Reisestipendien
entweichen, wo sie sich in der Schenke »Zum blauen Fuchs«, einer der berüchtigtesten des Hafens, verborgen hatten. Sofort wurden Abteilungen von Polizisten ausgesendet. Die jedes Verbrechens fähigen Übeltäter konnten Cork oder Queenstown nicht verlassen haben, und so wurden denn in den verschiedenen Teilen der beiden Städte Nachsuchungen vorgenommen.
Aus Vorsicht bewachte auch eine gewisse Zahl von Polizisten die Nachbarschaft des Ufers der Bai von Cork mehrere (engl.) Meilen weit hin. Gleichzeitig begannen sorgfältige Nachforschungen, die sich auf alle Schenken des Hafenviertels erstrecken sollten.
Das sind aber gerade die Schlupfwinkel, wo es den Verbrechern noch gar zu häufig gelingt zu entwischen. Die Schenkwirte sind eine höchst verdächtige Gesellschaft. Wer ihnen etwas Geld zeigt, den nehmen sie auf und bieten ihm Zuflucht, ohne zu fragen, woher er kommt oder wes Geistes Kind er ist.
Hier kommt noch hinzu, daß die Matrosen der »Halifax« alle aus verschiedenen Häfen Englands und Schottlands herstammten. Keiner hatte bisher in Irland gewohnt, und weder in Cork noch in Queenstown kannte sie ein einziger Mensch, was ihre Wiedergefangennahme sehr unwahrscheinlich machte. Da die Polizei jedoch das Signalement jedes Einzelnen besaß, fühlten sie sich immerhin arg bedroht, und natürlich kam es ihnen gar nicht in den Sinn, den so gefährlichen Aufenthalt in der Stadt zu verlängern. Sie wollten vielmehr die erste Gelegenheit, die sich ihnen zum Entfliehen böte, benützen und entweder ins Land hinein entweichen oder wieder aufs Meer gehen.
Vielleicht sollte sich ihnen diese Gelegenheit, und zwar unter besonders günstigen Umständen bieten, wenigstens nach dem Gespräch der drei Bösewichte zu urteilen, die in der dunkelsten Ecke des »Blauen Fuchses« an einem Tische saßen, wo sie reden konnten, ohne von einem indiskreten Ohr gehört zu werden.
Harry Markel war der würdige Anführer dieser Bande, die nicht gezögert hatte, ihm beizuspringen, als er aus dem Dreimaster »Halifax«, den er für Rechnung eines Liverpooler Handelshauses führte, in der Einöde des Großen Ozeans ein Seeräuberschiff machte.
Fünfundvierzig Jahre alt, mittelgroß, von kräftigem Körper, unerschütterlicher Gesundheit und von wildem Gesichtsausdruck, schreckte der Mann vor keiner Grausamkeit zurück. Obwohl nur aus der Reihe der gewöhnlichen Matrosen hervorgegangen, hatte er sich doch umfassendere Kenntnisse angeeignet und war infolgedessen nach und nach zum Kapitän in der Handelsmarine emporgestiegen. Als gründlicher Kenner seines Berufes hätte er sich recht leicht eine ehrenvolle Laufbahn sichern können, wenn seine schrecklichen Leidenschaften, seine unersättliche Geldgier und das Verlangen, sein eigener Herr zu sein, ihn nicht auf die Bahn des Verbrechens gedrängt hätten. Bei einer großen Gewandtheit, seine Laster unter der Rauheit des Seemanns zu verbergen, und immer von merkwürdigem Glücke begünstigt, hatte er bei den Reedern, für die er fuhr, niemals Mißtrauen erweckt.
Der vierzigjährige Obersteuermann John Carpenter, der von Gestalt etwas kleiner, aber von nie erschlaffter Energie war, unterschied sich von Harry Markel durch sein tückisches Aussehen, sein scheinheiliges Auftreten, seine Gewohnheit, den Leuten zu schmeicheln, ebenso wie durch seine instinktive Schurkerei und die Fähigkeit, sich zu verstellen, was ihn eher noch gefährlicher machte als den Kapitän. Nicht weniger geldgierig und nicht weniger grausam als sein Vorgesetzter, übte er auf diesen einen höchst verderblichen Einfluß aus, gegen den sich Harry Markel nicht im mindesten auflehnte.
Der dritte, der mit an demselben Tische saß, war der Koch der »Halifax«, Ranyah Cogh, von indobritischem Ursprung. Seinem Kapitän – übrigens ebenso wie alle die anderen – auf Leben und Tod ergeben, hätte er wie diese schon hundertmal den Strick verdient für die Schandtaten, die alle in den letzten drei, auf dem Großen Ozean zugebrachten Monaten verübt hatten.
Diese drei Männer sprachen, immer weiter trinkend, leise miteinander.
»Hier können wir unmöglich bleiben, sagte John Carpenter, noch heute Nacht müssen wir aus dieser Schenke verschwunden sein. Die Polizei ist uns auf der Spur und morgen säßen wir einfach wieder hinter Schloß und Riegel.«
Harry Markel antwortete zwar nicht, seine Ansicht ging aber ebenfalls dahin, daß seine Genossen und er Queenstown vor Sonnenaufgang verlassen haben müßten.
»Will Corty
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