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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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    – Doctor, fiel Altamont ein, die Bären können doch nicht durch den Gang, den Sie ausgehöhlt haben, nachdringen?
    – Nein, den habe ich hinter mir wieder gut verstopft; jetzt können wir von hier wenigstens nach dem Pulverhäuschen, ohne daß sie Etwas davon merken.
    – Gut! Aber nun theilen Sie uns auch mit, wie Sie uns die lächerlichen Belagerer vom Halse zu schaffen gedenken.
    – Das ist ein sehr einfaches Mittel, wofür die Vorarbeiten schon theilweise ausgeführt sind.
    – Wie so?
    – Das werden Sie gleich sehen. Doch ich vergesse ganz, daß ich ja nicht allein gekommen bin.
    – Was sagen Sie? fragte Johnson.
    – Ich habe Ihnen da einen Begleiter vorzustellen.«
    Bei diesen Worten holte der Doctor aus dem Gange einen frisch geschossenen Fuchs.
    »Ah, ein Fuchs! rief Bell.
    – Meine Jagdbeute von heute früh, erklärte bescheiden der Doctor, und Sie sollen einsehen, daß noch nie ein Fuchs zu gelegenerer Zeit erlegt worden ist.
    – Aber was haben Sie für einen Plan? fragte Altamont.
    – Ich will die Bären alle miteinander mit einem Centner Pulver in die Luft sprengen«, erwiderte der Doctor.
     

    Erstaunt sahen sie den Letzteren an.
    »Aber das Pulver? fragte man.
    – Ist im Magazin.
    – Und das Magazin?
    – Dieser enge Gang führt dahin. Ich habe doch nicht ohne Grund einen sechzig Fuß langen Stollen ausgegraben; ich hätte von der Brüstung aus auf näherem Wege in das Haus gelangen können, aber ich hatte so meine Gedanken dabei.
    – Nun, und die Mine, fragte der Amerikaner, wo wollen Sie diese anlegen?
    – Vor unserer Böschung, d.h. so entfernt von dem Hause, der Pulverkammer und den Magazinen als möglich.
    – Aber wie sollen die Bären dahin gelockt werden?
    – Das übernehme ich schon, antwortete der Doctor; genug der Worte, gehen wir zu Thaten. Während der Nacht haben wir einen etwa hundert Fuß langen Gang auszuhöhlen; das ist eine anstrengende Arbeit, aber zu Fünf werden wir, wenn wir uns ablösen, auch damit fertig. Bell mag anfangen und wir ruhen indessen aus.
    – Alle Wetter, rief Johnson, je mehr ich mir es überlege, desto besser erscheint mir Herr Clawbonny’s Mittel.
    – Es ist wenigstens ein sicheres, erwiderte der Doctor.
    – O, von dem Augenblicke an, da Sie es sagen, sind die Bären schon so gut wie todt, und ich fühle schon ihre Pelze auf der Schulter.
    – Nun denn, an’s Werk!«
     

    Der Doctor verschwand in dem dunkeln Gange, und Bell folgte ihm; die Gefährten wußten, daß er bei einer Sache, die er einmal anfing, auch mit frohem Muthe war. Die beiden Mineure kamen am Pulverhäuschen an und machten sich eine Oeffnung, die sie mitten unter die bestens geordneten Fäßchen führte. Der Doctor gab Bell die nöthigen Anweisungen, und der Zimmermann arbeitete durch die entgegengesetzte Mauer, auf welche sich die Böschung stützte, während sein Begleiter nach dem Hause zurückkehrte.
    Bell arbeitete eine Stunde lang und schachtete einen etwa zehn Fuß langen engen Gang aus, der kriechend passirt werden konnte. Nach dieser Zeit trat Altamont an seine Stelle, welcher ungefähr eben so viel förderte. Der aus dem Gange fortgeschaffte Schnee wurde nach der Küche gebracht, wo ihn der Doctor der Raumersparniß wegen einschmolz.
    Auf den Amerikaner folgte der Kapitän, auf diesen Johnson; in zehn Stunden, d.h. bis gegen früh acht Uhr, war der Gang vollendet.
    Beim ersten Morgengrauen beobachtete der Doctor die Bären durch die Luke, die er in die Wand des Pulverhäuschens gebrochen hatte.
    Die geduldigen Thiere waren nicht von der Stelle gewichen; er sah sie hin-und hergehen und brummen, aber im Ganzen standen sie doch mit bewundernswerther Ausdauer Schildwache; sie tummelten sich rund um das Haus, das der Eisblöcke wegen kaum sichtbar war. Plötzlich aber schien ihre Geduld zu Ende zu sein, denn der Doctor sah sie die Eisschollen, die sie erst aufgethürmt hatten, wieder wegräumen.
    »Schön! sagte er zum Kapitän, der neben ihm stand.
    – Was fangen sie an? fragte dieser.
    – Es scheint mir, als wollten sie ihr eigenes Werk wieder zerstören und bis zu uns vordringen! Aber Geduld, sie werden vorher zerschmettert sein; auf jeden Fall ist nun keine Zeit zu verlieren!«
    Der Doctor glitt bis zu dem Punkte, wo die Mine angelegt werden sollte; dort ließ er die Kammer zur ganzen Höhe und Breite der Böschung ausweiten; bald war diese nur noch von einer dünnen, kaum einen Fuß mächtigen Eiskruste bedeckt; man mußte sie stützen, damit sie sich nicht

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