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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bleibt recht lange aus, bemerkte Ranyah Cogh.
    – Er wird schon noch zeitig genug kommen, antwortete der Obersteuermann. Er weiß, daß wir im »Blauen Fuchs« auf ihn warten, und er wird uns hier finden…
    – Wenn wir noch hier sind, fiel der Koch ein, der einen unruhig spähenden Blick nach der Tür warf, und wenn die Konstabler uns nicht genötigt haben, Fersengeld zu geben.
    – Gleichviel, erklärte Harry Markel, für jetzt müssen wir hier aushalten! Will die Polizei auch diese Schenke, wie alle andern des Viertels, durchsuchen, so werden wir uns schon nicht überrumpeln und nicht festnehmen lassen. Es gibt hier noch einen hinteren Ausgang und wir entwischen beim ersten Alarm!«
    Für wenige Augenblicke begnügten sich der Kapitän und seine beiden Genossen, ihre mit Grog oder Whisky gefüllten Gläser zu leeren. In ihrer Ecke des nur von drei Gasflammen erleuchteten Raumes waren sie kaum zu sehen. Überall schwirrten Stimmen durcheinander und wurde mit den Bänken gepoltert, dann und wann unterbrochen von einem groben Zuruf an den Gastwirt oder seinen Gehilfen, die sich dann beeilten, ihre rohe Kundschaft zu bedienen. Hier und da kam es auch zu einem hitzigeren Streite, der in eine Schlägerei auslief. Das aber fürchtete Harry Markel am meisten, denn ein solcher Lärm drohte die in der Nähe befindlichen Polizisten herbeizulocken, und die verbrecherischen Teerjacken liefen damit ernste Gefahr, erkannt zu werden.
    Das Gespräch zwischen den Dreien ging inzwischen weiter.
    »Wenn Corty nur ein Boot gefunden hat, das er benützen konnte! sagte John Carpenter.
    – Das muß ihm jetzt schon gelungen sein, meinte der Kapitän. In einem Hafen liegt allemal da und dort ein Boot, das unbeaufsichtigt an seiner Leine schaukelt. Da ist es doch kein Kunststück, unbemerkt hineinzuspringen, und Corty wird es dann schon an einen sichern Platz gebracht haben.
    – Doch die sieben andern? fragte Ranyah Cogh. Werden sie ihn aufgesucht haben?
    – Natürlich, versicherte Harry Markel, das war ja ausgemacht worden. Sie bewachen jedenfalls das Boot, bis wir darin einsteigen.
    – Mich beunruhigt es, fuhr der Koch fort, daß wir nun schon seit einer Stunde hier sitzen, und daß Corty immer noch nicht gekommen ist. Sollte er etwa verhaftet worden sein?
    – Was mich weit mehr beunruhigt, erwiderte darauf John Carpenter, das ist die Frage, ob das Schiff noch an seinem Ankerplatze liegt.
     

    In dem Gespräche der drei Männer war kein Wort gefallen… (S. 50.)
     
    – Daran ist nicht zu zweifeln, antwortete Harry Markel, denn es war ja erst dabei, einen der Anker aufzuwinden.«
    Der Plan des Kapitäns und seiner Genossen ging also offenbar dahin, das Vereinigte Königreich, wo ihnen der Boden zu heiß war, und womöglich überhaupt Europa zu verlassen, um jenseit des Ozeans Zuflucht zu suchen. Doch wie gedachten sie diese Absicht auszuführen, und wie würde es ihnen gelingen, auf ein segelfertiges Schiff zu kommen? Aus den Worten Harry Markels schien ja hervorzugehen, daß sie dafür schon ein bestimmtes Schiff ins Auge gefaßt hatten und darauf rechneten, sich nach diesem in dem von ihrem Kameraden Corty bereitgestellten Boote zu begeben. Doch wollten sie sich darauf etwa verstecken? Hier lag eine ernste Schwierigkeit vor. Was vielleicht ein oder zwei Männern möglich ist, das gelingt doch kaum zehnen. Auch wenn sie in den Frachtraum geschlüpft wären, vorausgesetzt, daß das unbemerkt geschehen konnte, so mußten sie hier doch sehr bald entdeckt werden, und dann wäre über den Vorfall sofort nach Queenstown berichtet worden.
    Harry Markel mußte also an einen praktischeren und sichereren Weg denken. Doch an welchen? Hatte er sich die Unnterstützung mehrerer Matrosen des Schiffes sichern können, das am nächsten Tage auslaufen sollte?… Wußten seine Kameraden und er bestimmt im voraus, daß sie darauf einen Schlupfwinkel finden würden?
    In dem Gespräche der drei Männer war kein Wort gefallen, aus dem sich ihre Absichten hätten erkennen lassen. Da sie übrigens verstummten, sobald einer der Gäste des »Blauen Fuchses« sich ihrem Tische näherte, konnte sie niemand überraschen.
    Nach der letzten, an den Obersteuermann gerichteten Antwort schwieg Harry Markel völlig still. Er grübelte über ihre so gefährdete Lage, die bald irgend welche Lösung finden mußte. Nach Mitteilungen, die ihm zugekommen waren, äußerte er dann:
    »Nein, nein, das Schiff kann noch nicht abgefahren sein… Es wird erst morgen in See

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