Reise til helvete
Reling und zog sich vorsichtig nach vorne.
„Thor? Thor! Komm nach unten! Das hat doch keinen Zweck!“
Erst nach wenigen Metern konnte er Fahlstrøm erkennen. Der hing noch immer über dem Motorraum. Die Taschenlampe war erloschen. Dylan sah, wie Thor die Luke schloss und zusammengekauert davor sitzen blieb.
„Thor, bitte! Komm bitte nach unten!“ Dylan flehte. Sein Magen wand sich mit den Wellen des Meeres. Einige Male hatte er das Gefühl, erbrechen zu müssen.
Wie erstarrt hielt er sich fest. Hatte er so etwas je erlebt?
Plötzlich stand Thor neben ihm, vom Regen durchnässt und mit ratlosem Blick. Ohne Worte schob er Dylan vor sich her. Dabei umklammerte er dessen Hüften so fest, dass es schmerzte. Er ließ seinen Partner erst los, als sie die Stufen nach unten nahmen.
In der Kajüte stand das Wasser zentimeterhoch. Dylan hangelte sich an dem Mobiliar nach vorne und schob sich wieder auf die Sitzbank, an der er sich verkrampft festkrallte.
„Hast du was reparieren können?“, fragte Tony. Fahlstrøm schüttelte den Kopf und zwängte sich ebenfalls auf die Bank.
Die Jacht kippte zur Seite, fing sich im letzten Augenblick und schwankte zurück.
„Oh, my god!“, rief Dylan in Panik versetzt. „Wir sinken doch nicht, oder? Sinken wir?”
Ängstlich sah er in Thors blaue Augen.
„Ruhig, Perk, bleib ruhig.“
Die Worte besänftigten ihn nicht wirklich. Dylan stöhnte gequält. Hatte er sich sein Ende so vorgestellt?
*
Erleichtert bemerkte er, dass das heftige Schaukeln nachgelassen hatte. Nur das Geräusch von tropfendem Wasser reizte seine Sinne. Vorsichtig sah er sich um. Er hatte tatsächlich geschlafen. Kaum zu glauben . Zum Schluss hatte er einfach die Lider geschlossen und sich dicht an Thor gedrängt, ihn umklammert und sich geschworen, ihn nie wieder loszulassen. Sollten sie sterben, dann wenigstens zusammen. Das war ein kleiner Trost gewesen. Doch jetzt war Thor nicht mehr da. Dylan richtete sich auf. Seine Kleidung war klamm und sein Haar fiel ihm in feuchten Strähnen vor die Augen.
Der Innenraum der Jacht glich einem Schlachtfeld. Utensilien lagen verteilt auf dem Boden. Geschirr war zerbrochen, Bilder aufgeweicht, Dekomaterial in alle Richtungen zerstreut. Als Dylan sich hinstellte, rumorte sein Magen ein letztes Mal. Zum Glück hatte er sich nicht übergeben müssen wie Tony. Erik hatte als Einziger nichts gesagt, nicht geklagt oder gejammert, dabei hatte er auch ganz bleich ausgesehen. Jetzt saß er auf der Liege, den Kopf dazu gesenkt. War er wach? Sein langes Haar bedeckte sein Gesicht. „Erik? Bist du okay?“
Dylans nackte Füße berührten den feuchten, rutschigen Schiffsboden. Er musste achtgeben. Von der Begegnung mit Scherben hatte er eigentlich genug. Doch auch seine Sneakers waren aufgeweicht. Achtlos hatte er sie unter den Tisch geschoben.
„Ja.“ Erik hob den Kopf, doch seine Lider blieben geschlossen. „Bin ich müde. Hab’ kein Auge zugetan.“
„Wo sind die anderen?“
„Oben, schätze ich …“
Natürlich. Wo auch sonst? Durch die Seitenluken konnte Dylan erkennen, dass sie sich noch immer auf offener See befanden. Doch zum Glück war das Gewitter weitergezogen.
Er eilte an Deck, wo er Thor und Tony dicht beieinanderstehen sah. Sie diskutierten, wie immer laut, doch diesmal ernsthaft.
„Irgendwie müssen wir uns doch verständigen können!“ Tonys Gezeter klang vorwurfsvoll.
„Wir haben keinen Strom“, antwortete Thor. „Ohne Strom, kein Netz …“
Er hielt ein altes Funkgerät in den Händen. „Und ich habe hier überhaupt keinen Empfang, auf keinem Kanal.“
„Sitzen wir fest?“, unterbrach Dylan das Gespräch. Sofort richteten sich die Blicke auf ihn.
„Sieht so aus …“
Auch Thor und Tony sahen übermüdet aus. Ihre langen Haare waren feucht und zerzaust. In diesem Moment ein kleiner Trost. Sie alle hatten eine strapaziöse Nacht hinter sich.
„Okay.“ Dylan atmete tief durch und versuchte, die Ruhe zu bewahren. Er schaute sich um. Überall Wasser. Am Horizont erkannte er allerdings einen dunklen Streifen, der durch das dunstige Wetter in Nebel gehüllt war. „Und da drüben? Ist das Land?“
„Vermutlich“, antwortete Thor. „Wenn die Sonne ganz aufgegangen ist, werden wir hoffentlich mehr erkennen.“
Dylan drehte sich zu allen Seiten. Auch an Deck hatte der Sturm seine Spuren hinterlassen. Riesige Pfützen umgaben sie. Gegenstände lagen auf dem Holzboden der Jacht verteilt.
Er griff in seine Hosentasche.
„Oh
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