Reisestipendien
Philsburg von Zeit zu Zeit nötig, die sie vom Ufer trennende Landzunge zu durchstechen und das Wasser des Meeres dahin eintreten zu lassen.
Albertus Leuwen hatte auf Sankt-Martin kein Mitglied seiner Familie mehr. Alle wohnten etwa seit fünfzehn Jahren in Rotterdam (in Holland). Er selbst hatte, als er nach Europa ging, Philsburg so jung verlassen, daß er an die Insel keine Erinnerung mehr bewahrte. Überhaupt war es von allen preisgekrönten Antilianern nur Hubert Perkins, dessen Eltern sich auch heute noch in der englischen Kolonie Antigoa aufhielten. Für Albertus Leuwen bot sich hier also nur die Gelegenheit, noch ein-und voraussichtlich das letztemal den Fuß auf die heimatliche Erde zu setzen.
Ist Sankt-Martin im geteilten Besitz Hollands und Frankreichs, so darf man doch nicht glauben, daß die britische Nation hier nicht vertreten wäre. Von der Bevölkerung von siebentausend Seelen sind dreitausendfünfhundert Franzosen und dreitausendvierhundert, also auch fast die Hälfte der Gesamtzahl, Engländer. Was nun noch für die Holländer übrig bleibt, ist ja leicht zu erkennen.
Dem Handelsverkehr auf Sankt-Martin sind keinerlei Schranken gezogen und ebenso erfreut sich die Verwaltung der größten Selbständigkeit. Ein glückliches Gedeihen ist hiervon die sichtbare Folge gewesen. Daß die Salinen der Insel sich im Besitz einer französisch-holländischen Gesellschaft befinden, hat wenig zu besagen. Die Engländer sind dafür in anderen Zweigen des Handels tätig, vor allen in denen, die allerlei Bedarfsgegenstände betreffen, und ihre stets wohl versorgten Lagerhäuser und Läden haben eine zahlreiche Kundschaft.
Der Aufenthalt des »Alert« an Sankt-Martin, wenigstens die Zeit, wo er hier vor Anker lag, dauerte nicht länger als vierundzwanzig Stunden.
Weder Harry Markel, noch einer seiner Leute brauchte hier zu befürchten, erkannt zu werden. Alles in allem lag eine solche Gefahr am nächsten in den englischen Antillen Santa-Lucia, Antigoa und Dominique, wohin das Schiff noch gehen sollte, ganz besonders vielleicht in Barbados, dem Wohnsitz der Mrs. Kathlen Seymour, wo sich der Aufenthalt der Preisträger von der Antilian School voraussichtlich mehr als anderswo verlängerte.
Patterson und seine jungen Begleiter hatten hier eigentlich nur über die lange Straße zu lustwandeln, aus der Philsburg besteht, und deren Häuser den flachen Strand im Westen bis dicht ans Meer bedecken.
Danach hätte der »Alert« gleich wieder unter Segel gehen können, nachdem Albertus Leuwen seiner Heimat diesen kurzen Besuch abgestattet hatte, Louis Clodion und Tony Renault bekundeten jedoch als geborene Franzosen das lebhafte Verlangen, vorher auch den französischen Teil der Insel betreten zu haben, der weiter im Norden liegt und fast zwei Drittel der Gesamtoberfläche einnimmt.
Der Hauptort dieses Teiles heißt Marigot, ein Name, der, wie man sieht, nichts holländisches an sich hat. Es erscheint also begreiflich, daß Louis Clodion und Tony Renault gern wenigstens einen Tag in Marigot zuzubringen wünschten.
Sie setzten sich deshalb mit dem Mentor ins Einvernehmen; eine Änderung des Reiseplanes hatte der Ausflug ja nicht zur Folge.
Der wackere Mann wußte denn auch das so natürliche Verlangen der Beiden zu würdigen.
»Wenn Albertus hier den Boden seines Holland betreten hat, warum sollten dann Louis und Tony,
Arcades ambo,
nicht den Boden Frankreichs betreten?«
Horatio Patterson sachte also Harry Markel auf und unterbreitete ihm den Vorschlag, den er mit seiner hohen Autorität unterstützte.
»Und wie lautet darauf Ihre Antwort, Kapitän Paxton?« fragte er.
Harry Markel hätte es erklärlicherweise vorgezogen, keine weiteren Orte als die früher bestimmten anzulaufen. Jetzt fehlte es ihm aber doch an einem annehmbaren Grunde, die Überführung seiner jungen Passagiere nach einem anderen Punkte der Inseln zu verweigern. Ging der »Alert« am Abend ab, so konnte er am nächsten Tage vor Marigot sein und nach achtundvierzig Stunden schon nach Barthelemy weiter segeln.
So geschah es denn auch. Am Abend des 5. gegen neun Uhr lief der Dreimaster unter der Führung eines Lotsen von Philsburg wieder aus. Die Nacht war klar, der Mond fast voll und das Meer ruhig unter dem Schutze der Anhöhen der Insel, längs deren Ufer man in der Entfernung von einer Viertelmeile hinfahren konnte. Der günstige Wind gestattete überdies dem Schiffe, alle Segel mit Steuerbordhalfen zu tragen.
Während der herrlichen
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