Reise til helvete
es die ganze Zeit nicht gemerkt hat. Er wusste es und ist nicht gleich ausgerastet. Stell dir vor, er hätte es schon auf dem Schiff angesprochen! Das hätte ein Theater gegeben, was?“
Nichts war zu hören.
„Erik? – Erik bist du fertig? Darf ich mich umdrehen?“
Er erhielt keine Antwort, sodass er sich zaghaft wandte. Erik lag im Sand und regte sich nicht.
„Hey, was machst du denn?“
Dylan beugte sich über ihn und richtete ihn auf. Seine schwachen Hände fanden kaum einen Halt. Benommen rollten sich seine Augen.
„Jeg føler meg dårlig.“
„Warte, ich helfe dir …“
Dylan dachte nicht nach, als er Eriks Unterhose richtete und ihn dann auf die Beine zog. Obwohl Erik enorm an Gewicht verloren hatte, konnte er ihn schwer halten. Langsam schleppte er ihn zurück. „Geht’s?“
Dylan ignorierte seinen schmerzenden Arm, stattdessen festigte sich sein Griff.
Plötzlich kam ihnen Tony entgegen,
„Was soll das?“ Er klang aufgebracht. Sein Haar war immer noch offen und seine stämmige Figur wirkte tatsächlich einmal bedrohend. „Was macht ihr hier?“
„Erik musste … austreten. Und du hast geschlafen.“
„Dann weckt mich das nächste Mal!“ Er fasste nach Erik und stützte ihn viel kraftvoller, als Dylan es zuvor getan hatte. „Er ist mein Freund! Ich kümmere mich …“
Dylan nickte. „Ja, sicher, das weiß ich …“ Er trat einen unsicheren Schritt zurück und blieb auf Abstand.
Still verfolgte er, wie Tony und Erik zum Lager marschierten. Langsam, ganz bedacht. Wieder war Dylan alleine.
Hör’ den Tropfen
fallend rauschen
fühl die Sonne
grüß die Haut
sieh’ die Blumen
duftend schwebend
alles schreit
stille Zeit
Paradoxe Stille
Die Zeit
erstickt im Farbenrausch
Paradoxe Stille
Die Zeit verliert ihren Halt
im Raum
Entfernte Haut
nur bloßes Leben
jeder schreit
gehört wird nichts
niemand wartet
keiner sieht
warum jeder
nur nicht ich?
Paradoxe Stille (Goethes Erben, Paradoxe Stille)
Die Stille hielt nicht lange an. Kaum hatte Tony seinen Freund ins Zelt gebracht, kam er zurück.
„Hör zu Dylan, ich will nicht drum herum quatschen … Ich habe es mir lange angesehen und auch toleriert, aber jetzt ist Schluss.“
Dylan kniff die Augen zusammen. „Was meinst du?“
„Du weißt genau, was ich meine. Ich sehe ein, dass es passiert ist. Okay, es hat mich schockiert, aber Erik und ich haben uns zusammengerauft. Wir haben Wege gefunden, um damit klarzukommen … Dass es jetzt noch mal passiert ist …“ Tony atmete tief durch. „Auch da kann ich drüber hinwegsehen. Ich weiß, dass ich Erik in manchen Dingen nicht ändern kann und das will ich auch gar nicht erst versuchen.“
Eine kurze Sprechpause stellte sich ein, in der sich Tony über das eigene Gesicht fuhr, doch dann sprach er eindringlich weiter:
„Aber noch einmal toleriere ich das nicht … Nicht mir dir! Nicht mir dir! Hörst du?“ Seine Hand hob sich drohend.
Dylans Mund öffnete sich fassungslos. Es war lange her, dass Tony ihn derartig gemaßregelt hatte. Als Manager hatte er Dylan in der Vergangenheit mehr als einmal zurechtweisen müssen. Ihre privaten Dispute legten sich dagegen meist schnell. Sie waren doch Freunde. Der harmonische Umgang zwischen ihnen war nicht nur beruflich von enormer Bedeutung. Und jetzt? Würde ihre Freundschaft zerbrechen?
„Allmählich kotzt es mich an, dass du dich verhältst wie ein spitzer Hund, wie ein notgeiler Bock! – Als ob es nicht schlimm genug ist, dass du Cay das Herz brichst und mit einem Mörder vögelst. Jetzt steigst du auch noch meinem Freund hinterher und denkst, ich bin so bescheuert und merke das nicht!“
Die letzten Worte brüllte Tony heraus. Es tat ihm sichtlich gut, seinen Unmut kundzutun. Zu lange hatte er geschwiegen, zu lange hatte er versucht, den Frieden zu bewahren.
„Sei nicht sauer, bitte …“ Dylan flehte. Ein äußerst untypisches Verhalten. Aber er wusste sich nicht anders zu helfen. Er wollte keinen Streit, er wollte doch nur …
„Erik und ich haben das geklärt. Du musst nicht denken, dass wir …“
„Lass einfach die Finger von ihm.“ Es kam plötzlich ganz ruhig über Tonys Lippen und irgendwie auch angsterfüllt. „Ich bitte dich inständig: Lass ihn in Ruhe, ansonsten sind wir geschiedene Leute.“
Die Stimmung im Lager war auf dem Nullpunkt angelangt.
Ungestört konnte Dylan die Reinigung seines Körpers vornehmen. Niemand folgte ihm. Doch die Erfrischung hielt nicht lange an. Kaum nahm
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