Reisestipendien
unberührt blieben von den Rückwirkungen jener furchtbaren Kriege, die sich sonst bis über den Atlantischen Ozean fühlbar machten. Sie konnten in vollem Frieden an ihrer glücklichen Entwicklung weiter arbeiten.
Die im Jahre 1862 proklamierte Negeremanzipation rief dagegen anfangs einige Unruhen hervor, die die Kolonialbehörden mit Strenge unterdrücken mußten. Die Freigelassenen beschwerten sich nicht ganz mit Unrecht darüber, daß die ihnen gemachten Versprechungen nicht eingehalten worden seien, vorzüglich die Überweisung einer gewissen Fläche von Grund und Boden zu freiem Eigentum. Das verursachte Reklamationen, die ohne Erfolg blieben, und schließlich einen Aufstand der Neger, der zu Brandstiftungen an verschiedenen Stellen der Insel führte.
Als der »Alert« im Hafen von Christianstad lag, waren die Beziehungen zwischen Kolonisten und Freigelassenen noch immer nicht endgültig geregelt. Immerhin erfreute sich die Insel einer vollkommenen Ruhe, und die Touristen wurden bei ihren Ausflügen auch nirgends belästigt. Ein Jahr später wären sie freilich in einen offenen Aufruhr hineingeraten, der so ernst war, daß dabei Axel Wickborns Vaterstadt von den Negern niedergebrannt wurde.
Hier möge auch erwähnt werden, daß sich die Bevölkerung von Sainte-Croix schon seit sechs bis sieben Jahren ansehnlich vermindert hat infolge einer anhaltenden Auswanderung, die sie um den fünften Teil ihres früheren Bestandes schwächte.
Während des Aufenthaltes des »Alert« befand sich der dänische Gouverneur, der sonst abwechselnd je sechs Monate auf Sankt-Thomas und auf Sankt-Johann seinen Sitz hat, hier auf Sainte-Croix, wo man neue Störungen befürchtete. Er konnte den jungen Antilianern also nicht den Empfang zu teil werden lassen, der diese auf den anderen Antillen erwartete. Dennoch hatte er Vorsorge getroffen, ihnen alle Erleichterungen zur Besichtigung der Insel zu gewähren, was denn auch im weitesten Umfange geschah.
Vor der Weiterreise übermittelte deshalb noch ein von Horatio Patterson aufgesetzter Brief in zierlicher Schrift, den die neun Preisträger unterzeichneten, Seiner Exzellenz den Ausdruck des lebhaftesten Dankes.
Und welche angenehme Siesta gab es in dem schattigen Parkgarten. (S. 179.)
Am 1. August verließ der »Alert« wieder den Hafen von Christianstad, und nachdem er aus dessen Zufahrtsstraße heraus war, schlug er bei mäßiger Brise, gegen diese scharf ansegelnd, den Kurs nach Sankt-Martin ein.
Die jungen Ausflügler bestanden darauf, den Gipfel zu ersteigen (S. 180.)
Fußnoten
1 Beweis dafür das Schicksal Cubas und Portoricos nach dem 1898er spanisch-amerikanischen Kriege.
2 Später beschäftigte man sich noch mit der Abtretung aller drei dänischen Inseln, die Reichstagsverhandlungen in Kopenhagen führten jedoch bis heute zu keinem endgültigen Ergebnisse.
Fünfzehntes Kapitel.
Sankt-Martin und Sankt-Barthelemy.
Nach Osten steuernd, wandte sich der »Alert« dem hohen Meere zu. Sankt-Martin und die Inseln Sombrero, Anguilla, Barbuda und Antigoa sind nämlich die äußersten Vorposten der Antillenkette im Nordosten der Inseln Vor dem Winde.
Als der Dreimaster die Landmasse von Sainte-Croix außer Sicht verloren hatte, traf er auf den Passatwind, der jetzt ziemlich kräftig wehte. Das Schiff mußte deshalb bei grobem Meere aufkreuzen, konnte dabei aber noch seine unteren Segel nebst den Mars-und den Bramsegeln beibehalten. Freilich mußte es häufig den Kurs ändern. Tony Renault und Magnus Anders war erlaubt worden, das Steuer zu halten, worauf die beiden nicht wenig stolz waren.
Die Entfernung zwischen Sainte-Croix und Sankt-Martin übersteigt kaum zweihundert Seemeilen. Unter sehr günstigen Ümständen kann sie ein guter Segler binnen vierundzwanzig Stunden zurücklegen. Bei dem jetzt herrschenden widrigen Winde und der Notwendigkeit, die auf den Meerbusen von Mexiko gerichtete Strömung zu überwinden, dauerte die Überfahrt freilich dreimal so lange.
Der »Alert« hatte dabei übrigens fast stets zahlreiche Dampf-oder Segelschiffe in Sicht. Diese Meeresgegend ist sehr stark befahren, und die Schiffahrt zwischen allen Inseln von Sankt-Thomas bis Trinidad besonders lebhaft.
Harry Markel vernachlässigte deshalb niemals die gewohnte Vorsicht: er hütete sich sorgsam, diesen Fahrzeugen auf Seh-oder Hörweite nahe zu kommen, hielt sich von ihnen vielmehr immer unter dem Winde, um nicht veranlaßt zu werden, mit einem davon in Verkehr zu
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