Reisen im Skriptorium
Offenbar gefiel es McNaughton nicht, so kurzerhand abgefertigt zu werden. Statt sich zu entschuldigen, setzte er sich auf den Stuhl neben mir und packte mich wütend an der Weste. Dann zog er mich zu sich heran, bis unsere Gesichter sich fast berührten, und sagte: Was ist mit Ihnen, Bürger? Haben Sie Angst vor der Wahrheit? Seine Augen waren voller Zorn und Verachtung, und da wir einander so nahe waren, waren diese Augen die einzigen Gegenstände in meinem Blickfeld. Ich spürte die Feindseligkeit durch seinen Körper strömen, und gleich darauf spürte ich sie in meinen eigenen überfließen.Und da ging ich auf ihn los. Ja, er hatte mich zuerst angefasst, aber sobald ich mich zu wehren anfing, wollte ich ihm wehtun, ihm so sehr wehtun, wie ich nur konnte.
Das war mein Verbrechen. Man betrachte es als das, was es war, aber man lasse sich bei der Lektüre dieses Berichts nicht davon beeinflussen. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, und jeder macht auf seine Weise Frieden mit der Welt. Wenn schon die Gewalt, die ich an jenem Abend gegen McNaughton ausübte, nicht gerechtfertigt war, so war ein noch größeres Unrecht das Vergnügen, das ich beim Ausüben dieser Gewalt empfand. Ich entschuldige mein Handeln nicht, aber in Anbetracht meines Geisteszustands zu jener Zeit ist es bemerkenswert, dass der Vorfall in der Auberge des Vents der einzige blieb, bei dem ich einem anderen Schaden zufügte. Jeglichen anderen Schaden erlitt ich selbst, und bis ich lernte, meine Gier nach Alkohol zu zügeln (die in Wirklichkeit die Gier nach dem Tod war), lief ich fortwährend Gefahr, vollständig unterzugehen. Im Lauf der Zeit gelang es mir, mich wieder in den Griff zu bekommen, aber ich muss gestehen, ich bin nicht mehr der Mann, der ich einmal war. Wenn ich weitergelebt habe, dann hauptsächlich deshalb, weil meine Arbeit für das Büro mir einen Grund zu leben gegeben hat. Das ist die Ironie der Zwickmühle, in der ich mich befinde. Man beschuldigt mich, ein Feind der Konföderation zu sein, und doch hat es in den vergangenenneunzehn Jahren niemanden gegeben, der der Konföderation treuer gedient hat als ich. Das beweisen meine Akten, und es erfüllt mich mit Stolz, in einer Epoche gelebt zu haben, die mir erlaubt hat, Teil eines so gewaltigen Unternehmens zu sein. Meine Feldforschungsarbeit hat mich gelehrt, die Wahrheit mehr zu lieben als alles andere, und daher habe ich, was meine Sünden und Verfehlungen angeht, reinen Tisch gemacht, aber das bedeutet nicht, dass ich die Schuld an einem Verbrechen akzeptiere, das ich nicht begangen habe. Ich glaube an die Konföderation und das, wofür sie steht, und ich bin leidenschaftlich für sie eingetreten: mit Worten, mit Taten und mit meinem Blut. Wenn die Konföderation sich gegen mich gewandt hat, kann das nur heißen, dass die Konföderation sich gegen sich selbst gewandt hat. Ich habe für mein Leben nichts mehr zu hoffen, doch sollten diese Blätter in die Hände eines Menschen fallen, dessen Herz stark genug ist, sie in dem Geiste zu lesen, in dem sie geschrieben wurden, dann wird meine Ermordung vielleicht kein ganz sinnloser Akt gewesen sein.
Aus weiter Ferne, von jenseits des Raums, von jenseits des Gebäudes, in dem der Raum sich befindet, vernimmt Mr. Blank abermals den undeutlichen Schrei eines Vogels. Davon abgelenkt, unterbricht er die Lektüre und lässt die schmerzlichen Bekenntnisse des SigmundGraf erst einmal liegen. In seinem Unterleib breitet sich ein jähes Druckgefühl aus, und ehe er entscheiden kann, ob es sich dabei um echten Schmerz oder bloß um ein leichtes Unwohlsein handelt, entringt sich seinem Verdauungstrakt ein voluminöser, volltönender Furz. Hoho, sagt er laut und grunzt vor Behagen. Hopalong Cassidy ist wieder da! Dann kippt er auf seinem Stuhl zurück, schließt die Augen und beginnt zu schaukeln, und bald verfällt er in jenen trägen, tranceartigen Zustand, in dem der Kopf von allen Gedanken, allen Gefühlen und jeglicher Verbindung mit dem Ich befreit ist. In dieser echsenhaften Starre ist Mr. Blank gewissermaßen gar nicht vorhanden oder zumindest vorübergehend von seiner Umgebung abgeschnitten, und das hat zur Folge, dass er die Hand nicht hört, die bei ihm an die Tür klopft. Schlimmer noch, er hört die Tür nicht aufgehen, und daher tappt er, auch nachdem jetzt jemand in den Raum getreten ist, immer noch im Dunkeln, was die Frage angeht, ob die Tür von außen abgeschlossen ist oder nicht. Oder wird, sobald er aus seiner
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