Reise til helvete
schwer auf seinen Schultern. Dylan nickte.
„Da hast du wohl wieder einmal recht.“
*
Mit dem Mango bestückten Teller trat er an die Feuerstelle. Er hatte Durst. Mehr als sonst freute er sich auf das frisch zubereitete Wasser. Er setzte sich und lächelte Tony an.
„Konntest du gut schlafen?“ Eine blöde Floskel, die von seinem desolaten Gefühlszustand ablenken sollte.
„Ein wenig, nachdem euer Gekeuche nachgelassen hatte …“ Tonys Worte klangen bissig und sein Blick war vorwurfsvoll.
„Wie könnt ihr bloß rumvögeln in unserer Lage?“ Er fasste sich an die Stirn. „Wie könnt ihr auch nur ans Ficken denken, während es Erik so schlecht geht?“
Die Beklemmung kam zurück. Der Druck in seinem Magen, der nicht nur vom Hunger herrührte, verstärkte sich.
„Ihm geht es immer noch nicht besser?“
Tony schüttelte den Kopf. „Nein … Im Gegenteil … Ich habe das Gefühl, als ob es schlimmer wird.“
Dylan schwieg. Er konnte nichts hinzufügen. Wie sehr hatte er sich gewünscht, dass Erik sich erholen würde. Er war doch stark, unermüdlich, und nun das …
„Was hast du denn eigentlich mit deinen Haaren gemacht?“, unterbrach Tony seine schlimmen Gedanken.
Er sah auf. „Wieso?“
„Ich denke, du magst keine Pferdeschwänze.“
„Doch!“ Dylan nickte. „Eigentlich schon, aber nicht an mir … unbedingt …“
Er tastete seine Frisur nochmals ab. Zum Glück katte Tony nichts zu seinem Bartwuchs gesagt, das hätte gerade noch gefehlt.
„Thor hat mir ein Haargummi geliehen. Ich kann meine Zotteln kaum noch bändigen.“
„Das ist ja nett von ihm!“ Tonys Äußerung wirkte deutlich überzogen. „Einen Beautysalon wirst du hier wohl auch kaum finden … haha!“
Er lachte, woraufhin Dylan sofort wieder nach unten sah. Die Schwachstelle in seiner Seele brach abermals auf.
„Findest du es sinnvoll, ihn damit aufzuziehen?“, erklang Thors Stimme. Er hatte sich genähert und den Dialog der beiden gehört.
„Ach, ich glaube seine Frisur ist zurzeit zweitrangig!“, konterte Tony.
Dylan blieb zusammengekauert sitzen. Es war ihm merklich unangenehm, dass man über ihn sprach, seine Verfassung analysierte und er nicht fähig war, sich angemessen zu verteidigen. Er wollte weder daran denken, noch darüber sprechen. Es war schlimm genug, dass er unvorteilhaft herumlaufen musste und sich dadurch ganz schäbig vorkam.
„Als ob du das beurteilen kannst! Hast du dir jemals Gedanken um dein Aussehen gemacht?“ Thor war ans Feuer getreten und musterte sein Gegenüber gründlich. „Dir sind doch Chipstüten viel wichtiger!“
Da kam Tony auf die Beine und sie schrien sich ins Gesicht:
„Was fällt dir ein, so mit mir zu reden?“ Tony brüllte. Er war nahe dran, Thor zu packen. Doch hätte er eine Chance gehabt? „Du spinnst wohl!“
Ihre Körper rieben sich aneinander. Thor konnte sich schwer zügeln, um nicht offenkundig handgreiflich zu werden.
„Ich rate dir, dich nicht mit mir anzulegen!“, dröhnte er stattdessen. „Ich rate es dir sehr!“
„Als hätte ich Angst vor dir!“, schrie Tony zurück. Doch er ging auf Abstand. „Du …!“
„Hey!“ Dylan sprang auf. „Seid still!“
Sofortige Ruhe setzte ein. In der Ferne ertönte ein Läuten.
„Das Handy!“ Dylan gluckste erfreut. „Habt ihr das gehört?“
*
Seine Hände zitterten, als er nach dem Mobiltelefon griff. „Die SMS ist rausgegangen!“
Sein Gesicht strahlte. Endlich tat sich etwas. Endlich konnten sie auf Hilfe hoffen.
„Wie spät ist es jetzt in Irland?“
„Tiefste Nacht schätze ich …“
Thors Spekulation trübte die gute Nachricht. Dylans Hand mit dem Handy baumelte kraftlos nach unten.
„Dann wird heute wohl keine Rettungsmannschaft kommen …“
„Erst mal muss Angus die Nachricht überhaupt lesen!“ Tony konnte die Freude nicht wirklich teilen. „Dann wird er sich melden und wir können ihm schildern, was wirklich passiert ist …“
Dylan starrte weiterhin auf sein Handy. „Einen Tag wird der Akku vielleicht noch durchhalten.“
Er legte das Mobiltelefon zurück auf den Felsen, irgendwie in der Hoffnung, dass Angus direkt antworten würde. Doch ein weiterer Klingelton erklang nicht.
Einige Minuten verharrte er in einer resignierenden Starre, bis Tonys Worte die Stille durchbrachen. Es musste weitergehen. Die Hoffnung durfte sich noch nicht verabschieden.
„Ich will euch nicht beunruhigen, aber das Wasser ist alle.“
Tony hatte den Kanister auf den Kopf gedreht und
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