorn. Als er sicher auf den Beinen war, lief er weiter.
„Ich wollte das nicht!“ Dylan folgte. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte eine Entschuldigung ausgesprochen. Damit hätte er bei Thor wohl den letzten Hauch von Respekt verspielt.
„Warum machst du es denn?“ Thors Frage klang wie die eines Roboters. Emotionslos und ferngesteuert.
„Dass du das überhaupt fragst …“ Dylan stolperte neben ihm her. Der Sonnenuntergang tauchte das blaue Meer in ein dunkles Rot.
„Du rammst mir Nadeln ins offene Fleisch, ohne zu fragen! Ich schreie vor Schmerzen und du schlägst mich!“ Dylan konnte noch immer nicht begreifen, was geschehen war. „Du bestimmst über meinen Körper und … lässt mich anschließend alleine?“
Da stoppte Thor, doch er drehte sich nicht um. Sein langes Haar war offen. Strähnig klebte es auf seinem Haupt und seinem Rücken, der inzwischen von der Sonne gebräunt nahezu ledern wirkte.
„Es war nötig, Perk“, sagte er nur. Mit einem Mal zeigte er sich ebenso erschöpft.
Seine Hose war sandig, genau wie seine Hände und Füße. Die wilden Tage auf der Insel hatten ihre Spuren hinterlassen.
„Aber, du kannst doch jetzt nicht fortgehen …“
„Ist es so schwer zu verstehen, dass ich einfach mal allein sein will?“
„Allein?“ Dylan stieß ein hämisches Lachen aus. „Wir sind auf einem unbewohnten Atoll, zu viert, wobei Erik sich kaum blicken lässt … Und du benötigst Ruhe?“
Dylan schüttelte den Kopf. „Vor mir oder was?“
„Perk, hör doch endlich mit dieser Dramatik auf!“ Thor wandte sich um, wobei seine Hand nochmals im Nacken zum Liegen kam.
„Ich dramatisiere nichts!“, erwiderte Dylan. „Aber deine Art, eine Beziehung zu führen, geht mir dermaßen auf den Geist!“ Er streckte die Arme von sich. „Ich werde das wohl nie begreifen!“
Prüfend sah er Thor an. „Lief das damals auch so mit Magnus? Bist du ihm auch immer aus dem Weg gegangen, wenn es ernster wurde? Das würde so einiges erklären!“
Thor hatte sich unter Kontrolle, aber es fiel ihm sichtlich nicht einfach, die Haltung zu bewahren.
„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du Magnus aus dem Spiel lassen sollst.“
„Das tu ich aber nicht!“ Dylan begann zu schreien. „Ich habe Monate gebraucht, um Magnus zu akzeptieren … Wir können ihn nicht ausschließen. Das geht einfach nicht!“
„Perk, ich weiß nicht, was du willst.“
Thor marschierte einfach weiter.
„Schon wieder läufst du davon!“ Dylan ließ die Schulter hängen. Sollte er wirklich resignieren? Er entschied sich dagegen und schleppte sich hinter seinem Partner her. „Warum kannst du nicht mit mir reden, wie alle anderen auch?“
„Vielleicht, weil ich nicht wie alle anderen bin?“
Sie nahmen den Blickkontakt wieder auf. Und Dylan hätte zu gerne die Fassung verloren. Zu gerne hätte er auf Thor losgeprügelt, liebend gern danach in seinen Armen gehangen, vielleicht vor Verzweiflung weinend und schreiend. Mit der Hoffnung darauf, dass alles besser werden würde.
Doch nichts dergleichen geschah. Sie sahen sich nur an und der eiskalte Blick von Thor erzeugte auf Dylans Körper eine Gänsehaut.
„Warum ist dieser Hass in dir? Was ist bloß passiert, dass du so bist?“
Thor antwortete nicht. Stattdessen fuhr er sich erschöpft über die Augen. Dabei registrierte Dylan, dass Thors Hand ganz blutig war.
Zwischen den
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