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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seinen Kameraden volle siebenhundert Pfund weniger zu teilen haben würde, wenn Patterson vor der Ankunft an den Antillen den letzten Seufzer aushauchte.
    Sofort rief er Corty herbei, Wagah beim Hinuntertragen des Kranken zu helfen, und dann legten ihn die beiden, ohne daß er zum Bewußtsein gekommen wäre, auf sein Lager nieder.
    Nachdem sich nun alle inneren Arzneimittel als unwirksam erwiesen hatten, sollten noch einige äußerliche Hilfsmittel versucht werden, die sich schon wiederholt bewährt hatten. Roger Hinsdale bestand darauf, daß man sich von allen den Empfehlungen der berühmten »Vorschriften« an die einzige halten solle, die noch nicht geprobt war und von der man vielleicht glückliche Folgen erwarten könnte.
    Patterson, der sich jetzt nicht einmal dagegen aufgelehnt haben würde, wenn man ihn bei lebendigem Leibe hätte abhäuten wollen, wurde seiner Kleidung bis auf die Leibbinde entledigt, und dann rieb man ihm die Magengegend mit einem angefeuchteten Leinentuche ab.
     

    Hubert Perkins füllte ein Gläschen mit dem herzstärkenden Getränk. (S. 141.)
     
    Man darf aber nicht glauben, daß das in sachverständiger Weise und mit sanfter Hand geschah… o nein, der muskelstarke Wagah besorgte das – sozusagen aus Leibeskräften – mit solcher Gewissenhaftigkeit, daß Patterson gerechten Anlaß hatte, ihm sein Trinkgeld am Ende der Reise zu verdreifachen.
    Kurz, aus dem einen oder anderen Grunde, vielleicht daß da, wo nichts ist, die Natur ebenso wie der Kaiser sein Recht verliert, vielleicht weil der Patient so ausgepumpt war, daß in ihm der
horror vacui
zur Geltung kam, gab der Mentor endlich durch ein Zeichen zu erkennen, daß er an der Behandlung genug habe. Dann wendete er sich nach der Seite um, lehnte den Magen an den überstehenden Rand des Lagers und verfiel in die tiefste Bewußtlosigkeit.
    Die anderen ließen ihn ruhen und hielten sich nur bereit, ihm jeden Augenblick wieder helfend beizuspringen. Vielleicht kam Patterson vor dem Ende der Überfahrt doch wieder auf, und vielleicht gewann er auch alle seine moralischen und physischen Eigenschaften wieder, wenn er den Fuß auf die erste Insel der Antillengruppe setzte.
    Der ernste, gründliche und praktische Mann hatte aber gewiß das Recht, die Vergallschen »Vorschriften« für falsch und täuschend zu erklären, nachdem er vorher ihren achtundzwanzig Paragraphen ein so großes Vertrauen entgegengebracht hatte.
    Doch wer weiß, verdiente ein solches Vertrauen nicht vielleicht gerade die achtundzwanzigste Empfehlung, die wortgetreu lautet:
    »Gar nichts unternehmen wollen, sich vor der Seekrankheit zu schützen!«
Zwölftes Kapitel.
Über den Atlantischen Ozean.
    Die weitere Fahrt verlief zunächst unter den günstigsten Verhältnissen, bei denen sich sogar Pattersons Zustand sichtlich verbesserte, so daß der Mentor nicht einmal länger eine Zitrone in der Hand hielt. Die Abreibungen, die Wagah mit ihm vorgenommen hatte, blieben offenbar nicht ohne günstige Wirkung. Das Herz des braven Mannes schlug wieder mit derselben chronometrischen Regelmäßigkeit, wie der Pendel der Uhr im Verwaltungsgebäude der Antilian School.
    Zuweilen traten jetzt einzelne Böen auf, die den »Alert« zwar heftig erschütterten, die er aber doch leicht aushielt. Die Mannschaft arbeitete übrigens unter der Leitung Harry Markels so geschickt, daß die Passagiere – vorzüglich Tony Renault und Magnus Anders – daran ihre helle Freude hatten. Diese beiden waren ebenso flink bei der Hand, die oberen Segel zu streichen, wie die Raaen zu brassen oder Reffe einzubinden, eine Operation, die durch das Vorhandensein geteilter Marssegel wesentlich erleichtert wurde. Patterson unterließ es zwar nicht, sie zur Vorsicht zu ermahnen, er beruhigte sich aber in der Überzeugung, daß John Carpenter die jungen Marsgasten geradezu väterlich überwachte… und der wußte ja, warum.
    Die atmosphärischen Störungen arteten übrigens niemals zum Sturm aus. Der Wind hielt sich aus östlicher Richtung und der »Alert« machte recht gute Fahrt.
    Unter anderen Zerstreuungen, die die Seefahrt bot, vergnügten sich die Preisträger eifrig und nicht ohne Erfolg mit dem Fischfange. Die langen Schnüre die sie nachschleppen ließen und mit der bei dieser großen Kunst gewöhnlichen Aufmerksamkeit beobachteten, lieferten an jedem Angelhaken Fische der verschiedensten Art. Der phlegmatisch-kühle Albertus Leuwen und der geduldige Hubert Perkins zeigten dafür die größte Neigung

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