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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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treten. Seiner Mannschaft gewährte das natürlich eine große Befriedigung; jetzt, wo der Aufenthalt an Sankt-Thomas und an Sainte-Croix ohne Zwischenfall verlaufen war, konnten die Burschen ja hoffen, daß es auch bei den anderen Inseln ebenso glücklich ablaufen werde. John Carpenter, Corty und die übrigen hatten sich schon ihrer früheren heimlichen Befürchtungen entschlagen und das Vertrauen zu ihrem Führer hatte sich von neuem gestärkt. Immerhin wünschten sie, diese Besuche so vieler Antilleninseln möglichst bald abgeschlossen zu sehen.
    Jetzt, bei der Fahrt gegen Wind und Wellen, fühlte sich der brave Patterson zwar wieder etwas unwohl, dank dem hilfreichen Kirschkern in seiner Hand hatte er sich aber nicht allzu sehr zu beklagen.
    Im Juli und August kommt übrigens wirklich schweres Wetter hier kaum jemals vor; es treten – eine Folge der starken Wärme der Tropenzone – eigentlich nur schnell vorübergehende Gewitterstürme auf. Das Klima Antiliens erfreut sich einer auffallenden Regelmäßigkeit und niemals übersteigen die Schwankungen der Thermometersäule mehr als zwanzig Grade. Größere Unterschiede als bezüglich der Temperatur beobachtete man hier bezüglich der Niederschläge, und der Regen, den ein Hagelschlag nur sehr selten begleitet, stürzt oft in unerhörter Menge hernieder.
    Die dem ersten Anprall der Seewinde ausgesetzten Inseln der Gruppe haben von den atmosphärischen Störungen am meisten zu leiden; die anderen, wie Sainte-Croix, Sankt-Eustach, Sankt-Christoph und die Grenadinen, die tiefer drin im karaïbischen Meere liegen, werden von Stürmen weit seltener heimgesucht. Die meisten Häfen der Inseln Vor dem Winde liegen jedoch nach Westen und Südwesten und bieten deshalb also auch recht sicheren Schutz gegen den Wogenschwall von der offenen See her.
    Es war schon etwas spät am Abend des 3. August, als der durch die Passatwinde zurückgehaltene »Alert« in Sicht von Sankt-Martin eintraf.
    Schon vier bis fünf Meilen vor dem späteren Ankerplatze hatten die jungen Preisträger aber noch den höchsten Bergstock der Insel sehen können der – er steigt bis fünfhundertfünfundachtzig Meter auf – jetzt noch unter den letzten Strahlen der Sonne erglühte.
    Sankt-Martin gehört bekanntlich Holland und auch Frankreich. Die Franzosen und die Holländer vom »Alert« fanden hier also jeder ein Stück ihres westindischen Vaterlandes. Wenn hier Albertus Leuwen aber den Fuß auf das Land seiner Geburt setzte, so war das nicht der Fall bei Louis Clodion und Tony Renault, die der eine aus Guadeloupe, der andere aus Martinique gebürtig waren. Der junge Holländer dagegen hatte das Licht der Welt in Philsburg, der Hauptstadt der Insel, erblickt, in deren Hafen der Dreimaster vor Anker gehen sollte.
    Sankt-Martin, das jetzt französisch-holländisch ist, hat einen nach Nordwesten vorgeschobenen Vorposten in der kleinen Insel Anguilla, eigentlich nur einem Eilande, das mit Sankt-Christoph und Nevis zu derselben Präsidentschaft gehört. Anguilla ist von der Hauptinsel nur durch einen schmalen Wasserarm getrennt, dessen Tiefe kaum fünfundzwanzig bis dreißig Meter übersteigt. Es ist jedoch nicht unmöglich, daß sich dessen korallenbedeckter Grund weiter und durch die nie rastende Tätigkeit der Infusorien bis zur Meeresfläche heben könnte, wenn das nicht etwa einmal infolge einer plutonischen Störung eintritt; dann würden Sankt-Martin und Anguilla nur noch eine einzige Insel bilden.
    Was möchte wohl dann aus der franko-angloholländischen Antille werden? Würden die drei Nationen in gutem Einvernehmen darauf wohnen? Verdiente sie dann nicht weit mehr als die letzte Insel der Antillenkette den Namen »Trinidad« und würde ein ungestörter Friede unter dem Schatten der drei Flaggen herrschen? –
    Am nächsten Morgen kam ein Lotse an Bord des Dreimasters und führte diesen durch gewundene Wasserstraßen in den Hafen von Philsburg.
    Die Stadt bedeckt ein schmales Strandgelände, das die halbkreisförmige Bucht von einem weit ausgedehnten Salzwerke, dem Sitze einer sehr bedeutenden Salzgewinnung, trennt. Daneben sind noch Salzsümpfe, die Hauptschätze der Insel, so ergiebig, daß man ihre jährliche Ausbeute auf nicht weniger als 3,600.000 Hektoliter schätzt.
    Eine Anzahl dieser Salzsümpfe erfordert freilich unablässig eine gewisse Nachhilfe. Die Verdunstung ist hier so stark, daß sie ohne solche bald ganz trocken liegen würden. Deshalb macht es sich auch für die Saline von

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