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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verspürten, wie hätte man diese stillen können?
    Von Anstrengung und unwiderstehlicher Schlafsucht überwältigt, waren die meisten der jungen Leute nach einer weiteren Stunde auf den Bänken zusammengesunken und lagen da in tiefem Schlummer. Widerstanden Louis Clodion und Roger Hinsdale demselben jetzt auch noch, so verging doch voraussichtlich die Nacht nicht, ohne daß auch sie der Übermüdung erlagen.
    Dann mußte Will Mitz allein wach bleiben, und wer weiß, ob er, so vielen ungünstigen Umständen und so arg getäuschter Hoffnung gegenüber, nicht selbst zu verzweifeln anfing.
    Dazu mußten auch immer noch die Ruder gebraucht werden, um sich gegen die Strömung zu halten, bis der Nebel sich auflöste oder der Tag anbrach.
    Dann und wann strich jetzt ein schwacher Lufthauch durch die Dunstmassen, und wenn es nachher auch wieder ganz still wurde, deuteten doch gewisse Vorzeichen auf das Wiedererwachen des Windes, sobald der Tag graute.
    Da erfolgte kurz nach vier Uhr plötzlich ein Stoß, das Boot war, wenn auch leicht, auf irgend ein Hindernis getroffen, und das konnte hier nur der Rumpf eines Schiffes sein.
    Sollte es das sein, das die Flüchtlinge nun schon seit so langen Stunden suchten?
    Die einen waren bei dem Anprall von selbst erwacht, die anderen von ihren Kameraden geweckt worden.
    Will Mitz ergriff eines der Ruder, um das Boot neben die Schiffswand zu legen.
    Das Boot war an dem Heck des Fahrzeuges angestoßen, denn Will Mitz fühlte genau den Eisenbeschlag des Steuerruders.
    So lag es also unter dem ausgebauchten Teile des Fahrzeuges, und obgleich der Nebel jetzt etwas schwächer war, hatte es doch kein Wachtposten von diesem bemerken können.
    Plötzlich kam Will Mitz ein Seilende in die Hand, das vier bis fünf Fuß lang vom Deck herunterhing.
    Will Mitz erkannte das Seil sofort…
    Es war das Haltetau, das er selbst durchschnitten hatte, als sie vom »Alert« abstießen.
    »Der ›Alert‹!« rief er leise, doch mit Verzweiflung in der Stimme.
    Nachdem sie also die ganze Nacht umhergeirrt waren, hatte das Unglück sie wieder dem »Alert« zugeführt, wo sie bedroht waren, Harry Markel nochmals in die Hände zu fallen.
    Allen sank jetzt der Mut und Tränen füllten ihre Augen.
    Doch war es nicht noch immer Zeit, wieder zu entfliehen und das andere Schiff aufzusuchen? Schon färbte sich der Horizont im Osten mit dem ersten Tagesscheine. Es war bald fünf Uhr. Eine frische Morgenluft strich über das Wasser.
    Plötzlich stiegen die Dunstmassen empor und legten die Oberfläche des Meeres frei, das nun im Umkreis von drei bis vier Seemeilen zu übersehen war.
    Das andere Schiff benutzte den ersten Windhauch und entfernte sich schon nach Osten zu, so daß alle Hoffnung schwand, auf ihm Schutz zu sachen.
    Vom Deck des »Alert« war nicht das geringste Geräusch zu vernehmen. Offenbar lagen Harry Markel und die Mannschaft noch in tiefem Schlafe. Selbst der wachthabende Matrose hatte das Wiedereinsetzen der Brise nicht bemerkt und die nicht richtig eingestellten Segel schlugen leise an die Masten.
    Jetzt, wo die Passagiere keine Hoffnung auf andere Rettung mehr hatten, mußten sie versuchen, sich des »Alert« zu bemächtigen.
    Will Mitz hatte darüber nachgedacht und war schon fest entschlossen, einen kühnen Handstreich zu wagen. Was er vorhatte, teilte er gedämpften Tones den andern mit. Louis Clodion, Tony Renault und Roger Hinsdale verstanden ihn. Das war noch die einzige Aussicht auf Rettung, da niemand das Boot hatte abfahren oder zurückkommen sehen.
    »Wir folgen Ihnen, Will Mitz, erklärte Magnus Anders.
    – Sobald Sie wollen!« setzte Louis Clodion hinzu.
    Da der Tag eben erst graute, galt es, den »Alert« zu überrumpeln, ehe darauf Alarm geschlagen wurde, und Harry Markel in seiner Kabine, die Mannschaft aber im Volkslogis einzusperren. Mit Unterstützung der jungen Leute gedachte dann Will Mitz so zu manövrieren, daß sie entweder wieder nach den Antillen kämen, oder sich an das erste Schiff anschließen könnten, das ihren Weg kreuzen würde.
    Geräuschlos glitt das Boot längs des Schiffsrumpfes an Backbord und bis zu den Rüsten des Großmastes hin. Von hier mußte es unter Benützung der sogenannten Jungfern leicht sein, die Reling zu erklimmen und das Verdeck zu betreten. An den Rüsten des Besanmastes wäre das wegen der Höhe des Hinterkastells weit schwieriger gewesen.
    Will Mitz stieg zuerst hinaus. Kaum war er mit dem Kopfe aber in der Höhe der Reling, als er anhielt und

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