Reise til helvete
mit Entsetzen. „Und danach schwimmen wir darin? Das ist ekelhaft!“
„Dein Urin ist ein natürliches Abbauprodukt deines Körpers“, erwiderte Thor. „Ich will nicht wissen, welche ekelerregenden Dinge sich sonst noch so im Meer herumtreiben.“
Er zeigte auf das Zelt.
„Wir wissen nicht, was Erik hat. Mit der Entsorgung seiner Ausscheidungen sollten wir erst recht vorsichtig sein. Ich möchte nicht, dass wir uns Ungeziefer ins Camp holen und ebenfalls krank werden, nur weil wir uns benehmen wie die letzten Schweine.“
Er nickte, um seine ernsten Worte zu unterstreichen. „Pinkeln ins Meer – für das andere werden wir nur noch an einen Ort gehen.“ Es klang nach einer unverrückbaren Tatsache. Er drehte sich, nahm aus dem Beiboot, das immer noch in greifbarer Nähe stand, eines der Paddel und einen Eimer. „Ich werde eine Grube graben …“
Dylan hatte das Schauspiel still verfolgt, doch nun konnte er nicht mehr an sich halten.
„Das mache ich nicht mit!“
Erbost schüttelte er den Kopf. „Das ist Blödsinn! Was meinst du denn, wie lange wir hier noch bleiben sollen?“
„Ich sehe jedenfalls niemanden, der auf dem Weg zu uns ist!“ Wie recht Thor hatte. Alle drei starrten zum Strand. Kein Schiff in Sicht.
„Wir sollten unser Geschäft nicht im Lager verrichten“, betonte Thor. Er zeigte zur rechten Seite. Abseits des Palmenhains befanden sich weitere Felsen. „Hinter den Steinen grabe ich ein Loch. Wer es benutzt, schüttet anschließend Sand hinein und geht sich waschen … Das ist wohl Hygiene genug!“
Dylan schüttelte noch immer den Kopf. Er hatte seine Arme in die Seiten gestemmt und blickte Thor wütend an:
„Da kannst du lange drauf warten, dass ich das tue!“
„Du wirst das tun, Perk!“, brüllte Thor.
„Ich werde hier nicht öffentlich auf Toilette gehen!“
„Ach?“ Thor zog die Augenbrauen nach oben. „In der Vergangenheit hat es dich nicht gestört, wenn ich dich auf dem Lokus betrachtet habe.“
„Das ist ja wohl etwas anderes! Ich mache das hier nicht ohne ordentlichen Sichtschutz!“
„Du wirst das machen!“, brüllte Thor in einer Tonlage, die an seinen donnernden Gesang erinnerte. „Ansonsten …“
„Ja, was … ansonsten? Was? – Du hast mir nichts zu befehlen!“
„Oh, Mann, streitet doch nicht schon wieder!“ Tony war nahe dran, sich die Ohren zuzuhalten. Seine Atmung war schwer. Er kniff die Augen zusammen, da ihn die Sonne blendete. „Vielleicht hat Thor recht …“
„Ach, immer hat der recht!“, keifte Dylan. „Immer!“ Er presste die Lippen fest zusammen. „Ohne mich!“ Seine Wut wurde zügellos, mal wieder. „Nur weil du in Norwegen wie ein Hinterwäldler lebst, heißt es noch lange nicht, dass wir uns hier auch so verhalten müssen! – Oder? Tony! Sag’ doch auch mal was!“
Tony holte tief Luft, doch er fand keine Worte. „Ja, also …“
„Großartig!“ Inzwischen hingen Dylan sämtliche Haare ins Gesicht. Seine Hände waren angespannt. Mehrmals rieb er sich über den verdreckten Verband am Arm. „Habt ihr neuerdings ein Bündnis geschlossen, ja? Gegen mich?“ Er lachte ein irres Lachen. „Das könnt ihr nicht mit mir machen. Mit mir nicht!“
Mit dem Fuß stieß er gegen einen der Becher, der anschließend umkippte. Das beinhaltete Wasser verlor sich im heißen Sand. Er drehte sich und lief davon …
Thor antwortete nicht mehr. Stattdessen marschierte er mit den Utensilien in die andere Richtung. Tony dachte nach und entschied sich dafür, dass es wohl besser wäre, an Fahlstrøms Idee festzuhalten. Er eilte hinterher. „Warte, ich helfe dir!“
Es dauerte über eine Stunde, bis sie ein passables Loch gebuddelt hatten und die Trittstellen rund herum mit Zweigen und Palmenwedeln gefestigt hatten.
Tony lächelte sogar, als sie auf ihr Werk sahen. „Sieht ganz gut aus!“
Thor blieb ernst. Es war unnütze Zeit verstrichen. Er rechnete damit, dass das Fischen mit Erfolg weitere Stunden andauern würde.
„Wir müssen Perk im Auge behalten.“
„Ja!“ Tony nickte. „Auf jeden Fall ...“
„Ich will nicht, dass er permanent ausrastet, nur weil Alkohol und Sanitäranlagen fehlen.“
„Das sehe ich genauso.“
Tony war froh, dass Fahlstrøm das Thema ansprach und sie in dieser Hinsicht sogar einer Meinung waren. Dass Dylan in ihrer Situation als Erster die Fassung verlieren würde, war beiden bewusst.
Zurück am Lagerfeuer schnitzte Thor einige Speere. Dazu feilte er die Enden der dicken Zweige zu
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