Reisestipendien
nächtlichen Fahrt blieben alle Passagiere bis Mitternacht auf dem Deck, dann schlüpften sie in ihre Kabinen und erwachten nicht eher, als bis der »Alert« seine Anker rasselnd fallen ließ.
Marigot ist eine noch mehr handelstätige Stadt als Philsburg. Sie liegt am Rande eines Wasserarmes, der die Verbindung zwischen der Bai und dem Simpsonteiche vermittelt und dadurch einen sehr sicheren, gegen die Wellen des Meeres geschützten Hafen bildet. Hier laufen in großer Zahl Schiffe der langen Fahrt und Küstenfahrer ein, wozu die Abgabenfreiheit am Orte nicht wenig beitragen mag. Marigot ist übrigens die bedeutendste Stadt von Sankt-Martin.
Die Passagiere sollten den kurzen Abstecher auch in keiner Weise zu bereuen haben. Alle hatten ihren Anteil an dem herzlichen Empfange, den die französischen Kolonisten zweien ihrer Landsleute bereiteten. Die Ansiedler machten keinen besonderen Unterschied zwischen den Nationalitäten ihrer unerwarteten Gäste, und bei dem diesen von den Behörden der Stadt gebotenen Bankett sah man eben nur Antilianer, die bunt durcheinander an der Tafel saßen.
Einer der bedeutendsten Kaufleute der Stadt, Anselme Guillon mit Namen, war es gewesen, der die kleine Festlichkeit zu stande gebracht hatte. Gegen vierzig Personen nahmen daran teil, und natürlich hielt es der Veranstalter für geboten, daß auch der Kapitän des »Alert« dazu eingeladen würde.
Guillon begab sich deshalb an Bord und ersuchte Harry Markel, bei dem Bankett zu erscheinen, das am nämlichen Abend im Saale des Stadthauses stattfinden sollte.
So kühn er auch sonst war, wollte Harry Markel diese Einladung doch nicht annehmen. Vergeblich trat auch Patterson dem Ersuchen Guillons bei. Beide scheiterten an der unerschütterlichen Weigerung, bei der der Kapitän des »Alert« verharrte. Ebensowenig wie in Sankt-Thomas und Sainte-Croix wollte er in Sankt-Martin sein Schiff verlassen und gab auch keinem seiner Leute Urlaub, ans Land zu gehen.
»Wir werden Ihre Abwesenheit bedauern, Kapitän Paxton, erklärte Guillon. Das Gute, was uns die jungen Leute alles über Sie erzählt, die Vorsorge, die Sie auf der Fahrt des »Alert« getroffen haben, und deren Wunsch, Ihnen einmal öffentlich ihren Dank bezeugen zu können, alles das hat mich ermutigt, bei Ihnen auf dieser Einladung zu bestehen, und ich beklage aufrichtig, damit keinen Erfolg gehabt zu haben.«
Harry Markel machte noch eine kalte Verbeugung und der Kaufmann ließ sich wieder nach dem Kai übersetzen.
Hierzu sei jedoch bemerkt, daß ihm der Kapitän des »Alert« ebensowenig wie früher Herrn Christian Harboe einen sympathischen Eindruck gemacht hatte. Das harte und rauhe Gesicht, dem sich von so vielen Schandtaten und Verbrechen ein unverkennbarer Stempel eingeprägt hatte, mußte in dem Beobachter einen gewissen Widerwillen, ja geradezu ein wirkliches Mißtrauen erwecken. Nach den Reden der Passagiere und den Lobsprüchen, die Horatio Patterson dem Kapitän Paxton zollte, konnte man auf jenen minder günstigen Eindruck freilich kein Gewicht legen. Übrigens war der Mann ja von Mrs. Kathlen Seymour eigens gewählt worden, und diese Dame hatte ihre Entscheidung gewiß nur auf Grund sorgsamer Erkundigung und guter Empfehlungen getroffen.
Wenig hätte hier jedoch gefehlt, daß die Lage Harry Markels und seiner Leute stark kompromittiert worden, vielleicht gar verloren gewesen wäre. Auf der anderen Seite mußte derselbe Umstand freilich das Vertrauen Guillons und der hervorragenden Männer Marigots zu dem Kapitän und seiner Mannschaft nur noch kräftigen.
Am Tage vor der Ankunft des »Alert« lag nämlich noch die englische Brigg »Fire-Fly« vor Marigot. Ihr Kapitän kannte Paxton persönlich sehr genau und schätzte seine Eigenschaften als Mensch ebenso hoch wie als Seemann. Hätte er gewußt, daß der »Alert« hier eintreffen sollte, so würde er diesen jedenfalls abgewartet haben, und mit welcher Freude hätte er seinem alten Freunde wieder einmal die Hand gedrückt! Die »Fire-Fly« war aber schon segelklar gewesen, und im Dunkel der Nacht mochte sie sich im Westen der Insel wohl mit dem »Alert« gekreuzt haben.
Sankt Barthelemy. – Der Hintergrund des Hafens.
In seinem Gespräch mit Harry Markel hatte Guillon auch den Kapitän von der »Fire-Fly« erwähnt, natürlich zum großen Schreck des Elenden, der sich die Gefahr ausmalte, die ihm bei der Anwesenheit eines Freundes des Kapitäns Paxton gedroht hätte.
Jetzt schwamm die Brigg schon
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