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Reise zu Lena

Reise zu Lena

Titel: Reise zu Lena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Neven DuMont
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eingepackt, die leichten Schuhe, denn die zum Wandern stehen schon bereit. Für ein Buch, das Du nicht entbehren kannst, musst Du selbst sorgen. Ansonsten gibt es einiges Vernünftiges draußen zum Lesen. Du musst Dir nur noch etwas Richtiges anziehen. Soll ich Dir dabei helfen?«
    »Das fehlte noch!« schimpfte er von unten. Die Neugier trieb ihn nun doch hinauf: »Du bist ja schlimmer als Glorie in ihren besten Jahren, Christie! Und nun heraus aus meinem Schlafzimmer, die Damen! Ich bitte um etwas Anstand!«
    Als er nach unten kam, stand der Koffer mit Mantel, Hut und Wanderschuhen bereits am Eingang. Albert setzte sich noch einmal an den Frühstückstisch, trank immer noch um einiges verwirrt einen Schluck des inzwischen abgekühlten Kaffees:
    »Christie, Du bist verantwortlich für die ganze Aktion. Du lässt mir überhaupt keine Wahl. Wenn ich gehe, dann im Protest und unter Zwang. So eine Art Entführung.«
    »Umso mehr wirst Du unsere kleine Landpartie genießen«, strahlte sie über das ganze Gesicht.
    Der alte Mann sah auf:
    »Und dann . . . wenn es Dich glücklich macht! So sieht es wenigstens aus.«
    Nach einem weiteren Schluck:
    »Was machen wir mit Ann? Ich kann mich unmöglich heimlich davonstehlen.«
    »Aha, der Herr Direktor braucht eine Genehmigung von der gnädigen Frau, noch dazu jetzt, wo sie ohnedies außer Haus ist«, meldete sich Irma vom Ausgang des Hauses her, Alberts Koffer schon in den Händen.
    »Ich muss mich mit Ann in Verbindung setzen. Jetzt gleich! Sie wird mich zum Teufel schicken!«
    »Da lebt es sich doch ganz gut, in der Hölle braucht niemand zu frieren.« Christie sah sich nach dem Telefon um, entdeckte Anns Nummer.
    »Muss es denn jetzt sofort sein? Vielleicht erst ein kleiner Gang durch den Garten, zur Beruhigung, wir können alles noch einmal in Ruhe . . .«, flehte er.
    »Jetzt sofort!« beharrte Christie, »ich wähle bereits für Dich«, sie übergab ihm das tragbare Telefon.
    »Mein Gott, was hast Du mit mir vor! Ich gerate vom Regen in die Traufe!«
    Nach zwei, drei Versuchen war Ann am Apparat, Albert scheuchte die Frauen mit einer Handbewegung aus der Küche:
    »Hallo, Ann, ich wollte mich nur erkundigen . . . wie geht es Mary? . . . Ja, was sagst Du? Da ist ein Brummton . . . Ich verstehe, Du musst noch einige Tage . . . das sagtest Du schon. Die arme Mary! Nein, nein, natürlich habe ich Verständnis, bin bestens versorgt. Sicher vermisse ich Deine Fürsorge, aber . . . Was?! Nein, es gibt nichts Besonderes. Du sagst, Du hast mit Lori telefoniert? Das ist eine Neuigkeit . . .«
    Er horchte angestrengt, vernahm ihre Stimme deutlicher:
    »Ja, Albert, mit Lori . . . Du hast mir den Wink gegeben, ich habe mir alles gründlich überlegt, man muss die Dinge von beiden Seiten her sehen, so habe ich Dich doch verstanden, ist das richtig? Lori erzählte mir auch von Christie . . . Ist sie inzwischen bei Dir gewesen? War sie anständig zu Dir, das hast Du, weiß Gott, verdient.« Er stand jetzt im Zimmer, ging auf und ab:
    »Stell Dir vor, sie möchte mich mit zu ihrer Mutter hinaus aufs Land nehmen, nur ein kleiner Ausflug, so ein, zwei Tage, was sagst Du dazu? Was? Ich soll es entscheiden . . . Du meinst, wenn es mir gut tut? Natürlich bin ich bestens versorgt . . .Sie lässt Dich herzlich grüßen, ja, sie ist ernster geworden, das Leben prägt Einen da unten . . . Umarme Mary, meine Gedanken sind viel bei Euch . . . Wenn Du denkst, dann werde ich wohl . . .«
    Albert beendete das Gespräch mit Kopfnicken, schritt hinaus auf den Gang, wo die beiden warteten:
    »Ich habe einen guten Tag erwischt! Die gute Mary, eine reizende junge Frau damals. Wir haben Walzer . . .«
    Aufmerksam beobachtete er die dahinfliegende, schnell sich verändernde Landschaft. Bald hatten sie den Fluss erreicht, durchquerten die Stadt vorbei am Wasser, die Alleebäume waren neu beschnitten. Christie nahm die Brücke nahe des Münsters, fuhr durch freundliche Vororte, an Werkshallen vorbei, an verlassenen Gehöften, überquerte eine Autobahn, ließ die Häuser zurück. Christie, an seiner Seite, steuerte zügig, berichtete von ihrem Alltag in Afrika, in Mali, wo sie jetzt schon seit fast einem Jahr stationiert war. Sie bejahte seine Frage, ja, natürlich hatte sie das sagenhafte Timbuktu aufgesucht, das Ziel vieler Sahara-Reisender war aber nicht mehr in Gold getaucht, nein, im Gegenteil, ein von Sand zerfressenes Drecksloch sei es heute, wie sie sich ausdrückte, Tierkot überall auf den staubigen

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