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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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ins Wohnzimmer.“
    Und geradeaus, wie ich feststellen kann, über eine steile Treppe ins Obergeschoss. Ich wende mich artig nach links und befinde mich in einem engen, plüschigen Zimmer. An der Wand ist eine Blumentapete. Auf dem bunten Teppich prangt ein Paisley-Muster wie es mein Mediziner-Bruder gerne „Wandernieren“ nennt. Ein gelbes Sofa. Zwei Sessel. Es ist düster und ein bisschen muffig; es riecht nach Tabaksqualm und Essen. Ein verhältnismäßig großer Fernseher steht unter dem Fenster zur Straße hin. In der einen Ecke steht ein Regal mit Nippes: eine venezianische Gondel, kitschige Vasen, Schäferinnen aus Porzellan.
    Die Frau deutet auf den einen Sessel, in den ich mich setze, und lässt sich ächzend in das Sofa plumpsen.
    „Ich heiße Gladys. Gladys Smith. Len, mein Mann, ist gerade unterwegs. Er putzt am morgen immer im Pub, im 'Black Anchor' in der Crabbe Street.
    Ich nicke und erwidere: „Ich bin Anna Mauritz.“
    „Aus Germany? Du klingst so.“
    „Ja. Aus Hamburg. Meine Mutter ist Engländerin.“
    „Und was bringt dich nach Aldeburgh?“
    „Ich verbringe hier den Sommer. Ab Montag vertrete ich Freddy in seinem Fish und Chips Stand am Strand.“
    „Och! Ist er krank?“
    Ich erzähle Gladys von Freddys Hüfte und sie schüttelt mitleidig den Kopf und schnalzt mit der Zunge. „Der Arme. Hoffentlich geht es gut. Mary White im Nachbarhaus hat letztes Jahr auch eine künstliche Hüfte bekommen. Jetzt hinkt sie immerfort. Vorher ging es ihr besser, glaube ich.“
    Ich merke, wie ich ungeduldig werde. Ich will nicht über Mary Whites Hüfte reden.
    „Das tut mir Leid“, sage ich. „Jetzt zu dem Zimmer: ist es noch zu haben?“
    „Ja“, sagt Gladys, „bis letzte Woche hat dort John gewohnt. Er ist Taxifahrer. Er war etwa ein Jahr bei uns. Der arme Kerl!“
    Ich weiß, dass Gladys jetzt möchte, dass ich mich danach erkundige, warum besagter „John“ so ein „armer Kerl“ sei. Eigentlich interessiert mich das nicht sehr.
    „Schön, dass das Zimmer noch zu haben ist. Kann ich es mir einmal ansehen?“
    Gladys blickt etwas gekränkt. Sie will doch eine nette gemütliche Unterhaltung mit mir. Das Zimmer hat doch noch Zeit, scheint sie zu denken.
    „Natürlich“, sagt sie, „wir gehen gleich herauf. Aber willst du nicht vorher noch eine nette Tasse Tee? Nach dem Laufen kannst du sicher eine kleine Erfrischung gebrauchen.“
    Sie steht schon auf und wackelt zu einer hinteren Tür, die vermutlich zur Küche geht.
    Ich spüre, wie mein verschwitztes T-Shirt am Rücken klebt. Wenn Erfrischung, dann eine schöne ausgiebige Dusche, denke ich. Welcher Teufel hat mich nur geritten, bei dieser Schnarchnase an der Tür zu klingeln?
    „Nein, danke“, schreie ich fast. „ich sehe mir lieber gleich das Zimmer an.“
    Gladys wendet sich um und sieht mich mit hängenden Ohren an.
    „Nicht einmal ein schönes, kühles Glas Wasser?“ Sie bettelt fast.
    Ich kapituliere. „Okay, ein Glas Wasser wäre wunderbar.“
    Glücklich watschelt sie weg und kommt kurz darauf mit dem Wasser wieder.
    „Wenn du noch ein kleines Weilchen wartest“, sagt sie, „dann kannst du vielleicht gleich noch Len kennenlernen. Er müsste bald zurückkommen.“
    Ich stürze das Wasser schnell hinunter und springe dann auf.
    „Das wäre nett, aber ich habe leider keine Zeit. Ich – ich habe noch etwas vor.“
    „Ihr jungen Leute. Immer unterwegs. Immer beschäftigt“, seufzt Gladys, geht aber endlich zur Zimmertür und führt mich hinaus ins Treppenhaus.
    Es geht über knarrende Holzstufen hinauf in einen winzigen Vorflur. Rechts ist das Schlafzimmer der Herrschaften. Geradeaus ist das Bad. Keine Dusche. Nur eine Badewanne. Oh je.
    Links ist die Tür des in-Frage-kommenden Zimmers. Darin steht ein großes Doppelbett mit einem geblümten Rüschenüberwurf aus Polyester. Ein Stuhl. Ein Schminktisch. (Für den Taxifahrer?). Das war's.
    Kein Meeresblick wie bei Clara. Nur ein Blick auf die Rückseite der Häuser, die die begehrte Strandlage haben. Und von hinten sehen die längst nicht so edel aus.
    Zwar wirkt alles sauber und gepflegt, aber es ist bei Weitem nicht der Wohnkomfort, den ich bisher so gewohnt war.
    Nachdenklich stehe ich da.
    „Schön, nicht?“, fragt Gladys, „die Matratze ist zwar schon etwas betagt – ist nur fair, wenn ich dir das sage – aber sonst... Der John war immer sehr zufrieden.“
    Klar, denke ich, der war ja schließlich auch die meiste Zeit in seinem Taxi unterwegs.
    Trotzdem höre

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