Reiterferien auf Ponyhof Muehlental - Band 1-3
wäre sonst allein zurückgeblieben. Der alte Knabe wäre ja total vereinsamt.“
„Wie alt ist er denn?“, wollte Luisa wissen.
Isabel zuckte die Schultern. „Das wusste Herr Kintrup selbst nicht so genau, denn Hector hat keine Papiere und war schon im mittleren Alter, als er ihn von einem altersschwachen Bauern übernommen hat. Herr Kintrup vermutet, dass er die Fünfundzwanzig schon lange hinter sich hat.“
„Fünfundzwanzig Jahre?“, rief Luisa erstaunt. „Ist das nicht furchtbar alt?“
Isabel nickte. „Ja schon, aber wenn ein Pony gut gepflegt und nicht überstrapaziert wird, dann kann es gut und gerne über dreißig Jahre alt werden.“
„Der kleine Hector hier hat immer noch richtig muntere Augen“, stellte Luisa fest. „Das ist doch sicher ein gutes Zeichen, oder?“
Isabel lachte. „Ja, in der Tat. Und jetzt bringen wir die drei auf die Weide, damit sie sich mit ihrem neuen Zuhause vertraut machen können.“
Die Mädchen hatten ihre Freude daran, wie die kleinen Ponys munter durch das hohe Gras trabten und jeden Winkel der Weide in Augenschein nahmen. Hector hielt mit den beiden jüngeren tapfer mit und immer wieder hallte sein lautes Wiehern durch das Mühlental.
Luisa grinste. „Je oller, je doller. Von Altersschwäche keine Spur.“
Auch als Isabel die Mädchen schließlich zum Frühstück rief, konnten sie sich nicht von diesem Schauspiel losreißen. Das Frühstück musste warten!
Doch plötzlich wurde ihre Aufmerksamkeit von etwas anderem abgelenkt.
Vor der Hofzufahrt stand am Waldrand ein kleiner Junge. „Schau mal, Anna“, sagte Luisa. „Kennst du den?“
Anna kniff die Augen ein wenig zusammen, um besser gucken zu können. „Ich glaube, der ist vom Nachbarhof. Gesehen habe ich ihn schon mal.“
„Was hat er denn da auf dem Arm?“, fragte Luisa. „Irgendwas Helles.“
Anna winkte dem Jungen zu, doch der drehte sich schnell zur Seite, so als sei er unschlüssig, ob er weglaufen sollte oder nicht.
Anna zupfte Luisa am Ärmel. „Komm, wir gehen mal hin.“ Als die Mädchen sich dem Jungen näherten, erkannten sie, dass er einen kleinen Hund auf dem Arm trug.
„Hallo“, sagte Anna. „Ist das dein Hund? Ein Jack-Russel, nicht wahr?“
Der Junge nickte schüchtern und die Mädchen sahen, dass er geweint hatte.
„Ist alles okay mit dir?“, fragte Luisa freundlich.
„Ja“, antwortete der Junge mit dünner Stimme. „Aber mein Benni ist verletzt. Meine Mama sagt, ich soll hierhin gehen, weil hier ein Tierarzt ist, aber ich sehe keinen.“ Jetzt fing der Junge an zu schluchzen.
„Ja!“, rief Luisa und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Hier bist du goldrichtig. Komm, wir bringen deinen Benni zu meiner Mama. Sie ist Tierärztin.“
Luisa stürmte ins Haus. „Mama, ich befürchte, du musst dein Frühstück unterbrechen. Hier kommt dein erster Patient.“
„Du lieber Himmel, die Praxis ist doch noch nicht eingerichtet!“, rief Adelheid. Sie wischte sich den Mund mit der Serviette ab und folgte ihrer Tochter auf den Hof, wo sie einen ersten Blick auf den verletzten Hund warf.
Eine große blutende Fleischwunde zog sich über das rechte Hinterbein des kleinen Terriers. Benni fiepte, als Adelheid vorsichtig das Bein anhob. „Na, wie ist das denn passiert?“, fragte sie.
„Ich weiß es nicht“, jammerte der Junge. „Als ich ihn heute Morgen füttern wollte, hab ich's plötzlich gesehen.“
Adelheid streichelte dem Hund über das Köpfchen. „Also, trag ihn mal ins Haus. Heute müssen ein Tisch und eine helle Lampe reichen. Luisa, bitte hol meinen Koffer aus dem Auto.“
Sofort spurtete Luisa los und dann folgte der kleine Tross Adelheid ins Haus.
Als sie am Abend alle miteinander auf der Terrasse saßen, kam Rolf mit Sekt für die Erwachsenen und Orangensaft für die Mädchen an. Robert hatte sich mal wieder mit seiner Gitarre zurückgezogen.
Rolf hob das Glas, in dem der goldgelbe Sekt perlte, und prostete Adelheid zu.
„Trinken wir auf den kleinen Benni, deinen ersten Patienten, den du mit deinen Heilkünsten gerettet hast!“
Adelheid nippte an ihrem Glas und lachte. „Nun übertreib mal nicht. Der Kleine hatte Glück im Unglück. Es war nur eine Fleischwunde, die sich leicht nähen ließ. Der ist bald wieder auf den Beinen.“
Anna musste daran denken, dass der kleine Junge, von dem sie inzwischen wussten, dass er Jan hieß, ganz allein zum Mühlenhof gelaufen war. „Dass weder seine Mutter noch sein Vater mitgekommen sind“, sagte
Weitere Kostenlose Bücher