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Reise zu Lena

Reise zu Lena

Titel: Reise zu Lena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Neven DuMont
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Familie, mit vielen Pferden drum herum. Das Besondere waren aber die alten, riesigen Bäume und die Blumen und blühenden Sträucher. Fast ein Dutzend Gärtner waren dafür zuständig und das alles, obwohl sie überhaupt kein Geld mehr besaßen, wie er behauptete. Deshalb müsse er jetzt Minister oder so etwas werden. Dann lachte er lauthals, lächelte wieder und ich glaubte ihm jedes Wort.
    Also, Zufälle gibt es nicht, er hieß Fred. Ich nannte ihn natürlich Freddy II, was ihn auf die Palme brachte, bevor ich ihm die Zusammenhänge erklärte. Wir wurden schon nach wenigen Tagen ein Liebespaar. Als wir genug von Händchenhalten und kleinen Küsschen hatten, schliefen wir zusammen. In meinem Zimmer, was natürlich streng verboten war. Mein Roommate wurde für die Nacht ausquartiert. Er erklärte, nichts von Mädchen zu verstehen, seine Mutter hätte ihn so erzogen. Dann kam das Internat. Kein Mädchen weit und breit, eigentlich hätte er schwul werden müssen. Doch trotz dieser traurigen Vorgeschichte stellte er sich dann doch recht geschickt an. Beim Abschied liefen ganz schön die Tränen. Im Namen seines Vaters lud er mich zu einem Besuch bei ihm zu Hause nach Irland ein, die Mutter würde er auch noch herumbekommen.
    Jetzt war Glorie mir in nichts mehr voraus. Als ich ihr zu Hause von meinem Freddy dem Zweiten vorschwärmte, reagierte sie merkwürdig zurückhaltend, ja ungewohnt kühl:
    >Na gut. Du hast Dich verliebt, und weiter?<, das war ihre ganze Reaktion.
    Die Zeit flog vorüber. Zu meinem neunzehnten Geburtstag durften wir mit Glories Eltern nach Venedig. Die Stadt leuchtete im Herbstlicht, alles war wunderschön. Trotzdem wurde die Reise ein Fiasko. Glorie war plötzlich tief in sich verstrickt, sprach kein Wort mehr und lag mit glasigen Augen im Bett. Wir schlichen durch die engen Gassen, starrten den Markusdom an, den Dogenpalast und konnten mit all der Schönheit und Pracht nichts anfangen. Ich erinnere mich nur, dass wir in einem alten, riesigen Palast wohnten, der als Hotel umgebaut war und mächtig nach Staub und Mottenpulver roch. Abends saßen ein paar besoffene Amerikaner in der Bar und pfiffen hinter uns her. So waren wir froh, wieder nach Hause zu kommen.
    In den Weihnachtsferien besuchte ich Fred in Irland. Ich war völlig aufgeregt. Auf ihre Bitten hin nahm ich Glorie mit, sie sollte meinen Liebling kennen lernen. Dann war alles anders. Fred schien verändert, zeigte sich höflich, aber ausgesprochen zurückhaltend, ob aus Rücksicht auf seine Eltern, die uns reizend empfingen, oder aus anderen Gründen. Das Schloss, der Park, die Landschaft waren wunderbar, aber die frühere Ungezwungenheit zwischen Fred und mir wollte sich nicht mehr einstellen. Wir schliefen nur ein-, zweimal miteinander, aber das war auch kein großer Erfolg. Auch Glorie schien verändert. Sie drängte sich seinen Eltern förmlich auf, flirtete von Beginn an mit Fred, riss das Wort an sich, so als wenn sie mir die Schau stehlen wollte. Wir waren Rivalinnen.
    Es war zum Verzweifeln. In der letzten Nacht kam sie in mein Zimmer geschlichen, überhäufte mich mit Küssen, Tränen in den Augen, bettelte, am ganzen Körper zitternd, immer wieder um Verzeihung. Sie gestand mir ihre Eifersucht, die sie wie eine rasende Krankheit überfallen habe und gegen die sie sich nicht wehren konnte. Wir lagen eng umschlungen im Bett, ihre Hand tastete immer wieder nach mir, so als wenn sie Besitz von mir ergreifen wollte. Noch in der Nacht wurde mir klar, dass mir eine schwere Entscheidung bevorstand.
    Am nächsten Tag beim Abschied am Flughafen von Dublin gab Fred mir einen Kuss, mit einer Leidenschaft, die ich ihm nach unserem Aufenthalt bei seiner Familie gar nicht mehr zugetraut hätte. Zu Hause aber gab es keinen Zweifel mehr, ich musste mich für Glorie oder Fred entscheiden, entweder oder. Beide konnte ich nicht haben. Nach langem Ringen wusste ich, dass Fred sehr wohl ohne mich auskommen konnte, Glorie jedoch niemals. Aber ich liebte ihn.
    Wir trafen uns nach ein, zwei Monaten in London wieder, Fred hatte dort ein geräumiges Zimmer mit Garten gemietet. Vor lauter Nebel, der die Stadt verhüllte, sah ich so gut wie nichts anderes als Fred und sein Bett, in dem wir die meiste Zeit verbrachten. Er war jetzt einundzwanzig Jahre alt und wollte mir als Whiskytrinker und als standhafter Liebhaber beweisen, welch toller Ire in ihm steckte. Wir feuerten uns immer wieder gegenseitig an, ich ahnte gar nicht, wie viel Leidenschaft in einem

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