Reise til helvete
Schlucken fiel Erik mittlerweile schwer. Mehr als die anderen hatte er an Körpersubstanz verloren. Den extremen Wasserverlust konnte er nicht mehr kompensieren. Das Fieber hatten sie inzwischen unter Kontrolle, auch die Übelkeit hielt sich dank der Reisetabletten in Maßen. Trotzdem war sein Zustand zum Wettlauf mit der Zeit geworden.
Langsam glitt das Wasser zwischen seine trockenen Lippen. Er verharrte und schluckte gequält. Seine Zunge war angeschwollen und das Sprechen fiel ihm schwer.
„Danke.“
„Kein Problem.“ Dylan zwinkerte ihm zu. „Ich glaube, deine Kleidung ist inzwischen getrocknet.“
„Ich … will nur die Unterhose …“ Eriks Stimme war kaum hörbar. „Bringst du sie mir?“
„Klar.“
Dylan antwortete ebenso ruhig und mit liebevoller Stimme. In diesen Momenten kam es ihm selbst ganz eigenartig vor. Er konnte sensibel sein, einfühlsam. Sehr wohl gab es Seiten an Dylan Perk, die er vielleicht nicht jedem zeigte.
Am Feuer sammelte er weiteren Wasserdampf in den Becher, dann ergriff er Eriks Unterhose. Zusammen mit den anderen Kleidungsstücken hatte sie Tony zum Trocknen in die Sonne gehängt.
Dylans Rückweg war zögernd. Er blickte zum Palmenhain, doch Thor und Tony waren nicht in Sicht.
Bei Erik angelangt, ging er in die Knie.
„Hilfst du mir beim Anziehen?“
Dylan schluckte verkrampft, als Eriks knochige Hand die dünne Zudecke beiseiteschob und sein nackter Körper zum Vorschein kam. Vielleicht war es morbide, dass Dylan aufkommende Lust empfand, als er Eriks Geschlecht betrachtete. Der Leib vor seinen Augen war kraftlos und ausgezehrt, trotzdem hatte Dylan nicht vergessen, welche Gelüste er vor Kurzem in ihm ausgelöst hatte.
„Ich weiß nicht, ich …“ Dylan sah sich gründlich um. „… möchte keinen Stress mit Tony.“
„Bitte …“
„Na gut.“ Dylan lächelte herzlich und ebenso gefühlvoll half er Erik, die Unterhose anzuziehen. Doch Dylans Hände begannen aufgeregt zu zittern, kaum hatte er Eriks Haut berührt, seine Beine gestreift und das Stück Stoff über die mageren Hüftknochen geschoben.
„Du hast sicher mehr als einmal daran gedacht, es mit mir zu treiben, hier, am Strand, im Mondschein, heimlich, unentdeckt …“
Dylan hielt inne. Betroffen musste er die Lider schließen. Er konnte Erik kaum ansehen, denn ja, daran hatte er tatsächlich gedacht.
„Ich …“ Seine Hände ruhten noch immer auf Eriks Hüften. Und er hatte nicht das Gefühl, als wolle er sie loslassen. Im Gegenteil. Er hielt sich an ihnen fest. Als sich seine Lider und auch sein Mund einen Spalt weit öffneten, starrte er wie benommen zwischen Eriks Schenkel.
„Das hätte schön werden können …“
Ein seliges Lächeln umspielte Eriks Mund. Doch Dylan bemerkte auch, wie hilflos sein Gegenüber vor ihm vegetierte. Er fasste nach Eriks Hand und registrierte, dass keine Kraft mehr in ihr herrschte. Sein Blick war leer und immer wieder jagte ein leichtes Zucken durch seinen Körper.
„Erik, du musst durchhalten …“
Kamen seine Worte an? „Erik, hörst du mich?“
„Ja …“
Plötzlich war etwas Trauriges in seinem Blick. Ahnte er, was Dylan ihm sagen wollte?
Dylan löste seinen Griff und bedeckte Eriks Körper mit der Decke.
„Wenn ich mich in nächster Zeit zurückhalte, dann hat das nichts mit dir zu tun, okay?“
Erik nickte still.
„Es tut mir leid.“
Ruckartig kam Dylan auf die Beine und er floh regelrecht vor weiteren Worten.
I can’t say that you’re losing me
I always tried to keep myself tied to this world
Though I know where this is leading
(Please) No tears, no sympathy
I can’t say that you’re losing me
But I must be that which I am!
Though I know where this could take me
No tears, no sympathy
Gracefully
Respectfully
Facing conflict deep inside myself
Here confined, losing control of what I could not change
Gracefully
Respectfully
I ask you please don’t worry
Not for me
Don’t turn your back!
Don’t turn away! (VNV Nation, Epicentre)
Obwohl sie ihr Lager mit Palmenwedel umrandet hatten, gelangte zusätzliche Hitze auf die Feuerstätte. Doch weil sie das Feuer nicht unbeaufsichtigt lassen konnten, waren sie gezwungen, sich an der Kochstelle aufzuhalten. Dylan hatte das Gefühl, als würde das soeben gewonnene Wasser direkt wieder verdunsten. Zaghaft nahm er einen kleinen Schluck und benetzte seinen trockenen Mund. Der Wassermangel wurde innerhalb von Stunden spürbar und sein Körper quittierte ihm das mit
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