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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Carpenter und Corty die Leichen eine nach der andern in das stille Wasser, und zwar so behutsam, daß man kaum ein Plätschern hörte. Zuerst versanken die Kadaver, dann stiegen sie wieder zur Oberfläche auf, und von der Ebbeströmung erfaßt, trieben sie hinaus in die Tiefen des Weltmeeres.
Siebentes Kapitel.
Der Dreimaster »Alert«.
    Der »Alert«, ein dreimastiges Barkschiff von vierhundertfünfzig Tonnen, stammte, wie schon erwähnt, aus den Werften von Birkenhead; er war mit Kupfer beschlagen und verbolzt und im Bureau Veritas unter Klasse 1 eingetragen. Am Gaffeltaue die britische Flagge führend, bereitete er sich zu seine dritten Fahrt vor.
    Nachdem er bei den zwei ersten Reisen über den Atlantischen Ozean gesegelt, um die Südspitze von Afrika gekommen war und den Indischen Ozean durchkreuzt hatte, sollte er jetzt für Rechnung der Mrs. Kathlen Seymour auf dem Wege nach den Antillen von Anfang an nach Südwesten steuern.
    Der »Alert«, bei großer Segelfläche ein guter Läufer, hatte unter allen Verhältnissen alle die vortrefflichen Eigenschaften der schnellen Klipper und brauchte zur Zurücklegung der Strecke von Irland bis zu den Antillen voraussichtlich nicht mehr als drei Wochen, wenn er durch Windstillen keine Verzögerung erlitt.
    Von seiner ersten Fahrt an hatte der »Alert« als Befehlshaber den Kapitän Paxton gehabt, als zweiten Offizier den Leutnant Davis und als Besatzung neun Mann, die zur Führung eines Segelschiffes von seinem Tonnengehalt ausreichten. Bei der zweiten Fahrt, von Liverpool nach Kalkutta, war hierin keine Veränderung eingetreten.
     

    Man trieb das Boot bis zur andern Seite der Landspitze. (S. 80.)
     
    Dieselben Offiziere, dieselbe Mannschaft, die er vorher gehabt hatte, sollte er auch bei dieser Fahrt von Europa nach Amerika behalten. Der Kapitän Paxton verdiente das weitgehendste Vertrauen, er war ein vortrefflicher, ebenso kenntnisreicher, wie gewissenhafter Seemann, der der Mrs. Kathlen Seymour in wärmster Weise empfohlen worden war. Die jungen Preisträger der Antilian School und ihr gelehrter Begleiter fanden an Bord des »Alert«, auf dem für diese Fahrt noch besondere Vorrichtungen getroffen waren, alle Bequemlichkeit und Sicherheit, die deren Eltern ihnen nur wünschen konnten. Die Hin-und Rückreise sollte ja auch in der schönen Jahreszeit erfolgen und die Abwesenheit der Pensionäre der Antilian School nicht zweiundeinhalb Monate überdauern.
    Leider stand der »Alert« jetzt nicht mehr unter dem Befehle des Kapitäns Paxton. Seine Mannschaft war auf dem Ankerplatz in der Farmarbucht ermordet worden. Das Fahrzeug befand sich in der Gewalt der Seeräuberrotte von der »Halifax«.
    Beim ersten Morgenlichte besichtigten Harry Markel und John Carpenter das Schiff, dessen sie sich bemächtigt hatten, genauer im einzelnen. Auf den ersten Blick erkannten sie seine nautischen Eigenschaften: die Feinheit der Formen, die günstige Gestalt der Wasserlinie, die passende Erhöhung des Vorder-und die angemessene Senkung des Hinterteils, die Höhe seiner Masten, das weite Ausladen der Raaen und die Tiefe seiner Eintauchung, die es gestattete, eine sehr große Segelfläche zu führen. Wäre es ihm möglich gewesen, noch am vergangenen Abend gegen neun Uhr abzufahren, so hätte es, selbst bei ganz schwacher Brise, in der Nacht den Sankt-Georgskanal noch hinter sich gebracht und bei Tagesanbruch wäre es schon dreißig Seemeilen von der irischen Küste entfernt gewesen.
    Am Morgen zeigte sich der Himmel noch immer mit niedrig stehenden Wolken oder vielmehr mit Nebelmassen bedeckt, die schon ein mäßiger Wind in wenig Minuten zerstreut hätte. Dunst und Wasser gingen kaum drei Kabellängen vom »Alert« völlig ineinander über. Ob sich bei dem Fehlen des Windes dieser Nebel durch die weiter aufsteigende Sonne auflösen würde, das war mindestens zweifelhaft. Da ein Abfahren einmal unmöglich war, mußte es Harry Markel vorziehen, daß die Dunstmassen sich nie bis jetzt erhielten und das Schiff auf seinem Ankerplatze unsichtbar blieb.
    Das sollte jedoch nicht zutreffen. Gegen sieben Uhr und ohne daß auch nur eine Spur von Land-oder Seewind auftrat, wurden die Dunstmassen unter der Einwirkung der Sonnenstrahlen durchsichtiger, was einen warmen Tag versprach, der von keiner Brise gekühlt wurde. Bald lag dann die ganze Bai völlig frei da.
    Zwei Seemeilen von der Farmarbucht wurde bald das Panorama des Hafens von Queenstown und darauf, weiter im Hintergrunde, die erste

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