Reisestipendien
gehen. Hier der Beweis…«
Dabei zog Harry Markel ein abgerissenes Zeitungsblatt aus der Tasche und las aus den Hafen-und Schiffsnachrichten folgendes vor:
»Der ›Alert‹ liegt in der Bai von Cork, nahe der Farmarbucht, noch vor Anker, ist aber klar zum Auslaufen. Der Kapitän Paxton erwartet nur noch seine Passagiere, die sich nach den Antillen begeben wollen. Die Fahrt erleidet übrigens keine Verzögerung, da die Abreise vor dem 30. dieses Monats nicht stattfinden sollte. Die Preisträger der Antilian School werden an diesem Tage an Bord kommen, und der ›Alert‹ geht dann ohne weiteren Aufenthalt in See, wenn die Witterung das irgend zuläßt.«
Hier handelte es sich also um das auf Wunsch und auf Kosten der Mrs. Kathlen Seymour gecharterte Fahrzeug. Harry Markel und seine Genossen wollten an Bord des »Alert« zu entfliehen suchen. Mit diesem wollten sie sich gleich nach der nächsten Nacht aufs Meer hinaus begeben, um den Nachforschungen der Konstabler zu entgehen. Ungewiß war es freilich, ob sich die Umstände der Ausführung ihrer Absicht günstig gestalten würden. Auf Helfershelfer unter der Mannschaft des Kapitän Paxton konnten sie nicht rechnen. So mußten sie sich des Schiffes vielleicht durch einen plötzlichen Überfall zu bemächtigen und sich seiner Besatzung mit Gewalt zu entledigen suchen.
Von so entschlossenen Verbrechern, bei denen es sich jetzt um Tod und Leben handelte, konnte man sich wohl jedes Schurkenstreichs versehen. Sie waren ihrer zehn, und auf dem »Alert« befanden sich jedenfalls kaum mehr Matrosen. In diesem Falle war der Vorteil auf ihrer – der Angreifer – Seite.
Nachdem er seine Vorlesung beendigt hatte, steckte Harry Markel das Zeitungsblatt, das ihm im Gefängnisse von Queenstown in die Hände gefallen war, wieder in die Tasche.
»Wir haben heute den neunundzwanzigsten Juni, fuhr er fort; erst morgen also soll der ›Alert‹ die Anker lichten und diese Nacht wird er noch an der alten Stelle in der Farmarbucht still liegen, selbst wenn seine Passagiere schon angekommen wären, was übrigens nicht anzunehmen ist. Wir würden es demnach nur mit der Mannschaft zu tun haben.«
Hierzu möge bemerkt werden, daß die Räuber auch im Falle, daß die Pensionäre der Antilian School schon an Bord waren, nicht darauf verzichtet hätten, sich des Fahrzeugs zu bemächtigen. Da gab es nur ein stärkeres Blutbad, das war alles, und auf ein paar Tropfen Blut mehr oder weniger kam es den Verbrechern am Morgen ihrer erneuten Seeraubzüge gewiß nicht an.
Inzwischen verging die Zeit, ohne daß der sehnlichst erwartete Corty erschien. Vergebens musterten die Drei alle Eintretenden, sobald sich die Tür des »Blauen Fuchses« öffnete.
»Wenn er nur nicht den Polizisten in die Hände gelaufen ist! sagte Ranyah Cogh.
– Wenn er verhaftet wäre, würde das bei uns nicht lange auf sich warten lassen, antwortete John Carpenter.
– Das könnte wohl zutreffen, meinte Harry Markel, doch gewiß nicht deswegen, weil Corty uns verraten hätte. Nein, das täte er nicht, selbst wenn ihm die Schlinge schon fast die Kehle zuschnürte.
– Das habe ich auch gar nicht sagen wollen, erwiderte John Carpenter. Die Konstabler könnten ihn aber erkannt haben und ihm gefolgt sein, während er hierher nach der Schenke ging. In diesem Falle würden alle Ausgänge besetzt sein, und an ein Entfliehen wäre nicht mehr zu denken!«
Harry Markel antwortete nicht. Einige Minuten herrschte tiefes Schweigen.
»Sollte ihm nicht einer von uns entgegen gehen? schlug da der Koch vor.
– Ich unternehme es, wenn’s euch recht ist, erbot sich der Obersteuermann.
– So geh’, sagte Harry Markel, doch entferne dich nicht zu weit. Corty kann jeden Augenblick kommen. Erblickst du draußen Polizisten, so komme sofort zurück; wir schlüpfen dann durch die Hintertür hinaus, ehe sie haben in die Gaststube eindringen können.
– Ja, wendete Ranyah Cogh ein, dann wird uns Corty aber hier nicht mehr finden.
– Gleichviel, es bleibt uns ja nichts anderes zu tun übrig,« erklärte der Kapitän.
Die Sachlage wurde entschieden bedrohlicher. Vor allem kam es aber darauf an, sich nicht abfangen zu lassen. Schlug der Streich mit dem »Alert« fehl, gelang es ihnen in der Nacht nicht, sich mit ihren Genossen zu vereinigen, dann wollte man überlegen, was weiter zu tun wäre. Vielleicht bot sich ja noch eine andere, gleich gute Gelegenheit. Jedenfalls hielten sie sich nicht eher für gesichert, als bis sie
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