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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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und widmeten sich dieser Unterhaltung mit dem wärmsten Eifer. Für die Mahlzeiten war das von großem Vorteil, und an den schmackhaften Seefischen – Boniten, Goldbrachsen, Stören, Schellfischen und Thunfischen – labte sich schmunzelnd auch die Mannschaft.
    Patterson hätte wohl gern dem Verlaufe des Fanges zugesehen, doch wagte er sich vorläufig aus seiner Kabine nur einmal heraus, um frische Luft zu schöpfen. Er hätte sich sonst gewiß nicht weniger dafür interessiert, das Spiel der Meerschweine (Braunfische) und Tümmler zu beobachten, die an den Seiten des »Alert« auftauchten und wieder versanken, und den Jubel der jungen Passagiere mit anzuhören, in den diese über die Purzelbäume und Sprünge der »Clowns des Ozeans« ausbrachen.
    »Da sind zwei, die hätten wir eigentlich leicht fangen können, erklärte der eine.
    – Und dort die, die sich am Steven bald den Kopf eingerannt hätten,« rief ein anderer.
    Die geschmeidigen und rasch beweglichen Wasserbewohner erschienen zuweilen in Gruppen von fünfzehn bis zu zwanzig, bald vor dem Schiffe und bald in seinem Kielwasser. Sie glitten schneller als dieses dahin und tauchten jetzt auf der einen, im nächsten Augenblick aber schon unter dem Kiel wegschlüpfend auf der anderen Seite auf. Dabei machten sie drei bis vier Fuß hohe Sprünge und fielen in schönem Bogen wieder zurück, wobei sie das Auge in dem grünlichen, klar durchsichtigen Wasser bis zu großer Tiefe verfolgen konnte.
    Wiederholt versuchten auf den Wunsch der Passagiere der Obersteuermann und Corty eines der Meerschweine mittels Harpune zu fangen; es gelang ihnen aber nicht, da die Tiere zu schnell waren.
    Anders verhielt sich das mit den gewaltigen Haifischen, die in diesen Teilen des Atlantischen Ozeans so zahlreich vorkommen. Diese sind so gefräßig, daß sie auf alles losstürzen, was ins Meer gefallen ist, einerlei ob das ein Hut, eine Flasche, ein Stück Holz oder ein Tauende ist. Für ihren furchtbaren Magen ist fast alles verdaulich, und sie behalten auch bei sich, was sie nicht verdauen können.
    Am 7. wurde ein Hai gefangen, der nicht weniger als zwölf Fuß lang war. Als er den mit einem Stück Fleisch versehenen Haken verschlungen hatte, wand er sich so heftig umher, daß die Mannschaft Mühe hatte, ihn an Bord zu ziehen. Louis Clodion und seine Kameraden standen natürlich dabei und betrachteten nicht ohne Entsetzen das riesige Ungeheuer, hüteten sich aber, auf die Warnung Pattersons hin, ihm zu nahe zu kommen, denn seine Schwanzschläge können noch die furchtbarste Wirkung haben.
    Auf den Hai schlug man sofort mit Äxten ein, doch selbst als sein Magen schon geöffnet war, suchte sich der Fisch noch durch gewaltige Bewegungen zu befreien, wobei er sich von einem Bord zum andern wälzte.
    Patterson hatte dem interessanten Fange nicht beiwohnen können. Das war schade: er hätte ihn in seinem Reisetagebuche gewiß eingehend geschildert und ohne Zweifel dem Naturforscher Roquefort reckt gegeben, der das Wort
Requin
(die französische Bezeichnung des Haifisches) als eine Korruption des Wortes
Requiem
hingestellt hat.
    So verliefen die Tage, die also niemand eintönig fand. Jeden Augenblick – eine weitere Abwechslung – flatterten ganze Völker von Meervögeln durch und um die Takelage. Einige davon wurden von Roger Hinsdale und Louis Clodion erlegt; beide bedienten sich der an Bord vorhandenen Flinten überhaupt mit offenbarem Geschick.
    Hier sei auch nebenbei bemerkt, daß die Leute des Schiffes auf ausdrücklichen Befehl Harry Markels zu den Passagieren des »Alert« nicht näher in Beziehung traten. Nur der Obersteuermann sowie Corty und der den Dienst in der Hauptkajüte versehende Wagah waren hiervon ausgenommen. Harry Markel selbst blieb, wie vom ersten Tage an, immer kühl und wenig mitteilsam.
    Häufig zogen in Sicht des Dreimasters Segler und Dampfer vorüber, doch in zu großer Entfernung, als daß man sie hätte ansprechen können. Übrigens suchte, was den jungen Leuten entging, Harry Markel immer sorgsam den auftauchenden Schiffen auszuweichen, und wenn sich ein entgegenkommendes ihm zu nähern schien, ließ er sofort anluven oder um ein oder zwei Viertelstriche abfallen, um sich von dem andern zu entfernen.
    Am 18., gegen drei Uhr Nachmittag, wurde der »Alert« aber doch von einem schnellfahrenden Dampfer eingeholt, der wie er einen südwestlichen Kurs einhielt.
    Dieser Dampfer, ein Amerikaner, der »Portland« von San Diego, wollte von Europa durch die

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