Reisestipendien
liegt es? fiel ihm Harry Markel ins Wort.
– Fünfhundert Schritt von der Schenke hier, draußen am Kai und unten an einer Landungsbrücke.
– Und unsere übrigen Leute?
– Die erwarten uns. Es ist keine Zeit zu verlieren.
– So brechen wir auf,« antwortete Harry Markel.
Die Zeche war schon bezahlt, der Gastwirt brauchte also nicht erst herbeigerufen zu werden. Die vier Schurken hätten den Raum verlassen können, ohne bei dem hier herrschenden Höllenlärme besonders bemerkt zu werden.
Gerade jetzt entstand draußen ein Aufruhr, das Toben und Gröhlen von Leuten, die schreiend aufeinander losschlugen.
Als kluger Mann, der seine Kunden nicht gern unliebsamen Überraschungen ausgesetzt sehen will, öffnete der Schenkwirt ein wenig die Tür und rief:
»Achtung!… Die Konstabler!«
Gewiß lag verschiedenen Stammgästen des »Blauen Fuchses« sehr daran, nicht mit der Polizei in Berührung zu kommen, wenigstens kam es sofort zu einem geräuschvollen Abzuge. Drei oder vier wendeten sich der Hintertür zu.
Den Augenblick danach drangen ein Dutzend Polizisten in die Schenke ein und schlossen die Tür hinter sich ab.
Harry Markel und seine drei Spießgesellen hatten die Gaststube, ohne bemerkt zu werden, schon verlassen können.
Fünftes Kapitel.
Ein Handstreich.
Ein tollkühner Handstreich fast ohnegleichen war es, den Harry Markel und seine Genossen wagen wollten, um sich der Verfolgung durch die Polizei zu entziehen. Noch diese Nacht und inmitten der Bai von Cork, nur wenige (englische) Meilen von Queenstown, wollten sie versuchen, sich eines Schiffes zu bemächtigen, worauf sich dessen Kapitän jedenfalls mit seiner vollständigen Mannschaft befand. Selbst wenn von dieser noch zwei oder drei Mann am Lande zurückgeblieben waren, mußten sie, da es schon zu dunkeln begann, bald an Bord zurückkehren. Vielleicht waren die Übeltäter dann also nicht einmal in der Mehrzahl.
Freilich mußten gewisse Umstände den durchschlagenden Erfolg des Vorhabens begünstigen. Zählte die Besatzung des »Alert«, den Kapitän inbegriffen, auch zwölf Mann, die Räuberbande aber mit Harry Markel nur zehn, so hatte diese doch den Vorteil des überraschenden Angriffs für sich. Auf dem in der Farmarbucht liegenden Schiffe war jetzt gewiß kein besonders scharfer Wachtdienst eingerichtet. Vom Schiffe ausgehende Rufe konnten nirgends gehört werden. Die Mannschaft würde umgebracht und ins Wasser geworfen werden, ehe sie zu einer Abwehr Zeit gewann. Dann wollte Harry Markel die Anker lichten und brauchte, unter Entfaltung aller Segel, nur durch den Sankt-Georgskanal zu steuern, um aufs Atlantische Meer hinaus zu kommen.
In Cork würde sich freilich niemand erklären können, warum der Kapitän Paxton unter solchen Umständen und sogar noch vorher ausgelaufen wäre, ehe die Pensionäre der Antilian School, für die das Schiff doch gemietet war, an Bord gekommen wären. Und was würden Horatio Patterson und seine jungen Begleiter dazu sagen, daß sie, nach ihrem vorher angemeldeten Eintreffen in Cork, das Fahrzeug an seinem Ankerplatze in der Farmarbucht nicht mehr vorfänden?… Schwamm der »Alert« einmal auf dem offenen Meer, so mußte es schwierig werden, ihn aufzuspüren, und die Räuber, die die Mannschaft ermordet hatten, einzufangen. Harry Markel hoffte übrigens nicht ohne Berechtigung, daß die Passagiere erst am folgenden Morgen zu Schiffe gehen wollten, und dann war der »Alert« schon ein gutes Stück von Irland weg.
Gleich vor der Schenke und nach Überschreitung des Hofes, von dem eine Tür nach einem Seitengäßchen führte, schlichen sich Harry Markel und Corty auf der einen, John Carpenter und Ranyah Cogh auf der andern hin in der Voraussetzung, dadurch die Polizei leichter zu täuschen, wenn sie sich nach dem Hafen hinunter begaben, nach der Stelle, wo das Boot mit ihren übrigen sechs Genossen sie an einer Landungsbrücke erwartete. Der Obersteuermann kannte die örtlichen Verhältnisse vollkommen, denn er hatte in Queenstown schon wiederholt gelegen.
Harry Markel und Corty gingen zuerst die Straße aufwärts und taten gut daran. denn deren niedriger gelegener, auf den Kai mündender Ausgang war schon von Konstablern besetzt. Ebenso befanden sich, inmitten einer immer anwachsenden Volksmenge, bereits mehrere Polizisten in der Straße selbst. Männer und Weiber aus diesem Stadtteile wollten der Verhaftung der Seeräuber von der »Halifax« beiwohnen, die aus dem Hafengefängnisse entwichen
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