Reisen im Skriptorium
haben. Ich habe nicht vor, hier sitzen zu bleiben und Sie mit meinen Sorgen zu langweilen, aber ich mache Sie verantwortlich für das, was mir widerfahren ist. Sie allein sind schuld daran, und ich verachte Sie dafür.
Sorgen?, sagt Mr. Blank plötzlich in gemäßigtem Ton; er gibt sich alle Mühe, ein wenig Mitgefühl zu zeigen. Was denn für Sorgen?
Zum einen die Kopfschmerzen. Zum andern, dass ich gezwungen wurde, so frühzeitig aus dem Dienst zu scheiden. Und dass ich bankrott bin. Und schließlich die Sache mit meiner Frau, oder eher meiner Exfrau, ganz zu schweigen von meinen Kindern, die nichts mehr mitmir zu tun haben wollen. Mein Leben liegt in Trümmern, Mr. Blank. Ich gehe durch die Welt wie ein Gespenst, und manchmal frage ich mich, ob ich überhaupt noch existiere. Ob ich überhaupt jemals existiert habe.
Und Sie meinen, wenn Sie etwas über diesen Traum erfahren, könnte das alle ihre Probleme lösen? Das möchte ich aber sehr bezweifeln.
Der Traum ist meine einzige Chance. Er ist ein Teil von mir, und er ist mir verlorengegangen, und erst wenn ich ihn wiederfinde, kann ich wieder ich selbst sein.
Ich kann mich an Fanshawe nicht erinnern. Ich kann mich nicht erinnern, seinen Roman gelesen zu haben. Ich kann mich nicht erinnern, den Bericht geschrieben zu haben. Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, Flood, aber die Behandlung, der man mich hier unterzieht, hat mein Gehirn zu einem Klumpen rostigen Eisens gemacht.
Versuchen Sie sich zu erinnern. Mehr verlange ich nicht von Ihnen. Versuchen Sie es.
Als Mr. Blank dem niedergeschlagenen Expolizisten in die Augen sieht, bemerkt er, dass ihm Tränen über die Wangen laufen. Armer Teufel, denkt Mr. Blank. Kurz überlegt er, ob er Flood bitten sollte, ihm beim Auffinden des Kleiderschranks zu helfen, denn ihm fällt jetzt ein, dass Flood es war, der heute Morgen am Telefon den Schrank erwähnt hatte, doch nachdem er das Pro und Contra einer solchen Bitte abgewogen hat, entscheidet er sich dagegen. Stattdessen sagt er: Bitte verzeihenSie mir, Mr. Flood. Es tut mir leid, dass ich Sie ausgelacht habe.
Flood ist gegangen, und Mr. Blank ist wieder einmal allein in dem Raum. Nach dieser beunruhigenden Begegnung ist der alte Mann missmutig und verstimmt, gekränkt von den ungerechten und aggressiven Vorwürfen, die man ihm gemacht hat. Dennoch, da er keine Gelegenheit vergeuden möchte, die Kenntnis seiner gegenwärtigen Umstände zu erweitern, schwenkt er auf seinem Stuhl herum, bis er wieder vor dem Schreibtisch sitzt, und greift zu Notizblock und Kugelschreiber. Inzwischen hat er genug verstanden, um zu wissen, dass der Name, wenn er ihn sich nicht auf der Stelle notiert, schon bald wieder aus seinem Gedächtnis verschwunden sein wird, und er will auf keinen Fall riskieren, ihn zu vergessen. Daher schlägt er den Block auf der ersten Seite auf, nimmt den Stift und ergänzt seine Liste durch einen weiteren Eintrag:
James P. Flood
Anna
David Zimmer
Peter Stillman junior
Peter Stillman senior
Fanshawe
Während er Fanshawes Namen schreibt, erinnert er sich, dass im Verlauf von Floods Besuch noch ein anderer Name erwähnt worden war, ein Name, den er in Zusammenhang mit dem Hinweis auf Floods Traum in Kapitel dreißig des Buchs gehört hatte, aber trotz äußerster Anstrengung gelingt es ihm nicht, ihn sich ins Gedächtnis zu rufen. Hatte etwas mit Kapitel sieben zu tun, sagt er sich, hatte etwas mit einem Haus zu tun, aber das ist auch schon alles, worauf er sich besinnen kann. Erbittert über sein Unvermögen, beschließt er dennoch, etwas aufzuschreiben, in der Hoffnung, dass ihm der Name später doch noch einfällt. Jetzt sieht die Liste so aus:
James P. Flood
Anna
David Zimmer
Peter Stillman junior
Peter Stillman senior
Fanshawe
Mann mit Haus
Als Mr. Blank den Stift weglegt, beginnt in seinem Kopf ein Wort zu tönen, und während das Wort als Echo durch seinen Schädel hallt, spürt er, dass er dicht vor einem ernsthaften Durchbruch steht, vor einem entscheidenden Wendepunkt, vor etwas, das ihm helfen wird, genauer zu erkennen, was die Zukunft für ihn bereithält. Das Wort ist
Park
. Er erinnert sich jetzt, dass Flood, kurznachdem er bei ihm eingetreten war, den Vorschlag gemacht hatte, das Gespräch im
Park gegenüber
zu führen. Immerhin scheint das Mr. Blanks früherer Annahme zu widersprechen, er sei hier eingesperrt, er könne den Raum innerhalb dieser vier Wände nicht verlassen, es sei ihm für
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