Reisestipendien
dreihundertfünfzig für die Annahme der französischen Oberhoheit entschieden.
Der arme Magnus Anders konnte dagegen natürlich keinen Einspruch erheben, und Schweden hatte ja auch recht triftige Gründe, sich seines einzigen Besitzes im westindischen Archipel zu entäußern. Der junge Mann mußte also gute Miene zum bösen Spiele machen.
»Alles in allem, erklärte er denn auch, indem er sich dem Ohre seines Kameraden Louis Clodion zuneigte, wenn es denn einmal so sein sollte, daß die Insel unter eine andere Flagge kam, so ist es für sie am besten, daß das die Trikolore Frankreichs war!«
Ende des ersten Teiles.
Zweiter Teil.
Erstes Kapitel.
Antigoa.
Eine Besitzveränderung wie die bezüglich Sankt-Barthelemys zu Gunsten Frankreichs, mit der Schweden seine einzige Kolonie im Antillenmeere aufgab, ist bezüglich Antigoas zum Nachteil des Vereinigten Königreichs gewiß niemals zu befürchten. Hatte Magnus Anders seine Heimat nicht mehr unter skandinavischer Oberhoheit wiedergefunden, so fand Hubert Perkins die seinige jedenfalls unverändert als Kolonialbesitz Großbritanniens wieder.
England entäußert sich nicht gerne dessen, was es einmal sein nannte: Es hat lange Zähne und zeigt, ebenso aus Instinkt wie aus sehr greifbarem Interesse, weit eher Neigung. sich anzueignen, was andere Mächte sich an Inseln oder Festlandsgebieten erworben haben. England besaß auch und besitzt noch heute den größten Teil der westindischen Inselwelt, und wer weiß, ob in Zukunft nicht noch über mehr dieser Inseln als heute der Unionsjack flattern wird.
Antigoa gehörte übrigens nicht immer dem habgierigen Albion. In früherer Zeit und bis zum Anfange des 17. Jahrhunderts von Karaïben bewohnt, fiel es später in die Hände der Franzosen.
Dieselbe Ursache aber, die jene Eingebornen schließlich zum Weggange von der Insel bestimmt hatte, veranlaßte nur wenige Monate später auch die Franzosen, nach der Insel Sankt-Christoph, woher sie gekommen waren, zurückzukehren. Auf Antigoa fehlt es nämlich gänzlich an Flüssen; kaum trifft man auf einige Rios, die immer nur für kurze Zeit von Regenniederschlägen gespeist werden. Zur Deckung des Bedarfs der Kolonie wäre es also notwendig gewesen, große Becken zur Ansammlung des Wassers zu erbauen.
Das begriffen auch die Engländer und führten es, kurz entschlossen, aus, als sie sich 1632 auf Antigoa eingerichtet hatten. Die Sammelbecken wurden dabei in zweckmäßigster Weise angelegt, um das Land umher reichlich bewässern zu können. Da sich der Erdboden im übrigen vortrefflich zum Anbau von Tabak eignete, widmeten sich die Pflanzer mit Vorliebe dieser Kultur, die jener Zeit wesentlich zum Aufblühen der Kolonie beitrug.
Im Jahre 1668 kam es dann zum Kriege zwischen Frankreich und England. Eine in Martinique ausgerüstete Expedition segelte nach Antigoa. Die mitgeführten Truppen zerstörten die Anpflanzungen und entführten die Negerarbeiter… Darauf lag die Insel ein ganzes Jahr so verödet, als ob sie noch niemals auch nur einen Bewohner gehabt hätte.
Ein reicher Grundbesitzer von Barbados, der Colonel Codington, konnte sich aber nicht dabei beruhigen, daß die auf Antigoa ausgeführten Arbeiten gänzlich verloren sein sollten. Er siedelte mit einer großen Arbeiterschar dahin über, zog auch bald noch andere Kolonisten heran, und dadurch, daß er mit dem Anbau des Tabaks noch den des Zuckerrohrs verband, hob er die Insel bald wieder zu ihrem früheren Wohlstand.
Der Colonel Codington wurde später zum Generalgouverneur aller der England untertänigen Inseln Unter dem Winde ernannt. Ein energischer Verwalter, wußte er den Anbau des Bodens außerordentlich zu heben und daneben den Handel so tüchtig zu fördern, daß dieser auch später seine Lebhaftigkeit nicht wieder einbüßte.
Als Hubert Perkins an Bord des »Alert« hier eintraf, sollte er also Antigoa ebenso blühend wiederfinden, wie er es, um seine weitere Ausbildung in Europa zu erhalten, fünf Jahre vorher verlassen hatte.
Die Entfernung zwischen Sankt-Barthelemy und Antigoa beträgt nicht mehr als siebzig bis achtzig Seemeilen. Auf offener See geriet der »Alert« aber zuerst in eine völlige Windstille, und dieser folgte dann eine ganz schwache Brise, so daß er nur sehr langsam vorwärts kam. Dabei passierte er Sankt-Christoph, jene von den Engländern, Franzosen und Spaniern umstrittene Insel, die 1713 durch den Frieden von Utrecht in den dauernden Besitz Englands überging. Den Namen
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