Reise til helvete
fahrigen Bewegungen und wirren Gedanken. Als sich ein Schatten über ihn legte, empfand er es als eine Wohltat. Doch als Tonys Stimme erklang, stellte sich die altbekannte Beklemmung ein.
„Was hast du bei Erik gesucht?“
„Ich …“ Dylan beendete das Hantieren mit dem Topf und drehte sich herum. Wie ein armseliger Frosch hockte er am Boden und sah empor. „Ich habe ihm nur seine Kleidung gebracht.“
„Das hätte auch ein paar Minuten warten können!“
„Ja, natürlich.“ Dylan zeigte Einsicht. Er richtete sich auf und sofort erfassten ihn die heißen Sonnenstrahlen.
„Hast du ihm zu trinken gegeben?“
Dylan nickte eifrig. „Die Thermoskanne ist leer und er hatte einen Becher frisches Wasser.“
„Gut.“ Mehr sagte Tony nicht. Er war ungewöhnlich ernst und abweisend. Die Bedenken in Dylan wuchsen.
Er wartete, bis Thor eingeschlafen war, bis sich der Körper neben ihm schwerfällig an seinen Rücken presste. Erst dann befreite er sich aus dem umklammernden Griff. Alles geschah still und langsam. Er musste sicher gehen, dass Thor schlief und nicht wach wurde.
Als er den Felsvorsprung verließ, knipste er die Taschenlampe an. Das Lagerfeuer glühte schwach. Doch es reichte aus, um ihm den Weg zu weisen. Aber auch ohne Licht hätte Dylan sein Ziel erreicht. Nur wenige Meter neben dem Feuer waren ihre Sachen gelagert. Inzwischen herrschte eine Unordnung zwischen den Habseligkeiten. Niemand dachte daran, etwas aufzuräumen. Jeder nahm sich, was er brauchte oder schmiss es unkontrolliert zurück.
Kein Wunder, dass sie bei all den Ärgernissen eines der Dinge absolut vergessen hatten. Nur Dylan kam es wieder in den Sinn. Den ganzen Tag hatte er daran gedacht und je später der Abend, desto nervöser wurde sein Gemüt.
Jetzt war es dunkel und die anderen schliefen. Vielleicht der passende Moment, um sein Vorhaben unbemerkt durchzuführen. Mit zittrigen Händen wühlte er in den Utensilien, schob Töpfe, Handtücher und Geschirr beiseite, bis er sie in den Händen hielt:
Die zweite Flasche Bier, die sie von der Jacht mitgenommen hatten. Er konnte sich genau an ihren ersten Abend erinnern, als sie noch frohen Mutes um das Feuer herum gesessen und die Wasser- und Colaflaschen unbedacht geleert hatten. Ebenso machte eine der Bierflaschen die Runde. Dylan hatte getönt, dass es ihn absolut nicht störte, nur einen kläglichen Bestand an Alkohol dabei zu haben. Während ihres munteren Gesprächs und den anschließenden Ereignissen war ihnen einfach entfallen, dass sie noch eine weitere Flasche Bier über hatten. Und diese Flasche ruhte nun in Dylans Hand. Er musste sich eingestehen, dass ihm Wein oder Whiskey lieber gewesen wäre, doch er war froh, dass überhaupt etwas Alkohol in der Nähe war. Mit einem der Messer entfernte er den Verschluss. Seine Gier war nicht mehr lenkbar. Den ganzen Tag hatte er auf diesen Moment gewartet, und obwohl er wusste, dass sein Verhalten schwach und feige war, setzte er die Flasche an den Mund, kaum war sie geöffnet.
Schnell floss das Getränk in seine Kehle. Er schluckte zügig, ehe er bemerken konnte, wie abgestanden es schmeckte, wie sauer und gärig. Sofort setzte er die Flasche ab und spuckte aus.
„Shit!“
Angewidert fuhr er sich über den Mund. Wie dumm war er gewesen, wie einfältig sein Handeln. Es bestätigte nur, dass er sich selbst nicht unter Kontrolle hatte. Wiederholt war er schwach gewesen, und seine unüberlegte Handlung wurde mit der passenden Antwort quittiert.
Seufzend drehte er die Flasche auf den Kopf. Der Rest des Bieres lief plätschernd auf den Boden. Er holte aus und schleuderte die Flasche in die Dunkelheit.
Leise schlich er zurück, doch kaum hatte er sich neben Fahlstrøm auf die Matratze gelegt, erklang dessen harsche Stimme: „Ich hätte dir gleich sagen können, dass das Bier verdorben ist.“
Eine peinliche Stille setzte ein.
„Woher …?“ Dylans Körper vibrierte erschrocken. Doch er sah ein, dass es keinen Sinn machen würde, seine Tat abzustreiten.
„Wer sich nachts heimlich davonschleicht, tut es meist nur aus einem Grund.“
Betroffen schloss Dylan die Augen. Er war froh, dass es dunkel war und Thor sein verzweifeltes Gesicht nicht erkennen konnte. Hinzu kam die Tatsache, dass er auf frischer Tat ertappt wurde. War das nicht entwürdigend? Bei all den kämpferischen Sprüchen, die er inzwischen über seine Alkoholsucht fallen ließ, absolut bloßstellend? Wie sollte er das erklären? Wie sollte er in Worte fassen,
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